Konjunktur

Ifo-Institut warnt vor Sturm im Wohnungsbausektor

Auftragsstornierungen und ein schwaches Neugeschäft setzen den Wohnungsbauunternehmen zu. Der Auftragsmangel verschärft sich, zeigt eine Umfrage des Ifo-Instituts.

Ifo-Institut warnt vor Sturm im Wohnungsbausektor

Ifo-Institut warnt vor Sturm
im Wohnungsbausektor

Auftragsmangel verschärft sich

hek Frankfurt

hek Frankfurt – Der Auftragsmangel der Wohnungsbaufirmen wird zusehends größer. Das geht aus einer Umfrage des Ifo-Instituts in München hervor. Demnach klagten im Juli 40,3% der Unternehmen über fehlende Bestellungen. Im Juni waren es 34,5% und ein Jahr zuvor 10,8%. "Der Absturz im Wohnungsbau setzt sich fort", konstatiert Ifo. Nach jahrelangem Boom würgten höhere Zinsen und drastisch gestiegene Baukosten das Neugeschäft förmlich ab, analysiert Umfragen-Chef Klaus Wohlrabe: „Es braut sich ein Sturm zusammen."

Börsennotierte Wohnungsunternehmen haben neue Bauvorhaben auf Eis gelegt. Denn die stark gestiegenen Projektkosten erfordern Mieten, die für breite Bevölkerungskreise unvertretbar hoch seien. Die Baugenehmigungen, ein Vorlaufindikator für den Wohnungsbau, signalisieren keinerlei Erholung oder Stabilisierung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts sind die Genehmigungen für neue Wohnungen im ersten Halbjahr um 27,2% weggebrochen. Die Behörden gaben grünes Licht für 135.200 Wohnungen, 50.600 weniger als im Vorjahreszeitraum.

Seit Frühling 2022 sind laut Ifo "auffällig viele Auftragsstornierungen" im Wohnungsbau zu beobachten. Aktuell klagten 18,9% der Betriebe über abgesagte Projekte, nach 19,2% im Vormonat. Im langfristigen Mittel betrage der Anteil lediglich 3,1%, und bezogen auf die Jahre bis 2021 seien es 1,5% gewesen. "Auf der einen Seite werden kontinuierlich bestehende Aufträge storniert, auf der anderen Seite kommen immer weniger Neuaufträge rein”, sagt Wohlrabe.

Viele Unternehmen zehrten von Auftragspolstern aus besseren Zeiten, anderen drohten bereits Probleme. Ein Zehntel der befragten Firmen habe Finanzierungsschwierigkeiten gemeldet. Im Vorjahr seien es halb so viele gewesen.

Viele Projekte seien für Investoren nicht mehr rentabel, und private Bauleute hätten zunehmende Probleme, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen, erläutert Ifo.

Die Mehrheit der Unternehmen rechne mit weiterer Abkühlung, die Geschäftserwartungen seien "außerordentlich schwach". Vor allem unter Bauträgern mehren sich Insolvenzen wie jüngst Euroboden aus Grünwald bei München, die Düsseldorfer Development Partner und diverse Gesellschaften der Project-Gruppe. 

Bundesbauministerin Klara Geywitz will der kriselnden Branche mit einer degressiven Abschreibung unter die Arme greifen. Zudem stellt sie die von der Ampel-Regierung eigentlich geplante Verschärfung der Energiestandards für Neubauten auf EH40 infrage.

"Aus meiner Sicht ist die Situation jetzt nicht so, dass man bei den Baupreisen und den ganz stark zurückgegangenen Bauanträgen noch weitere Standardverschärfungen machen sollte", sagt die SPD-Politikerin. Ab 2025 gilt das das hohe Energieeffizienzniveau EH40 als Mindeststandard für Neubauten.

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