Infineon kehrt in Gewinnzone zurück

Halbleiterhersteller erwartet 2021 Umsatz- und Gewinnsprung - Autosparte erholt - Dividende gekürzt

Infineon kehrt in Gewinnzone zurück

Nach einem Quartalsverlust hat sich Infineon im Sommer in die Gewinnzone zurückgekämpft. Deutschlands größter Chipkonzern profitierte von einer Erholung in der Autosparte. Mit dem zugekauften US-Spezialisten Cypress erwartet die Konzernführung 2021 einen Umsatz- und Ergebnissprung. sck München – Nach einem Quartalsverlust im Frühjahr hat sich Infineon wieder in die Gewinnzone vorgearbeitet. Aufgrund der raschen Konjunkturerholung im größten Einzelmarkt China und Besserungstendenzen im Kerngeschäft Automobiltechnik hat Deutschlands Branchenprimus im Sommer zum Abschluss des Geschäftsjahres 2020 (30. September) operativ mehr verdient als vom Markt erwartet.Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt steigerte das Dax-Unternehmen die Erlöse um 21 % auf 2,5 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (Segmentergebnis) wuchs mit 22 % auf 379 Mill. Euro nahezu proportional zum Umsatz. Analysten rechneten im Schnitt mit einem Segmentgewinn von 363 Mill. Euro.Aufgrund erneuter Belastungen infolge der Übernahme des US-Chipspezialisten Cypress (Kaufpreisallokation) schrumpfte aber der Überschuss auf 109 (i.V. 161) Mill. Euro. Im Frühjahrsquartal sorgten dieses Mehrkosten (313 Mill. Euro) dafür, dass Infineon mit einem Defizit von 128 Mill. Euro tief in die roten Zahlen rutschte (vgl. BZ vom 5. August). Im zurückliegenden Vierteljahr sanken diese bilanziellen Zusatzaufwendungen auf 197 Mill. Euro.In einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Bilanzvorlage sprach Vorstandschef Reinhard Ploss davon, dass sich der Automarkt schneller erholt habe als erwartet. Der Trend zur Elektromobilität erweise sich als Wachstumstreiber. Er bezeichnete die Entwicklung von Juli bis September als “ordentlich”. Corona-PrämiePloss musste aber einräumen, dass noch nicht alles wieder rund läuft. “Andere Märkte zeigen Schwäche, zum Beispiel Zugantriebe oder hoheitliche Dokumente, oder sind noch ein gutes Stück weit von einer Erholung entfernt wie etwa die Fabrikautomatisierung”, sagte er. Der CEO geht davon aus, dass der Handelskonflikt zwischen den USA und China auch unter dem neu gewählten US-Präsidenten Joe Biden andauert. Aus diesen Gründen gehe Infineon “verhalten optimistisch” in das am 1. Oktober gestartete Geschäftsjahr 2021. Es sei noch kein breiter Aufschwung erkennbar.Ploss kündige die Zahlung einer Corona-Prämie für jene Mitarbeiter an, die in den Werken dafür gesorgt hätten, dass die Produktion weiterlaufe. Andere Unternehmen wie Siemens planen einen solchen Bonus ebenfalls (vgl. BZ vom 3. November).Trotz der vielen Risiken rechnet die Konzernführung 2021 im Mittel mit einem Umsatzplus von 23% auf 10,5 Mrd. Euro. Bei geplanten Investitionen in einer Bandbreite von 1,4 Mrd. bis 1,5 Mrd (i.V. 1,1) Mrd. Euro will Ploss den operativen Gewinn auf über 1,7 (1,2) Mrd. Euro heben. Das basiert auf einer erwarteten Umsatzrendite von 16,5 (13,7)%. Cypress soll zum Wachstum beitragen.Der freie Cash-flow soll 2021 ins Plus auf über 700 Mill. Euro drehen. Aufgrund der 9 Mrd. Euro teuren Cypress-Übernahme verbuchte Infineon 2020 einen freien Mittelabfluss von 6,7 Mrd. Euro.Das Zahlenwerk und die Prognose überzeugten die Anleger. Die Aktie von Infineon gewann zum Wochenauftakt in der Spitze 3,9 % an Wert und beendete den Xetra-Handel bei 27,35 Euro (+3,6 %).Aufgrund des Gewinneinbruchs im zurückliegenden Geschäftsjahr und der hohen finanziellen Aufwendungen für die Übernahme von Cypress will Infineon die Dividende kürzen. Die Verwaltung schlägt eine Dividende von 0,22 (i.V. 0,27) Euro je Aktie vor. Zwar fällt dadurch die Ausschüttungssumme für alle Aktionäre auf 286 (336) Mill. Euro zurück, die Ausschüttungsquote im Verhältnis zum Nettoergebnis springt aber infolge des starken Gewinnrückgangs auf 77,7 (38,6) %.Im Geschäftsjahr 2020 musste Infineon der Pandemie und dem zyklischen Branchenabschwung Tribut zollen. Der Umsatz stieg zwar aufgrund der Erstkonsolidierung von Cypress auf 8,6 (8) Mrd. Euro, das Segmentergebnis brach aber um 11 % auf 1,2 Mrd. Euro ein. Ohne Cypress wäre der Umsatz 2020 auf 7,7 Mrd. Euro geschrumpft, räumte Finanzvorstand Sven Schneider ein.