Chipindustrie

Infineon rechnet mit Margenrückgang

Der Abschwung im Konsumentengeschäft belastet auch Infineon. Deutschlands größter Chipkonzern erwartet nach einem Rekordjahr einen Ergebnis- und Margenrückgang. Trotzdem gewann die Aktie über 7%.

Infineon rechnet mit Margenrückgang

Infineon rechnet mit Margenrückgang

Quartalszahlen übertreffen Analystenerwartung – Umsatzdynamik lässt 2024 nach – Investitionen auf Rekordhöhe

sck München

Der Abschwung im Konsumentengeschäft dämpft auch Infineon. Deutschlands größter Chipkonzern erwartet nach einem Rekordjahr im neuen Berichtsturnus 2024 einen Ergebnis- und Margenrückgang. Trotzdem gewann die Aktie über 8% an Wert. Das hat vor allem fundamentale Gründe.

Nach firmeneigenen Bestwerten im zurückliegenden Geschäftsjahr 2023 (30. September) backt Infineon kleinere Brötchen. Deutschlands größter Chipkonzern rechnet im Anfang Oktober angelaufenen Zwölfmonatsturnus 2024 mit einem rückläufigen operativen Ergebnis und einer schrumpfenden Marge bei einer nachlassenden Umsatzdynamik. Zur Bilanzvorlage verwies Vorstandschef Jochen Hanebeck als Begründung für den gedämpften Ausblick auf einen Abwärtszyklus in einigen Absatzmärkten. Das Umfeld sei „anspruchsvoll“. Die Zielmärkte von Infineon entwickelten sich unterschiedlich. „Das strukturelle Halbleiterwachstum in den Bereichen erneuerbare Energien, Elektromobilität – insbesondere in China – und bei Mikrocontrollern für die Automobilindustrie ist ungebrochen.“ Dagegen gebe es im Endverbrauchergeschäft der Kommunikations-, Computer- und Internetanwendungen „ein temporäres Nachfragetief“. In Summe erwartet Hanebeck nach eigenen Worten 2024 zwar weitere, aber geringere Erlöszuwächse. Viele Abnehmer bauten Überbestände ab und bestellten weniger, berichtete Hanebeck.

Zugleich geht das Dax-Mitglied mit Sitz in Neubiberg bei München noch stärker in Vorleistung. Infineon baut Produktionsstätten für moderne Technologien auf Basis von Siliziumkarbid konsequent aus. Für den neuen Berichtsturnus sieht die Konzernführung Investitionen von insgesamt 3,3 Mrd. Euro vor. Das wäre ein neuer Rekordwert nach 3 Mrd. Euro im zurückliegenden Geschäftsjahr.

Aktie springt um 10,7 Prozent

Im Detail rechnet der Vorstand 2024 mit einem Anstieg des Konzernumsatzes auf rund 17 Mrd. Euro bei einem Wechselkurs von 1,05 Dollar je Euro. Das wäre ein Plus von 4%. Das Management kalkuliert dabei mit einer operativen Umsatzrendite von 24%. Das wäre ein Rückgang um drei Prozentpunkte. Auf Basis dieser Prognose ergibt sich daraus ein Ergebnis der Konzerngeschäftssegmente von 4,1 Mrd. Euro nach erzielten rekordhohen 4,4 Mrd. Euro im Turnus 2023 - ein um 7% geringerer operativer Gewinn. Beim Umsatz liegt Infineon zwar im Rahmen der Analystenschätzungen, bei der Marge und beim Ergebnis allerdings darunter. Für 2024 erwarteten die Experten von den Banken im Schnitt eine Marge von 24,7% und ein Segmentergebnis von 4,2 Mrd. Euro.

Trotz dieses prognostizierten Dämpfers gewann die Aktie von Infineon im Xetra-Handel zeitweise 10,7% auf 33,88 Euro an Wert. Damit setzte der Titel seinen Erholungskurs fort. Tags zuvor profitierte das Papier wie der Gesamtmarkt von niedrigen Inflationsdaten aus den USA. Positiv überraschte Infineon zudem die Analystengemeinde mit besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen. UBS bekräftigte ihre Kaufempfehlung für die Aktie mit einem Kursziel von 45 Euro. Die Umsatzprognose und robuste Bruttomargen belegten, dass Infineon mit einem starken Portfolio Abwärtszyklen besser abfangen könne als manche Wettbewerber, bemerkte die Schweizer Großbank.

Wachstumstreiber Autogeschäft

Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt übertraf Infineon mit soliden Zahlen die Markterwartungen. Von Juli bis September steigerte der Konzern die Erlöse um 1% auf 4,15 Mrd. Euro gegenüber dem Vorquartal. Das Segmentergebnis schrumpfte geringfügig um 2% auf 1,04 Mrd. Euro. Die Marge schwächte sich um 0,9 Punkte auf 25,2% ab. Beim Ergebnis und bei der Umsatzrendite befürchteten die Analysten stärkere Rückgänge. Aufgrund des schwankungsanfälligen Chipgeschäfts sind in der Branche Vergleiche zum Vorquartal üblich. In den Sommermonaten erwiesen sich die Autosparte und der Energiebereich abermals als Umsatz- und Ertragsstützen von Infineon. Der Bereich Automotive machte 2023 rund die Hälfte des Konzernumsatzes aus und trug 54% zum Segmentergebnis bei. Infineon beliefert die Autoindustrie mit Halbleitern für Elektromodelle und Sensortechnik. Diese sind sehr gefragt. Zuletzt berichtete BMW von einer entspannten Versorgungslage mit Chips. Zuvor bemängelte die Branche Lieferengpässe.

2023 erzielte Infineon eine Punktlandung bei den Eckdaten. Der Umsatz legte um 15% auf 16,3 Mrd. Euro zu. Das Segmentergebnis sprang um 30% auf 4,4 Mrd. Euro. Die Verwaltung schlägt vor, die Dividende je Aktie um 3 Cent auf 0,35 Euro zu erhöhen. Die Ausschüttungssumme steigt um 39 Mill. auf 456 Mill. Euro. Der Anteil am Nettogewinn fiele aber auf 14,5% zurück nach 19,1%. 2023 steigerte Infineon den Überschuss um 44% oder 1 Mrd. auf 3,1 Mrd. Euro.

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