Konzernumbau

Hugo Boss vergrault Anleger mit Umsatz- und Ergebniswarnung

Die neue Wachstumsstrategie von Hugo Boss fiel bei den Anlegern durch. Die Aktie des Modekonzerns brach um über 12% ein. Das könnte den Machkampf mit dem Investor Frasers anheizen.

Hugo Boss vergrault Anleger mit Umsatz- und Ergebniswarnung

Hugo Boss vergrault Anleger mit Ausblick

Zur Strategievorlage dämpft Modekonzern Erwartungen mit Umsatz- und Ergebniswarnung

sck München

Hugo Boss ist an der Börse durchgefallen. Zur Vorlage seiner mittelfristigen Wachstumsstrategie bis 2028 schockierte der Modekonzern die Anleger mit einer Umsatz- und Ergebniswarnung fürs kommende Jahr. Die Aktie des Unternehmens mit Sitz in Metzingen ging im Xetra-Handel gegen den Markttrend zeitweise 12,2 % auf 34,37 Euro in den Keller. Der MDax, in dem Hugo Boss gelistet ist, gewann derweil 0,3%. Das Versprechen von Vorstandschef Daniel Grieder, dass sich die Lage von 2027 verbessern werde, fand unter den Investoren kaum Beachtung.

In einer Telefonkonferenz mit Journalisten bezeichnete der CEO 2026 als „Jahr der Anpassung“. Er kündigte an, unter anderem das Sortiment und den Vertrieb zu „optimieren“, um danach auf einen profitablen Wachstumskurs umzuschwenken. Der Konzernumbau schmälert aber zunächst die Erlöse und das Ergebnis. Das Management rechnet damit, dass im nächsten Jahr der Umsatz währungsbereinigt um 5 bis 9% zurückgeht. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll Grieder zufolge 2026 bei 300 Mill bis 350 Mill. Euro liegen. Das entspräche einem Ergebnisrückgang um bestenfalls 30 Mill. Euro, schlimmstenfalls um 80 Mill. Euro.

Frasers erhöht Druck

Anfang November dämpfte Hugo Boss bereits die Erwartungen der Investoren fürs laufende Jahr. Zur Vorlage der Zahlen des dritten Quartals senkte der Vorstand seinen Ausblick auf das untere Ende der bisherigen Prognosespanne. Im Vergleich zu 2024 wäre das ein Umsatzminus von 100 Mill. Euro und ein Ebit-Zuwachs von 19 Mill. Euro oder 5%. Zuvor peilte die Führungsspitze Konzernerlöse in einer Bandbreite von 4,2 Mrd. bis 4,4 Mrd. Euro an. Das Ebit sollte ursprünglich eine Spanne von 380 Mill. bis 440 Mill. Euro erreichen. Allerdings durchkreuzte die Wirtschaftsflaute diese Pläne. Hugo Boss berichtete seinerzeit von einer Kaufzurückhaltung und negativen Währungseffekten.

Machtkampf eskaliert

Der jüngste Kurseinbruch dürfte den Machtkampf um die Vorherrschaft im Unternehmen anheizen. Fünf Tage vor Bekanntgabe der aktualisierten Strategie veröffentlichte Hugo Boss in in einer Pflichtmitteilung eine Stellungnahme des größten Anteilseigners Frasers Group. Demnach entzieht der britische Investor Aufsichtsratschef Stephan Sturm das Vertrauen. Der frühere CEO von Fresenius führt das Kontrollgremium von Hugo Boss erst seit Mai dieses Jahres. Sturm stemmt sich gegen diesen Druck. Dem Unternehmen zufolge will der Aufsichtsratsvorsitzende sein Amt weiterhin ausüben.

Investor mit Sperrminorität

Frasers verfügt mit einem Stimmrechtsanteil von 25% über eine Sperrminorität. Zweitgrößter Aktionär mit 14% ist die Familie Marzotto aus Italien. 59% des Grundkapital befinden sich im Streubesitz, 2% hält Hugo Boss selbst. Hinter dem größten britischen Sportartikeleinzelhändler steht der Turnschuh-Milliardär Mike Ashley. Dessen Schwiegersohn, Michael Murray, führt Frasers seit 2022 und sitzt im Aufsichtsrat von Hugo Boss. Mit dem jüngsten Vorstoß zielt Frasers darauf ab, den Aufsichtsrat von Hugo Boss zu seinen Gunsten neu zu ordnen.

Frasers kündigte zuletzt an, ihre Anteile weiter zu erhöhen. Erreicht der Investor die Schwelle von 30%, wäre ein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre fällig. Inklusive Put-Optionen hält er bereits 32%. Würde Frasers diese in Aktien wandeln, käme eine Übernahmeofferte.

CEO: im „guten Austausch“

In der Telefonkonferenz mit Journalisten verwies Grieder auf die Frage, wie es um eine Übernahme durch Frasers stehe, darauf, dass man diese dem britischen Investor stellen sollte. Dem CEO von Hugo Boss zufolge pflegt der Vorstand mit den beiden größten Aktionären einen „guten Austausch“. Er bezeichnete Frasers als einen Investor, der „viel Erfahrung“ einbringe. Frasers stieg vor fünf Jahren bei Hugo Boss ein.

Im Juli dieses Jahres kritisierte Frasers die Dividendenpolitik der schwäbischen Firma. Das Management solle sich darauf konzentrierten, den Aktienkurs zu erhöhen, statt Dividenden auszuschütten, forderte der Investor. Seinerzeit notierte die Aktie noch bei 42 Euro.