Chipkonzern

Infineon erhöht erneut Ausblick

Infineon hat nach guten Quartalszahlen abermals ihre Prognose erhöht. Zum Wochenauftakt büßte die Aktie von Deutschlands größtem Chipkonzern dennoch über 4% ein. Die Furcht vor einer Rezession dämpft.

Infineon erhöht erneut Ausblick

sck München

Infineon trotzt der wachsenden Furcht vor einer weltweiten Rezession infolge des Ukraine-Kriegs und der pandemiebedingten Lockdowns im größten Einzelmarkt China. Zur Vorlage des Zwischenberichts per 31. März sprach der neue Vorstandsvorsitzende Jochen Hanebeck zwar davon, dass die Unsicherheiten für die globale Wirtschaft stiegen, die Geschäfte von Infineon blieben aber intakt bei voll ausgelasteten Kapazitäten. Der Bedarf nach Halbleitern sei nach wie vor „deutlich höher als das Angebot“.

Er berichtete von einer „starken strukturellen Nachfrage“ und „zyklischen Engpässen“ mit Blick auf gestörte Lieferketten. Die um diese Sondereffekte bereinigte „echte Nachfrage“ sei „weiterhin stark“. Vor diesem Hintergrund konzentrierte sich das Unternehmen auf den Ausbau seiner Fertigungskapazitäten, um die Abnehmer zu versorgen. Hanebeck räumte aber ein, dass die Lieferketten „fragiler“ geworden seien. Der CEO hatte Anfang April das Amt von Reinhard Ploss übernommen. Im laufenden Geschäftsjahr 2021/22 (30. September) peilt Infineon einen firmeneigenen Umsatz- und Ergebnisrekord an. Aufgrund des anhaltenden Booms erhöhte die Konzernspitze abermals ihre Prognose. Im laufenden Turnus haben Hanebeck und seine Mannschaft nun einen Umsatzzuwachs auf 13,5 (i.V. 11,1) Mrd. Euro plus/minus 0,5 Mrd. Euro im Visier. Das sind rund 500 Mill. Euro mehr im Mittel der Erlösspanne, als die Infineon-Führung im Februar zur Vorlage der Zahlen fürs Herbstquartal (31. Dezember) avisiert hatte. Im Mittel dieser Bandbreite steuert Infineon eine operative Umsatzrendite (in Bezug auf das Segmentergebnis) von „über 22%“ an nach zuletzt „etwa 22%“. Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2020/21 erzielte der Konzern 18,7%. Die heraufgesetzte Prognose impliziert einen angestrebten operativen Gewinn von rund 3 (2,1) Mrd. Euro.

Neben der hohen Nachfrage erhält Infineon derzeit Rückenwind von der Dollarstärke. Die Prognose basiert auf einem Wechselkurs von 1,10 Dollar je Euro. Bislang ging der Vorstand von 1,15 aus. Dem CEO zufolge hätte im Winterquartal der Umsatzanstieg bei „konstantem Wechselkurs“ 17% betragen. Erreicht hat Infineon ein Plus von 22%.

Mit ihrer jüngsten Prognose übertraf Infineon die Analystenschätzungen. Der Konzernausblick für den Umsatz liegt um 400 Mill. Euro über der durchschnittlichen Markterwartung. Beim angepeilten Segmentergebnis liegt der Vorstand rund 100 Mill. Euro über dem Konsensus der Analysten.

Aktie verliert 6 Prozent

Trotz des zuversichtlichen Ausblicks und der guten Zwischenbilanz reagierten Anleger in einem volatilen, aber letztlich sehr schwachen Gesamtmarkt zum Wochenauftakt zurückhaltend auf die Nachrichten des Dax-Mitglieds. Nach einem Kursplus von bis zu 1,1% drehte die Aktie von Infineon im Handelsverlauf ins Minus und schloss 6% schwächer mit 25,65 Euro.

Von Januar bis Ende März setzte Infineon mehr um und verdiente mehr Geld als von Analysten prognostiziert. Der Konzern steigerte den Umsatz auf 3,3 (2,7) Mrd. Euro. Die Konsensusschätzung betrug 3,2 Mrd. Euro. Zum Erlösplus trugen alle vier Konzernbereiche bei. Die Autosparte, das größte Segment von Infineon, verzeichnete einen Zuwachs von 22% auf 1,5 Mrd. Euro. In der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres verbuchte der Konzern einen Umsatz von 6,5 (5,3) Mrd. Euro.

Das Segmentergebnis sprang im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt überproportional um 62% auf 761 Mill. Euro. Das entsprach einer Marge von 23,1 (17,4)%. Das Segment Automotive steuerte zum Ergebnis 324 (197) Mill. Euro bei. Nach sechs Monaten erwirtschaftete der Konzern einen operativen Gewinn von 1,5 (1) Mrd. Euro. Die Umsatzrendite legte in diesem Zeitraum um 4,9 Prozentpunkte auf 22,9% zu.

Trotz dieser Fortschritte in der Profitabilität schnitten manche Wettbewerber besser ab. Der französisch-italienische Anbieter STMicroelectronics erzielte zuletzt eine operative Marge von 24,7%. Das waren über zehn Prozentpunkte mehr.

Hanebeck führte das auf eine „ziemlich unterschiedliche Preisgestaltung“ der Adressen im Markt zurück. Er pochte auf Kundenbeziehungen, die auf lange Sicht ausgerichtet sind. „Langfristige Verträge sind für uns eine wichtige Referenz“, sagte er. „Wir sind eine Firma, die kein Windows Dressing macht.“ Der CEO signalisierte aber, künftig das Preissystem zu überarbeiten. Den in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres auf 499 (719) Mill. Euro zurückgegangenen freien Cashflow führte er auf die erhöhten Investitionen zurück. In den nächsten Quartalen werde der Mittelzufluss steigen.

Infineon
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr*
in Mill. Euro20222021
Umsatz64575331
Bruttomarge, berein.(%)44,739,8
Segmentergebnis1478960
 in % vom Umsatz22,918,0
F&E-Aufwand847674
Ergebnis vor Steuern1167576
Nettoergebnis927460
Freier Cashflow499719
Brutto-Liquidität32053444
Mitarbeiter (Anzahl)5359948150
*) Geschäftsjahr endet am 30.9.Börsen-Zeitung
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