Huawei trotzt US-Auflagen

Smartphonegeschäft treibt Umsatz - 5G-Kriterien der Bundesregierung begrüßt

Huawei trotzt US-Auflagen

Der chinesische Netzwerkausrüster Huawei wächst trotz weitreichender Sanktionen der US-Regierung rasant. Der Patriotismus chinesischer Smartphonekunden ist der stärkste Wachstumstreiber. Die Aussichten sind allerdings düster, auch wenn der Konzern beim Ausbau des 5G-Netzes in Deutschland im Rennen bleibt.Reuters/scd Berlin/Frankfurt – Der chinesische Technologieriese Huawei hat trotz der im Mai von der US-Regierung verhängten Handelsbeschränkungen einen Erlössprung verbucht. In den ersten neun Monaten schnellten die Erlöse um knapp ein Viertel auf 611 Mrd. Yuan (78,3 Mrd. Euro) hoch, wie der weltgrößte Netzwerkausrüster am Mittwoch mitteilte. Im dritten Quartal wurde das Geschäft sogar um 27 % ausgeweitet. Grund ist vor allem die ungebrochene Stärke im Smartphone-Geschäft. Bislang hat der zweitgrößte Anbieter weltweit 185 Millionen Geräte verkauft, was einem Anstieg um 29 % entspricht. Unterstützt von Solidaritätsbekundungen in den sozialen Netzwerken verkauft der Konzern seine Smartphones zuletzt verstärkt auf dem Heimatmarkt. Die US-Handelssanktionen haben in China eine patriotische Stimmung geweckt, von der Huawei profitiert.”Das Quartalsergebnis ist angesichts des enormen Drucks, mit dem das Unternehmen konfrontiert ist, wirklich beeindruckend”, sagte die Analystin Nicole Peng von der Beratungsfirma Canalys. Die starken Zahlen seien aber vom Verkauf von Geräten getrieben, die vor dem US-Verbot eingeführt worden seien. Die langfristigen Aussichten seien immer noch schlecht.US-Präsident Donald Trump hatte Huawei Mitte Mai auf eine schwarze Liste gesetzt. Seither darf der Konzern keine Aufträge mehr für Telekomausrüstung zum Aufbau des neuen Mobilfunkstandards 5G in den USA erhalten und Komponenten von US-Firmen nicht ohne spezielle Genehmigung beziehen. Das Misstrauen gegen Huawei ist auch in anderen Staaten groß. Sie befürchten, dass sich die Regierung in Peking über die Technologie von Huawei Zugriff auf sensible Daten verschaffen oder die Kommunikationsinfrastruktur lahmlegen könnte.Der wachsende Druck auf den Konzern steht aber auch im Zusammenhang mit dem Handelskonflikt zwischen den USA und China, in dem Sanktionen gegen Huawei für Washington ein zusätzliches Druckmittel sind. Noch haben die USA keine stichhaltigen Beweise vorgelegt, dass Huawei in ihre Hardware Hintertüren zu Spionagezwecken einbaut.Die Bundesregierung schließt Huawei trotz Drängens der USA in den am Dienstag veröffentlichten Sicherheitskriterien für Kommunikationsnetze nicht vom Aufbau der 5G-Infrastruktur aus. Der Anforderungskatalog schaffe gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Anbieter, so ein Huawei-Sprecher. “Das wesentliche Element in den Sicherheitsanforderungen ist es, dass wir Diversifikation einfordern”, erklärte Kanzleramtschef Helge Braun im Bundestag. Es könne immer sein, dass es in Zukunft Anbieter gebe, die nicht vertrauenswürdig seien – egal um welche Firma es gehe, ergänzte er in Anspielung auf Huawei. Braun widersprach der Einschätzung, dass die von der Bundesnetzagentur veröffentlichten Sicherheitsanforderungen abgeschwächt worden seien.