Infineon schlägt sich besser als erwartet
Infineon schlägt sich besser als erwartet
Chipkonzern übertrifft Analystenschätzungen – US-Zölle dämpfen Autogeschäft
sck München
Infineon kann den Dämpfer durch US-Zölle und Dollarschwäche kompensieren. Europas größter Chiphersteller verdient im operativen Geschäft mehr als von Analysten erwartet und drückt gleichzeitig auf die Kostenbremse. Vor diesem Hintergrund ist Vorstandschef Jochen Hanebeck nicht mehr ganz so pessimistisch wie zuvor. Er und Finanzvorstand Sven Schneider hoben die zuletzt gestutzte Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2025 (30. September) wieder an.
Die Anleger reagierten erleichtert auf die Nachrichten des Dax-Mitglieds. Nach Vorlage des Zwischenberichts zum 30. Juni gewann die Aktie von Infineon im Xetra-Handel zeitweise 5,6% auf 35,66 Euro an Wert. Der Titel war zuletzt wegen des Zollkonflikts unter Druck geraten. Mitte Juli notierte das Papier noch bei über 38 Euro.
„Vorsicht geboten“
In einer Telefonkonferenz mit Journalisten zeichnete der CEO ein gemischtes Bild von der Lage. Einerseits verdichten sich seinen Worten zufolge die „Anzeichen einer Aufwärtsbewegung“. Als Grund dafür nannte Hanebeck des raschen Abbau von Lagebeständen bei den Kunden. Andererseits würden Abnehmer wegen der US-Zölle zunehmend „kurzfristig“ bestellen. Von den Zöllen ist die Halbleiterindustrie vor allem indirekt betroffen, auch Infineon. Der Protektionismus von US-Präsident Donald Trump dämpft generell die Nachfrage nach elektronischen Bauelementen.
Infineon beliefert stark die Autobranche. Die Autohersteller senkten in den vergangenen Wochen reihenweise ihre Prognose, darunter Volkswagen mit ihren Töchtern Porsche und Audi. Das spürt Infineon im operativen Geschäft. „Bis Ende des Kalenderjahres ist im Autogeschäft Vorsicht geboten“, sagte Hanebeck.
Investitionen erneut gestutzt
Infineon reagiert auf die externen Belastungen mit Kostensenkungen. Das Unternehmen stutzt unter anderem seine Investitionen für 2025. Fürs laufende Geschäftsjahr plant die Konzernführung nunmehr 2,2 Mrd. Euro. Das sind nochmals 100 Mill. Euro weniger als im Frühjahr angekündigt. Ursprünglich sah der Vorstand 2,5 Mrd. Euro vor. Zugleich zeigt sich das operative Geschäft stabil. Daher seien die Kosten aufgrund von Kapazitätsunterauslastungen geringer als befürchtet, erläuterte der CFO.
Darüber hinaus profitiert Infineon von Geschäften mit durchschnittlich höheren Margen. Hanebeck berichtete von Engpässen bei KI-Anwendungen. Er rechnet damit, dass sich der Umsatz mit Halbleitern für KI-Rechenzentren 2025 auf rund 600 Mill. Euro verdoppelt. Im kommenden Jahr will er die Schwelle von 1 Mrd. Euro erreichen.
Gewinnrückgang
Der Vorstand peilt fürs laufende Geschäftsjahr nun eine operative Rendite auf Basis des Segmentergebnisses im „hohen Zehner-Prozentbereich“ an. Zuletzt stellte Hanebeck rund 15% in Aussicht. 2024 erzielte Infineon 20,8%.
Das Segmentergebnis lag seinerzeit bei 3,1 Mrd. Euro. Auf Basis des nun prognostizierten Konzernumsatzes von „etwa“ 14,6 Mrd. Euro (2024: 15 Mrd. Euro) dürften bei einer angenommenen Marge von 19% rund 2,6 Mrd. Euro herauskommen. Das wären also rund 500 Mill. Euro weniger als 2024.
In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2025 verzeichnete Infineon ein operatives Ergebnis von 1,84 Mrd. Euro. Das war ein Rückgang von 19%. Die Marge sackte ab auf 17,2% nach 20,6%.
Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt setzte Infineon 3,7 Mrd. Euro um. Das waren 3% mehr als im Vorquartal. Ohne die Dollarschwäche hätte das Plus bei 9% gelegen, so Infineon. Das Segmentergebnis lag bei 668 Mill. Euro. Das war ein Zuwachs von 11%. Analysten hatte im Schnitt 651 Mill. Euro erwartet.
