Hugo Boss bremst Umsatzschwund

Online- und China-Geschäft florieren - Kostensenkungen zeigen Wirkung - Aktie schließt fester

Hugo Boss bremst Umsatzschwund

Umsatz und Ergebnis von Hugo Boss sind im dritten Quartal stark gesunken. Die Erlöse gaben im Jahresvergleich um ein Viertel nach, das Nettoergebnis brach um 94 % auf 3 Mill. Euro ein. Einen Kollaps wie im zweiten Quartal gab es aber nicht. Die Sparmaßnahmen zeigten Wirkung. Die Aktie legte 2,2 % zu.md Frankfurt – Der Modekonzern Hugo Boss hat auch im dritten Quartal 2020 einen herben Umsatzrückgang verzeichnet, doch war das Minus mit 26 % nicht mehr so hoch wie im zweiten Jahresviertel (59 %). Die Erlöse fielen auf 533 (i. V. 720) Mill. Euro. Anders als im zweiten Quartal, das einen operativen Verlust von 250 Mill. Euro brachte, wurde zwischen Juni und Ende September ein Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 15 (83) Mill. Euro erzielt, was Vorstandssprecher Yves Müller im Gespräch mit Medienvertretern u. a. mit striktem Kostenmanagement erklärte. Das Unternehmen sei aber “von Normalität noch weit entfernt”, betonte er. Dafür spricht das magere Nettoergebnis von 3 (56) Mill. Euro.Dank der Wiedereröffnung eines Großteils der Stores – per Ende September hatten 95 % der Geschäfte wieder geöffnet, sagte Müller – verzeichnete vor allem das eigene Einzelhandelsgeschäft eine deutlich robustere Entwicklung als im ersten Halbjahr, wenngleich die Umsätze im Vorjahresvergleich um 22 % auf 335 Mill. Euro zurückgingen. Damit hat dieser Vertriebskanal einen Anteil am Konzernumsatz von 63 %.Die lokale Nachfrage habe in wichtigen Märkten im Vergleich zum Vorquartal deutlich zugelegt, sagte Müller. Kummer bereite das Geschäft in den Metropolen. Zum einen liege das am ausbleibenden Geschäft mit Touristen, zum anderen an der verbreiteten Homeoffice-Tätigkeit. Müller nannte als Beispiel New York: Ein Angestellter, der sonst von seiner Wohnung am Rande der Stadt zur Arbeit nach Manhattan fahre, kaufe jetzt nicht mehr in den Flaggschiff-Stores im Zentrum ein, sondern in einem Laden in der Nähe der Wohnung. Zudem hätten die großen Filialen in den Zentren von New York, Los Angeles oder San Francisco erst Mitte September wieder öffnen können. Auch deshalb seien die Erlöse in den USA und Kanada im dritten Quartal erneut schwach gewesen.In der Region Amerika belief sich der Umsatzrückgang den Angaben zufolge auf rund 73 Mill. Euro; ein Minus von 46 %. Hugo Boss hatte auf die andauernden Probleme im Groß- und Einzelhandel in den USA reagiert und das Management dort ausgetauscht. Legere Kleidung bringt MargeObwohl mit Hugo Boss “Formal Wear”, also z. B. Anzüge, Hemden und Mäntel, assoziiert wird, liege der Umsatzanteil von zwangloser Kleidung schon jetzt bei 80 %. Der Profitabilität tut das keinen Abbruch – im Gegenteil: Gemäß Müller sind die Margen bei Casual Wear im Schnitt sogar “um einige Prozentpunkte” höher als bei formeller Kleidung.”Unser Aufschwung hat sich im dritten Quartal dank der anhaltend hohen Dynamik im Online-Geschäft und im chinesischen Markt weiter fortgesetzt”, sagte Müller. Im eigenen E-Commerce wuchs Hugo Boss im dritten Quartal das zwölfte Mal in Folge zweistellig auf 48 Mill. Euro. Das Umsatzplus belief sich den Angaben zufolge auf 62 %. Ursache sind die generelle Verschiebung der Kundennachfrage ins Internet sowie die Angebote auf wichtigen Partner-Websites wie JD.com und Zalando (Konzessionsmodell). Die Zahl der Partner, über deren Online-Marktplätze der Konzern seine Ware anbietet, soll weiter ausgebaut werden. Die Konvertierungsraten hätten sich stark verbessert, sagte Müller. Die Conversion Rate ist die Anzahl der Besucher einer Website im Verhältnis zur Anzahl der Abschlüsse.Zum Anstieg des Online-Geschäfts habe auch die Expansion auf 24 weitere Märkte im Juni und August beigetragen. Anfang des Jahres sei das Unternehmen in 15 Ländern mit der eigenen Webseite präsent gewesen, jetzt seien es 42 und Ende des Jahres sollen es 47 sein, sagte Müller. 2021 sollen dann noch zwölf weitere Märkte hinzukommen. Insgesamt stehe der Online-Umsatz nun für 10 % der Konzernerlöse. In diesem Jahr soll im E-Commerce die Marke von 200 Mill. Euro Umsatz geknackt werden, 2022 sollen es 400 Mill. sein. Neben dem Online- habe sich das China-Geschäft besonders positiv entwickelt. Mit einem währungsbereinigten Erlösplus von 27 % beschleunigte sich das Geschäft und setzte damit die bereits im März begonnene Erholung erfolgreich fort. “China bleibt ein Schlüsselland für profitables Wachstum”, sagte Müller; das Geschäft dort soll weiter ausgebaut werden, zumal Hugo Boss dort Nachholbedarf habe. “Wir sind im Gegensatz zu Wettbewerbern noch unterrepräsentiert.” In Europa lagen die Umsätze um 22 % unter Vorjahr. Negativ ist, dass für Großbritannien und Frankreich erneut ein Lockdown angekündigt wurde.Der Freie Cash-flow stieg im Jahresvergleich von 63 Mill. auf 155 Mill. Euro. Die nicht gezogenen Kreditlinien summierten sich per Ende September auf 774 Mill. Euro. – Wertberichtigt Seite 6