Infineon bekommt Gegenwind

Aktionäre kritisieren Plan, Voestalpine-CEO Wolfgang Eder als Chefaufseher zu installieren

Infineon bekommt Gegenwind

sck München – Die diesjährige ordentliche Hauptversammlung von Infineon hätte für den Vorstand und den Aufsichtsrat (AR) ein Festspiel sein können. Nach einem Rekordjahr befindet sich der Chipkonzern 2018 auf dem Weg zu neuen Bestwerten. Zugleich ist die Dividende aus Sicht der Aktionäre zufriedenstellend. Doch die Stimmung auf dem Aktionärstreffen in München dämpfte der Halbleiterkonzern durch eine umstrittene Personalrochade. In einer zweistündigen Generalaussprache kritisierten Aktionärsvertreter und institutionelle Investoren den Vorschlag der Verwaltung, Voestalpine-CEO Wolfgang Eder (65) in den AR wählen zu lassen, damit dieser auf mittlere Sicht den Vorsitz des Kontrollgremiums übernimmt. “Sie sind der falsche Mann””Für den Aufsichtsrat von Infineon sind Sie der falsche Mann, erst recht für den Vorsitz”, sagte Ingo Speich, Portfoliomanager von Union Investment. Auch die Aktionärsvertreter von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) äußerten ebenso ihre Zweifel daran, dass Eder als Chefaufseher geeignet sei. Daniela Bergdolt (DSW) und Daniel Bauer (SdK) kündigten an, den Kandidaten abzulehnen. Als Grund für ihre Kritik führten sie unter anderem auf, dass Eder als Chef eines stahlbasierten Konzerns branchenfremd sei. “Das Gremium braucht mehr Branchenexpertise, um den Vorstand überwachen und beraten zu können”, so der Vertreter von Union Investment. Speich zufolge hätte man lieber den früheren Infineon-CEO Peter Bauer, der dem AR bereits angehört, als Nachfolger des scheidenden Wolfgang Mayrhuber (70) “gesehen”. Bergdolt bezeichnete die Interimslösung für den AR-Vorsitz als “nicht gut”. “Wir müssen eine Lösung haben, die auf Jahre angelegt ist.” Die “zeitliche Verfügbarkeit könnte ein Problem sein”, sagte Bauer. In der Aussprache gingen der Vorstand und der frühere Lufthansa-CEO, der das Gremium von 2011 bis gestern führte, auf die Kritik nicht ein. Zuvor räumte Eder ein, dass Voestalpine eine Vertragsverlängerung für ihn erwäge. 2019 läuft dieser aus. Damit könnte sich seine Wahl zum AR-Chef verzögern, sollte er bis auf Weiteres CEO des Konzerns aus Linz bleiben. Bis dahin führt der Jurist Eckart Sünner (73) den AR. Trotz des Widerstands wählten 82,9 % des anwesenden Grundkapitals (Präsenz von 67,8 %) Eder in das Gremium und stimmten zu, dass Sünner auf Mayrhuber folgt. Die Kritiker bedankten sich für die Arbeit des Österreichers, der seinen Landsmann Eder vorschlug. Zur Erinnerung: Als Mayrhuber vor sieben Jahren seine Arbeit bei Infineon aufnahm, war er auch branchenfremd. Derweil bekräftigte CEO Reinhard Ploss, dass der Konzern in der Fusionswelle nicht unter Druck stehe: “Infineon ist kein kleiner Spieler.”