TELEKOM

Im Alleingang

Das erneute Scheitern der in langwierigen Verhandlungen vorbereiteten Traumhochzeit zwischen T-Mobile US und dem Wettbewerber Sprint hat bei den Anlegern für Ernüchterung gesorgt. Verständlicherweise, denn entstanden wäre ein Unternehmen, das mit 70...

Im Alleingang

Das erneute Scheitern der in langwierigen Verhandlungen vorbereiteten Traumhochzeit zwischen T-Mobile US und dem Wettbewerber Sprint hat bei den Anlegern für Ernüchterung gesorgt. Verständlicherweise, denn entstanden wäre ein Unternehmen, das mit 70 Mrd. Dollar Umsatz und 125 Millionen Kunden den beiden Platzhirschen am US-Mobilfunkmarkt, AT&T und Verizon, deutlich besser Paroli hätte bieten können, nicht zu reden von den Synergien, die man mit dem Deal zu heben hoffte.Vor allem der finale Stolperstein in den Gesprächen der Mütter Telekom und Softbank muss dabei erstaunen. Die Japaner wollten die unternehmerische Führung nach dem Merger behalten, ein Ansinnen, das die Telekom schon deshalb ablehnen durfte, weil ihre erfolgreiche US-Tochter an der Börse mittlerweile fast doppelt so viel wert ist wie die schwächelnde Konkurrentin. Darüber hinaus wäre es für den Bonner Konzern ein risikoreicher Schritt, T-Mobile US zu dekonsolidieren. Denn diese ist gegenwärtig der einzige echte Treiber von Umsatz- und Ergebniswachstum in der Gruppe. Das Deutschlandgeschäft wurde bisher insgesamt nur mühsam stabilisiert, in Europa geht es vielfach noch abwärts. Ohne die US-Tochter müsste die Telekom ihre Wachstumsziele kassieren. Zudem ist ihr Ratingband mit einer Nettoverschuldung des 2,5-fachen operativen Ergebnisses schon ziemlich ausgereizt.Die Entscheidung, die Transaktion abzublasen und vorläufig im Alleingang weiterzumachen, muss für T-Mobile US nicht das letzte Wort sein, auch wenn Sprint umgehend verkündet hat, nun einen Netzwerk-Deal mit dem Kabelnetzbetreiber Altice einzugehen. Zum einen würde eine solche Netzkooperation nicht stören, wenn die beiden Mobilfunkunternehmen doch noch zusammenfinden sollten. Zum anderen würde auch die Telekom bei anderen US-Kabelfirmen auf offene Ohren stoßen, wenn sie für ihre Tochter eine solche Zusammenarbeit ausloten würde. Allerdings könnten dabei niemals derart hohe Synergien gehoben werden, da die Kosten der Netzinfrastruktur kaum sinken würden.Die regulatorischen Risiken wären nahe null, aber der Markt für konvergente Angebote aus TV, Festnetz und Mobilfunk ist in den USA noch kaum entwickelt, so dass sich ein solcher Schritt nicht so bald auszahlen dürfte. Nachdem T-Mobile US bei der jüngsten Mobilfunkfrequenzauktion geradezu glimpflich davongekommen ist und in absehbarer Zeit kein finanzieller Kraftakt ansteht, kann die Telekom zunächst getrost den Alleingang proben.