Holprige Fusion am Brillenmarkt

Verhaltenes Wachstum vor Zusammenschluss von italienischer Luxottica mit französischer Essilor

Holprige Fusion am Brillenmarkt

Die im Januar angekündigte Fusion des italienischen Ray-Ban-Herstellers Luxottica mit dem französischen Brillenglasspezialisten Essilor ist in der Schwebe. Beide Seiten schwärmen zwar von künftig starker Nachfrage, enttäuschen aber mit ihren Zahlen.wb Frankfurt – Der Enthusiasmus der Investoren über die avisierte Fusion des italienischen Brillenherstellers Luxottica mit dem französischen Optikproduzenten Essilor hat sich zwar gelegt. Die beiden Konzerne arbeiten aber weiter an der Realisierung des Vorhabens, das es auf ein Volumen von etwa 46 Mrd. Euro auf Basis der – seit Ankündigung des Deals gesunkenen – Kurse bringen soll. Nun ist Essilor zuversichtlich, dass die Brüsseler Wettbewerbshüter den Deal nach einer vertieften Prüfung durchgehen lassen. Die Entscheidung der Brüsseler Behörde soll bis zum 12. Februar 2018 fallen.Nach einem starken dritten Quartal bestätigen die Franzosen ihren Ausblick für 2017, nachdem im Juli die Prognose für das Umsatzwachstum im laufenden Jahr gekappt worden war. Allerdings drücken negative Währungseffekte, Naturkatastrophen und eine Steuerreform in Indien auf das Geschäft. Von Juli bis Ende September stiegen die Erlöse um 1,7 % auf 1,75 Mrd. Euro. Auf vergleichbarer Basis lag das Wachstum bei 2,5 %. Währungseffekte schmälerten die Einnahmen um 4,2 %. Naturkatastrophen wie die Hurrikans in der Karibik und im Süden der USA sowie das Erdbeben in Mexiko drückten auf die Nachfrage. Im laufenden Jahr strebt Essilor ein wechselkursbereinigtes Umsatzwachstum von 6 bis 7 % an. Bislang hatte das Unternehmen ein wechselkursbereinigtes Wachstum von 6 bis 8 % in Aussicht gestellt. Starke NachfrageFusionspartner Luxottica hat indessen die Erwartungen enttäuscht. Gründer Leonardo Del Vecchio, dem 62 % der Anteile gehören, wird seine Beteiligung komplett in das künftige Unternehmen einbringen. Er erhält wie die restlichen Anteilseigner für jede Aktie 0,461 Essilor-Titel. Bei der Ankündigung im Januar schoss der Luxottica-Kurs um 8 % auf 53,80 Euro hoch, Essilor legten um 14 % auf 116 Euro zu. Gestern notierte die italienische Gruppe mit 47,56 Euro (+4,9 %), Essilor mit 105 Euro (+4 %). Auf dem aktuellen Kursniveau bringt Luxottica 23 Mrd. Euro auf die Waage, Essilor ist 22,7 Mrd. Euro schwer.In den vergangenen Monaten ist die Euphorie auch wegen des schwachen Wachstums von Essilor verflogen. Doch auch Luxottica wächst verhaltener als erwartet. Für das dritte Quartal meldet das italienische Unternehmen Erlöse von 2,15 Mrd. Euro. Bei konstanten Währungskursen stieg der Umsatz um 0,8 %. Bestätigt wird der Ausblick fürs Gesamtjahr. Mit der Fusion wollen sich beide Seiten für eine starke Nachfrage auf einem Markt wappnen, der wegen der älter werdenden Bevölkerung und des Nachholbedarfs in Asien und Lateinamerika wachsen soll. Handel und Rivalen beäugen die Pläne aber kritisch. Mit einem Umsatz von über 15 Mrd. Euro, einem operativen Ergebnis (Ebitda) von annähernd 3,5 Mrd. Euro, 140 000 Beschäftigten und Vertriebsaktivitäten in 150 Ländern würde das entstehende Unternehmen nach eigener Einschätzung “eine ideal aufgestellte Wachstumsplattform bilden, um künftige Chancen nutzen zu können”. Erwartet werden erhebliche Synergieeffekte.