Impfstoff-Forscher machen Tempo

EU bietet Curevac bis zu 80 Mill. Euro zur Ausweitung der Wirkstoffmenge - Biontech kooperiert mit Pfizer

Impfstoff-Forscher machen Tempo

swa Frankfurt – Impfstoffhersteller arbeiten weltweit mit Hochdruck an einem Wirkstoff gegen das Coronavirus. Die EU-Kommission hat dem Tübinger Biotechunternehmen Curevac einen Kredit von bis zu 80 Mill. Euro angeboten, um die Kapazitäten zur Herstellung eines potenziellen Impfstoffs hochzufahren. Die Unterstützung soll über ein mit einer EU-Garantie abgesichertes Darlehen der Europäischen Investitionsbank EIB laufen.Manager des Unternehmens bestätigten Gespräche mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Curevac sei dabei, eine vierte Produktion für einen möglichen Corona-Impfstoff zu errichten. Das Hochfahren der Kapazitäten sei sehr schnell möglich. Curevac werde nicht nur rasch genug Substanz haben für die klinischen Phasen I und II, sondern bis zur möglichen Markteinführung und könne den Impfstoff dann global in der Breite anbieten. Die genaue Zahl möglicher Impfungen hänge noch von der Dosierung ab. Erste klinische Tests werden für den Frühsommer angekündigt.Curevac hatte in den vergangenen Tagen für Irritationen gesorgt. Als einziges deutsches Unternehmen hatte die Firma an einer Gesprächsrunde im Weißen Haus teilgenommen. Vertreten wurde Curevac vom damaligen CEO, dem Amerikaner Dan Menichella. Dieser war kurze Zeit später vom Gründer und Aufsichtsratschef Ingmar Hoerr abgelöst worden. Mit dem sehr kurzfristig anberaumten Treffen in Washington habe das nichts zu tun, unterstreicht Curevac. Man habe sich einvernehmlich getrennt, weil man Hoerr eher zutraue, die unterschiedlichen therapeutischen Wirkstoffprojekte in der aktuellen Situation zu integrieren. Allerdings muss Hoerr aus gesundheitlichen Gründen derzeit pausieren, so dass sein Stellvertreter Franz-Werner Haas die Geschäfte führt. Es gebe dabei keinen Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.Nach dem Treffen im Weißen Haus waren Gerüchte aufgekommen, wonach US-Präsident Donald Trump dem Unternehmen eine hohe Summe angeboten habe, um es zu übernehmen oder sich die Impfstoffe für die eigene Bevölkerung exklusiv zu sichern. Von Curevac wird betont, man habe nie eine solche Offerte erhalten. Was sich hinter den Kulissen abgespielt habe, könne man nicht beurteilen, heißt es zur Frage, weshalb sich Vertreter der Bundesregierung zu diesem Thema geäußert hätten und eine Übernahme ausgeschlossen haben.Curevac setzt wie andere Firmen auf einen genbasierten Impfstoff. Dieser soll im Körper ungefährliche Virusproteine bilden, die dann wie bei einem konventionellen Impfstoff den Immunschutz aufbauen. Solche RNA- und DNA-basierten Impfstoffe haben nach Einschätzung des Verbands forschender Pharmaunternehmen (VFA) den Vorteil, davon schnell große Mengen produzieren zu können. Bislang ist indes noch kein Impfstoff auf dem Markt, der auf diesem Prinzip basiert.Große Hoffnungen ruhen auch auf dem Rivalen Biontech, der einem ähnlichen Ansatz folgt. Die Mainzer Biotechfirma wird nun vom US-Pharmakonzern Pfizer in der Entwicklung eines Coronavirus-Impfstoffs unterstützt. Die Kooperation soll sofort beginnen, um das Impfstoffprogramm gegen Covid-19-Infektionen zu beschleunigen, das Ende April in die klinische Phase gehen soll. Die an der Nasdaq notierte Biontech kooperiert auch mit der chinesischen Fosun Pharma. Ziel sei, einen Impfstoff weltweit anbieten zu können.