Hybrid-Fiat 500 soll Niedergang von Italiens Autoindustrie stoppen
Hybrid-Fiat 500 soll Niedergang von Italiens Autoindustrie stoppen
Hybrid-Fiat 500 soll die Trendwende bringen
Stellantis-Chairman Elkann: „Kunden wollen keine Elektro-Autos“ - Italiens Autoindustrie auf 70-Jahre-Rekordtief
bl Mailand
Die Hybridversion des Fiat 500 soll die lang ersehnte Trendwende bringen. 100.000 Autos des Modells sollen 2026 im Werk Turin Mirafiori in zwei Schichten vom Band laufen, neben 20.000 bis 25.000 Elektro-Fiat 500. Stellantis-Chairman John Elkann wetterte bei der Vorstellung des Autos gegen die Politik: „Die Kunden wollen keine Elektro-Autos. Die Regeln müssen geändert werden.“ Die Regierungen Italiens und Deutschlands haben sich verbündet, um das Aus für den Verbrenner hinauszuzögern. Und Stellantis setzt verstärkt auf Verbrenner und Hybrid-Autos. Denn Elektro-Autos wie der Elektro-Fiat 500 verkaufen sich schlecht.
Ein Desaster
Die Lage in Italiens Autoindustrie ist ein Desaster. Per Ende September sank die Produktion in den italienischen Stellantis-Werken um ein Drittel auf 265.000 Pkw und leichte Nutzfahrzeuge. Im Gesamtjahr dürften es bestenfalls 440.000 werden. Das wäre das niedrigste Niveau seit fast 70 Jahren.
Doch auch dem Gesamtkonzern, zu dem neben Fiat, Alfa Romeo, Lancia oder Maserati auch Peugeot, Citroen, DS oder Opel gehören, geht es miserabel. Für das erste Halbjahr 2025 wurde ein Verlust von 2,3 Mrd. Euro vermeldet. Nordamerika, über viele Jahre die Cashcow des Konzerns, vermeldete eine Negativmarge von minus 3,2%. In Europa sank der Marktanteil im bisherigen Jahresverlauf von 15,9% auf 14,7%. CEO Carlos Tavares musste Ende 2024 gehen. Auch zwei CFO wurden abgelöst.
Der neue CEO Antonio Filosa soll Stellantis auf Kurs bringen. 2 Mrd. Euro hat das Unternehmen in diesem Jahr allein in Italien investiert. Komponenten für 6 Mrd. Euro will Stellantis 2026 bei den Zulieferern des Landes bestellen.

Stellantis
Stellantis hat eine Modelloffensive gestartet, geht dabei aber selektiver vor als bisher geplant und bremst bei der Elektrifizierung. Der neue Pandina auf der Plattform des Fiat 500 wird in Pomigliano d`Arco bei Neapel als Mild-Hybrid-Auto produziert. Doch auf einen kleinen SUV von Alfa Romeo wird verzichtet, ebenso wie auf diverse Elektro-Modelle der Luxusmarke Maserati, die nur noch wenige tausend Autos produziert. Auch die Expansion bei Lancia verläuft gebremster als bisher geplant.
Punkten will Stellantis mit dem Citroen C3, dem C3 Aircross, Opel/Vauxhall Frontera und dem Grande Panda, der in Serbien gebaut wird. Der Großteil der Investitionen fließt jedoch in die USA. Auch dort setzt Filosa vor allem auf hubraumstarke Verbrenner wie den Ram 1500 mit V8-Motor. In den USA sind Investitionen von 13 Mrd. Dollar geplant. Nach Mexiko und Kanada verlegte Produktionen werden zurückgeholt. Doch in diesem Jahr werden US-Strafzölle das Unternehmen mit bis zu 1,5 Mrd. Dollar belasten.
Trendwende in den USA
Immerhin: Die Verkäufe in den USA sind im dritten Quartal um 35% gestiegen. Im dritten Quartal wuchs der Stellantis-Umsatz um 13%. Doch die Trendwende kostet Geld. Es muss mehr in Hybrid- und Verbrennermotoren investiert werden. Die Entwicklung eines Wasserstoffautos wurde eingestellt.
Und in Italien ist es düster. Neue Volumenmodelle wie der Grande Panda, Lancia Ypsilon, Fiat 600, der Alfa SUV Junior oder Fiat Topolino werden in Serbien, Spanien, Marokko und Serbien produziert. Die Pläne für eine Batteriefabrik in Süditalien liegen weiter auf Eis.
Aktienkurs auf Talfahrt
Mit der italienischen Autoindustrie geht es auch sonst bergab. Die frühere Stellantis-Tochter Magneti Marelli hat einen Insolvenzantrag nach Chapter 11 gestellt. Und Stellantis verkauft gerade die Mehrheit an der Robotik-Tochter Comau an die Private-Equity-Gesellschaft One Equity Partner. Auch der Stellantis-Aktienkurs ist auf Talfahrt. Seit dem Höchstwert im März 2024 von 27,15 Euro hat das Papier zwei Drittel seines Wertes verloren und notiert derzeit unter 9 Euro.
