Spanischer Konzern sieht Bedarf bei Datenzentren

Iberdrola-Chef ist offen für Verlängerung von Atomkraft

Der hohe Stromverbrauch von Datenzentren rechtfertigt nach Meinung von Iberdrola-Chef Sánchez-Galán einen Aufschub des Atomausstiegs. Bei Ökostrom gibt es einen Rekord.

Iberdrola-Chef ist offen für Verlängerung von Atomkraft

Iberdrola-Chef ist offen für Verlängerung von Atomkraft

Versorger verdient nach Rekordinvestitionen 23 Prozent mehr

ths Madrid

Der Vorsitzende von Iberdrola, Ignacio Sánchez Galán, plädiert für eine Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke, sofern die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen „attraktiv“ gestaltet würden. Der Nuklearstrom sei „notwendig, um den Ausbau von Datenzentren zu begünstigen, die eine durchgängige Versorgung jeden Tag rundum die Uhr brauchen“, sagte der Chef von Spaniens größtem Energieversorger bei der Vorlage der Quartalszahlen vor Analysten am Mittwoch. Die spanische Linksregierung hat die Schließung der Atomkraftwerke ab 2027 und bis 2035 beschlossen. Iberdrola betreibt vier der sieben noch laufenden Reaktoren im Lande.

Auf Erneuerbare ausgerichtet

Auch wenn der Konzern zuletzt dank der hohen Strompreise von seiner Atomkraftstromproduktion profitierte, richtet sich Iberdrola seit langer Zeit stark auf erneuerbare Energien aus. Bis September erhöhten sich die Gesamtinvestitionen des Unternehmens gegenüber dem Vorjahr um 12% auf 8,6 Mrd. Euro, ein Rekordbetrag. Der Großteil wurde in Stromnetze und Ökostrom in den USA und Großbritannien investiert. Dadurch erreichte die Produktion von Strom aus erneuerbaren Quellen bis September mit 63 Gigawatt den höchsten Stand in der Geschichte des Unternehmens.

Der Nachsteuergewinn erhöhte sich in den ersten neun Monaten des Jahres um 50% auf knapp 5,5 Mrd. Euro. Dabei wurden allerdings die Erlöse von 1,17 Mrd. Euro aus dem Verkauf von Aktiva in Mexiko verbucht. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis wuchs um 22%.

Für das Gesamtjahr erwartet Iberdrola nun einen bereinigten Nettogewinn von 5,5 Mrd. Euro, ein Plus von 14% gegenüber 2023 und mehr als die bislang veranschlagten Gewinne von 5 Mrd. Euro. Das Betriebsergebnis Ebitda wuchs um 23% auf 13,3 Mrd. Euro. Die Spanier haben vor kurzem den britischen Stromversorger Electricity North West für 5 Mrd. Euro übernommen.

Diskussion um Sondersteuer

Im Gegensatz zur scharfen Kritik in der Vergangenheit zeigte sich Sánchez-Galán gegenüber den Analysten relativ gelassen bezüglich der Pläne der spanischen Linksregierung, die ursprünglich auf zwei Jahre angelegte Sondersteuer auf die Übergewinne der Energieversorger zu einer festen Abgabe zu machen. „Das ist nur ein kleiner Teil im Vergleich zum Gesamtgeschäft des Konzerns“, beschwichtigte der Vorsitzende. Laut Medienberichten überlegt die Regierung, statt bislang den Umsatz mit 1,2% extra zu besteuern, die Abgabe ab 2025 auf die operativen Gewinne anzuwenden.

In Spaniens Energiebranche regt sich Widerstand und Hoffnung, dass die Maßnahme verhindert werden kann. Die Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez braucht im Parlament nämlich die Stimmen der bürgerlichen Nationalisten aus Katalonien und dem Baskenland, wo Großinvestitionen auf dem Spiel stehen. An der Börse erreichte Iberdrola vor zehn Tagen eine Kapitalisierung von 90 Mrd. Euro und liegt nun knapp darunter.