Chip-Hersteller

Infineon auf Rekordniveau

Infineon präsentiert sich so stark wie nie zuvor. Die hohe Nachfrage nach Halbleitern bei gleichzeitig angespannten Lieferketten beschert Deutschlands Branchenprimus deutlich höhere Umsätze und Margen.

Infineon auf Rekordniveau

sck München

Nach einem stärker als erwartet verlaufenden Sommerquartal steigt das Vertrauen der Konzernführung von Infineon, im neuen Geschäftsjahr 2022 (30. September) noch einen Tick besser abzu­schneiden als bisher vorhergesagt. Deutschlands größter Chiphersteller peilt einen Umsatz in einer Bandbreite von 12,2 Mrd. bis 13,3 Mrd. Euro an. Im Mittel dieser Spanne (12,7 Mrd. Euro) soll die operative Marge „etwa 21%“ betragen, teilte der Konzern mit Sitz in Neubiberg bei München mit. Das wäre ein Rekordwert in der Unternehmensgeschichte. Es entspricht einem operativen Gewinn (Segmentergebnis) von 2,67 Mrd. Euro.

Finanzvorstand Sven Schneider wollten diesen Wert aber nicht als angehobene Prognose verstanden wissen. In einer Telefonkonferenz mit Analysten wies er darauf hin, dass die Zuversicht mit Blick auf die Kosten-Preis-Stabilität nochmals ge­stiegen sei. Die Visibilität habe sich erhöht. Auf der Kapitalmarktkonferenz des Unternehmens Anfang Oktober hatte das Management für 2022 einen Anstieg der Umsatzrendite auf 20% in Aussicht gestellt (vgl. BZ vom 5. Oktober).

Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2021 steigerte Infineon den Umsatz um 29% auf 11,1 Mrd. Euro. Das Segmentergebnis legte überproportional um 77% auf 2,1 Mrd. Euro zu. Infineon erhöhte die Marge auf 18,7 (i.V. 13,7)%. Allein im zurückliegenden Sommerquartal steigerte der Konzern diese auf 20,5 (15,2)%. Neben dem Nachfrageboom nach dem Coronaschock und Preiserhöhungen gegenüber den Abnehmern bei gleichzeitiger Chipknappheit trug zum Wachstum auch der US-Zukauf Cypress bei. Infineon vollkonsolidiert den Neuerwerb seit April. Fürs laufende Herbstquartal peilt Infineon eine Marge von 21% (+0,4 Punkte) an bei einem erwarteten Umsatz von 3 (i.V. 2,6) Mrd. Euro. Treiber ist unter anderem die Autosparte, die rund 40% des Konzernumsatzes ausmacht.

„Schlagkräftig wie nie“

Zur Bilanzvorlage sprach Vorstandschef Reinhard Ploss vor Journalisten davon, dass Infineon „so schlagkräftig wie nie“ sei. „Unsere Strategie ist voll auf die maßgeblichen Trends Elektromobilität und Digitalisierung ausgerichtet. Angesichts des anhaltend hohen Bedarfs an Halbleitern für die energieeffiziente und vernetzte Welt erwarten wir ein starkes Geschäftsjahr 2022.“

Die Anleger reagierten auf den Ausblick wohlwollend. Die Aktie von Infineon sprang zeitweise um 3,5% auf 43,21 Euro. Seit Anfang Oktober setzt der Titel seinen Höhenflug fort. Analysten sprachen von hervorragenden Geschäftszahlen und gratulierten dem Vorstand in der Telefonkonferenz. Für 2021 schlägt die Verwaltung vor, die Dividende auf 0,27 (0,22) Euro je Aktie zu erhöhen. Damit wäre das Niveau vor Ausbruch der Pandemie erreicht. Die Ausschüttungssumme von 351 (286) Mill. Euro entspräche 30 (78)% des Konzernüberschusses.

Ploss zufolge befindet sich der Markt seit drei Quartalen in einem Ungleichgewicht. Die Nachfrage übersteige das Angebot deutlich. Bis sich ein Gleichgewicht einstelle, werde es noch eine Weile dauern. Die Chipknappheit unter anderem im Bereich Automotive werde „bis weit in das Jahr 2022 anhalten“.

Der 65-jährige CEO, dessen Vertrag Ende 2022 ausläuft, betonte, dass die operative Geschäftsentwicklung davon abhängt, wie schnell Infineon ihre Fertigungskapazitäten ausweiten kann. Das Management bekräftigte daher das Ziel, im laufenden Zwölf-Monats-Berichtsabschnitt die Investitionen auf 2,4 Mrd. Euro zu erhöhen. Das sind rund 900 Mill. Euro mehr als im zurückliegenden Geschäftsjahr. Der Schwerpunkt der Investitionen liege im Ausbau der Kapazitäten an den Standorten Dresden und Villach (300-mm-Technologie), sagte Produktionsvorstand Jochen Hanebeck.

Vertriebsvorstand Helmut Gassel zufolge ist der erwartete Umsatzschub 2022 unter anderem von Preiserhöhungen für Kunden getrieben. Er sprach von einem dreistelligen Millionenbetrag, der darauf zurückzuführen sei.

Wertberichtigt Seite 8

Infineon
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro2021*2020*
Umsatz110608567
Segmentergebnis20721170
 in % vom Umsatz18,713,7
F&E-Aufwand14481113
Finanzergebnis− 151− 157
Nettoergebnis1169368
Investitionen14961100
Freier Cash-flow1574– 6727
Bruttoliquidität39223227
Finanzschulden65857033
Eigenkapital1140110219
 in % der Bilanzsumme48,946,5
Mitarbeiter (Anzahl)5028848866
*) Geschäftsjahr endet am 30.9.Börsen-Zeitung
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