Iberdrola setzt Einkaufstour fort

Spanischer Energieversorger bietet 4,3 Mrd. Dollar für Stromkonzern PNM - Pandemie belastet Quartal

Iberdrola setzt Einkaufstour fort

Unbeirrt von der Coronakrise schreitet Iberdrola auf einen Investitionsrekord in diesem Jahr zu, mit mehreren Zukäufen. Der Reingewinn bis September stieg dagegen nur dank Sondererlösen um 4,7 %, obwohl sich der Stromverbrauch im Sommer erholt hat. Für das Schlussquartal wird eine weitere Besserung erwartet.ths Madrid – Der US-Markt wird für den spanischen Energieversorger Iberdrola demnächst noch mehr Gewicht bekommen, sollte das freundliche Übernahmeangebot für PNM Resources von den Aktionären des Unternehmens und den Behörden akzeptiert werden. Die Spanier haben über ihre Tochter Avangrid, die an der New Yorker Börse gelistet ist, eine Cash-Offerte im Wert von 4,3 Mrd. Dollar vorgelegt, wie das Unternehmen am Mittwoch bekannt gab.Die Übernahme bietet den Spaniern den Eintritt in das regulierte Geschäft in den Bundesstaaten New Mexico und Texas, wo die Tochter bisher nur in der Erzeugung tätig ist. Mit PNM würde Avangrid in den USA zu einem der führenden Erzeuger aufsteigen, mit 4,1 Millionen Anschlüssen und fast 11 Gigawatt Kapazität. Das Unternehmen wäre die Nummer drei bei Ökostrom. Für den Kauf vollzieht Avangrid eine Kapitalerhöhung, die die spanische Muttergesellschaft entsprechend ihrem Anteil von 81,5 % zeichnet und der Tochter die nötigen Mittel zur Verfügung stellt. Es werde über die Ausgabe einer Hybridanleihe nachgedacht, sagte das Management auf einer Analystenkonferenz. Standard & Poor’s sieht durch die geplante Übernahme kein Risiko für das Rating der Spanier.Das Angebot für PNM ist die achte Operation in diesem Jahr. Trotz der Probleme durch die Sars-CoV-2-Pandemie haben die Spanier diverse Unternehmen und Aktiva in Frankreich, Australien, Schweden, Japan, Großbritannien und Brasilien erworben. Die Investitionen beliefen sich bis September auf 6,64 Mrd. Euro, womit der angestrebte neue Rekord von 10 Mrd. Euro 2020 erreichbar sei, versicherte Iberdrola.Der spanische Konzern setzt seit geraumer Zeit auf den Ausbau des Ökostroms wie der Windkraft. Die fossilen Energiequellen machen noch etwa ein Drittel der Produktionskapazitäten aus. Der Trendwechsel setzte sich auch im dritten Quartal fort. In den neun Monaten bis September produzierte Iberdrola insgesamt 7,2 % mehr Strom. Die Erzeugung von Ökostrom stieg um 17 %, während Atomkraft und andere fossile Quellen abnahmen. Auf ErholungskursDas Coronavirus hat sich erneut auf das Ergebnis niedergeschlagen, aber die negativen Folgen nehmen ab. Iberdrola verzeichnete in den ersten drei Quartalen einen Umsatzrückgang von 8,4 % auf 24,25 Mrd. Euro. Der Reingewinn legte um 4,7 % auf 2,68 Mrd. Euro zu, wobei sich die Sondererlöse aus dem Verkauf der Anteile am Windradbauer Siemens Gamesa im Februar mit 485 Mill. Euro positiv bemerkbar machten. Die Pandemie hat den Gewinn um rund 200 Mill. Euro geschmälert.Der Stromverbrauch ist nach dem Einbruch im Frühjahr mittlerweile wieder fast auf dem Vorjahresniveau. “Der Lockdown ist nicht so hart wie im zweiten Quartal”, erklärte der Vorsitzende Ignacio Sánchez Galán vor den Analysten. Daher rechne man damit, dass der Gewinn im Schlussquartal die 905 Mill. Euro von 2019 übertreffen werde.Auf dem Heimatmarkt sieht Iberdrola große Chancen in den Milliardenhilfen aus dem europäischen Krisenaufbaufonds, mit dem die Energiewende vorangetrieben werden soll. Allein für die Technologie zur Erzeugung von Wasserstoff sind fast 9 Mrd. Euro vorgesehen, die Iberdrola nutzen will.