Möbelhandel

Home24 übernimmt den Laden­betreiber Butlers

Bisher verkauft der Online-Möbelhändler Home24 nur wenig Wohnaccessoires und Dekoartikel. Mit dem Erwerb der Butlers-Gruppe ändert sich das. Der Umsatzanteil stationärer Geschäfte steigt auf 10%.

Home24 übernimmt den Laden­betreiber Butlers

hek Frankfurt

Mit dem Erwerb der Butlers-Gruppe investiert der Online-Möbelhändler Home24 in das stationäre Geschäft und baut sein Sortiment mit Wohnaccessoires, Heimtextilien und Tischware stark aus. Nach Angaben von CEO Marc Appelhoff liegt der Transaktion ein Unternehmenswert von bis zu 100 Mill. Euro zugrunde. Für den Wert des Eigenkapitals würden etwa 70 Mill. bis 80 Mill. Euro angesetzt. Der genaue Betrag ist offen, da der Kaufpreis eine signifikante gewinnabhängige Komponente enthält. Zudem handelt es sich um einen kombinierten Bar- und Aktiendeal, wobei es für den Aktienteil eine Absicherungskonstruktion gibt.

Wie Home24 mitteilt, werden drei Viertel des Kaufpreises mit liquiden Mitteln beglichen, denen zum Teil ein Verkäuferdarlehen gegenübersteht. Ein Viertel entfällt auf neu emittierte eigene Aktien. Die Aktienkomponente führt dazu, dass sich Butlers-Gründer Wilhelm Josten mit 3,9 % an Home24 beteiligt und damit der derzeit größte Einzelaktionär wird. Laut Appelhoff wurde mit ihm ein Lock-up von vier Jahren vereinbart. Die Transaktion soll spätestens im zweiten Quartal 2022 in trockenen Tüchern sein.

Beide Marken sowie die Firmen­sitze in Berlin (Home24) und Köln (Butlers) blieben erhalten, der geschäftsführende Gesellschafter Josten und sein Team blieben an Bord. Zusammen mit dem Home24-Management werde Josten auch für die Gruppenstrategie verantwortlich sein, wenngleich seine genaue Rolle offenbleibt. Ein Vorstandsmandat sei „eine Option“, sagt Appelhoff auf Nachfrage.

„Die Sortimente von Butlers und Home24 ergänzen sich ideal“, zeigt sich der CEO überzeugt. Der kombinierte Umsatz wird mit 700 Mill. Euro für 2021 angegeben. Es würden bereits für 2022 positive Ergebnis- und Umsatzbeiträge durch den Zusammenschluss erwartet. Investoren reagierten wohlwollend auf die Übernahme: Die Home24-Aktie legte am Donnerstag um fast 10% zu.

Butlers betreibt 100 stationäre Filialen im deutschsprachigen Raum und ist über Franchisepartner mit 32 Geschäften in neun weiteren europäischen Ländern präsent. Der Einzel- und Großhändler für Haushaltswaren, Tischdekoration, Wohnaccessoires, Heimtextilien und Ge­schenkartikel erwartet für das laufende Jahr 95 Mill. Euro Umsatz und ein „deutlich positives“ Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nach HGB. Der Umsatzanteil des Onlinegeschäfts wird mit 25% angegeben. Im Januar 2017 ging das Unternehmen in Konkurs, wurde aber über ein Insolvenzplanverfahren und mit Unterstützung der NRW-Förderbank saniert.

Home24 agiert bisher als fast reiner Onlinehändler, hat jedoch mit zehn Showrooms eine kleine Verankerung im stationären Sektor. Dieser wird mit dem Butlers-Erwerb vergrößert. Künftig stellt der stationäre Handel den Angaben zufolge ein Zehntel des Europa-Umsatzes.

Durch die Akquisition erhält Home24 nach eigenen Angaben Zugang zu 40 Millionen Butlers-Besuchern im Jahr. Designer und Produktexperten der neuen Tochter entwickelten 3000 neue Artikel im Jahr. Das Familienunternehmen sei eine „Ideenwerkstatt der schönen Dinge“. In ausgewählte Butlers-Filialen wollen die Berliner eigene Showrooms integrieren. Die Übernahme stärke die Eigenmarkenkompetenz und ermögliche eine emotionalere Kundenansprache. Zugleich werde das Butlers-Sortiment durch Home24-Möbel gestärkt. Die Butlers-Produkte würden auf der Home24-Onlineplattform vermarktet.

Die Barkomponente besteht zu 65 % aus einem Fixbetrag, die restlichen 35 % hängen ab vom Butlers-Ebitda im Zeitraum Juli 2021 bis Juni 2022. Der Fixbetrag beläuft sich auf 48,6 Mill. Euro oder abzüglich an­teiliger Nettofinanzschulden auf 38 Mill. Euro. Der variable Teil bewegt sich zwischen 0 und maximal 21 Mill. Euro.

Der Aktienkomponente liegt ein Home24-Kurs von 18 Euro zugrunde, was weit über dem derzeitigen Niveau von zuletzt 11,84 Euro liegt. Josten hat sich aber einen Ausgleichsanspruch von maximal 5,55 Euro je Aktie gesichert, sollte die Home24-Notierung im Jahr 2026 nicht mindestens drei Kalendermonate im Schnitt über dem Referenzniveau von 18 Euro liegen.