In der Warteschleife

Von Heidi Rohde, Frankfurt Börsen-Zeitung, 29.10.2019 Die vor dem Wochenende schwer gebeutelten Aktien von United Internet und ihrer Telekommunikationstochter 1&1 Drillisch haben sich zu Wochenbeginn nur mühsam berappelt. Das kann kaum überraschen,...

In der Warteschleife

Von Heidi Rohde, FrankfurtDie vor dem Wochenende schwer gebeutelten Aktien von United Internet und ihrer Telekommunikationstochter 1&1 Drillisch haben sich zu Wochenbeginn nur mühsam berappelt. Das kann kaum überraschen, denn die Verunsicherung der Anleger bleibt. So hängen nicht nur weitere Schiedssprüche und Rechtshändel mit Telefónica Deutschland in der Warteschleife. Noch ist auch unklar, ob der zum Jahresende auslaufende MBA/MVNO-Vertrag, den Drillisch mit dem Mobilfunkanbieter als Auflage der Fusion von Telefónica Deutschland und E-Plus ergattert hatte, verlängert wird.Der Vertrag läuft offiziell zum 31. Dezember aus und muss verlängert oder ersetzt werden, damit die Mobilfunkkunden von United Internet weiterhin ein Netz haben. Die damals mit Drillisch erzielte Vereinbarung sichert dem Unternehmen, das bisher kein eigenes Netz hat, Zugriff auf die Infrastruktur von Telefónica Deutschland zu sehr günstigen Konditionen – auch nachdem 1&1 Drillisch bei dem jüngsten Schiedsspruch im Streit um Vorleistungspreise den Kürzeren gezogen hat. Indes prüft United Internet derzeit noch Alternativen zu einer solchen Vertragsverlängerung. Dabei geht es um ein sogenanntes National Roaming, das der Konzern auch für 5G anstrebt, solange sich das eigene Netz noch im Aufbau befindet. Eine entsprechende Vereinbarung wäre naturgemäß auch für die Vorgängerstandards im Mobilfunk, also 4G und darunter denkbar und könnte auch mit den beiden anderen Netzbetreibern Telekom und Vodafone geschlossen werden.Dem Vernehmen nach strebt United Internet eine solche Vereinbarung an, jedoch gestalten sich die Verhandlungen äußerst zäh. Keiner der drei etablierten Netzbetreiber hat große Lust, dem Wettbewerber den Weg zu bereiten. Zwar haben alle ein Verhandlungsgebot und falls es ganz und gar klemmt, kann United Internet die Bundesnetzagentur als Schiedsstelle anrufen, aber vor einem solchen Schritt scheut der Internetkonzern aus Montabaur noch zurück. Noch bestehe die Hoffnung, in den Gesprächen eine “gute kommerzielle Vereinbarung” zu erzielen, heißt es in Unternehmenskreisen. Da während der länger als geplant ausgefallenen Dauer der 5G-Auktion keine Verhandlungen möglich waren, hat United Internet noch eine Karenzzeit, bis ein neues Netzabkommen stehen muss. Dennoch sollte eine wesentliche Einigung bis Weihnachten stehen.Telefónica Deutschland hat ein eigenes Interesse an der Fortsetzung der Zusammenarbeit. Denn die Netzvermietung an 1&1 Drillisch sichert dem Münchner Unternehmen auch substanzielle Einnahmen, deren Wegfall nicht ohne Weiteres zu verkraften wären. Indes erscheint die Gefahr, dass Telekom oder Vodafone in die Bresche springen, auch nicht allzu hoch, denn sie müssten ihre Vorleistungen zu den im MBA/MVNO-Vertrag festgelegten Konditionen oder günstiger bereitstellen, um für 1&1 Drillisch eine Alternative zu sein. Dazu besteht bei beiden Netzbetreibern vermutlich wenig Neigung.——Bis Jahresende muss United Internet für die Tochter 1&1 Drillisch ein neues Netzabkommen hinkriegen.——