Chip-Konzern

Infineon schraubt Investitionen hoch

Infineon hat sich mitten in einer Phase der Chipknappheit ehrgeizige Ziele gesetzt. Deutschlands größter Halbleiterhersteller steuert 2022 ein Rekordjahr an.

Infineon schraubt Investitionen hoch

sck München

Auf dem Höhepunkt des weltweiten Chipmangels hat Infineon mit ambitionierten Vorgaben für Aufsehen gesorgt. Anlässlich ihres Kapitalmarkttages kündigte die Konzernführung um Vorstandschef Reinhard Ploss am Dienstag an, im gerade angelaufenen Geschäftsjahr 2022 (30. September) deutlich mehr zu investieren und firmeneigene Umsatz- und Margenbestwerte anzupeilen. 2022 werde ein „starkes Jahr“, sagte der CEO. „Wir setzen unseren Weg des profitablen Wachstums und der nachhaltigen Wertschaffung fort.“ Ploss setzt auf die Trendthemen Elektrifizierung und Digitalisierung. Diese sind wesentliche Bausteine seiner Strategie. „Infineon bewältigt den Zyklus erfolgreich und nimmt in vielen Märkten, die von langfristigen Wachstumstreibern bestimmt sind, führende Positionen ein“, so Ploss.

Der Konzern erhöht das Investitionsbudget fürs neue Geschäftsjahr auf 2,4 Mrd. Euro. Das ist ein Rekord. Die Investitionsquote steigt dadurch von 15 auf 19% (vgl. Grafik). „Schwerpunkt unseres Investitionsbudgets ist der Ausbau der Fertigungskapazitäten an unseren Standorten Villach, Dresden und Kulim in Malaysia“, sagte Finanzvorstand Sven Schneider der Börsen-Zeitung. Infineon finanziere das aus dem operativen Cash-flow.

20 Prozent Marge im Visier

Nach vorläufigen Berechnungen steigerte das Unternehmen seine Investitionen im kürzlich abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 um 0,5 Mrd. auf 1,6 Mrd. Euro. Das Unternehmen lag damit im Rahmen seiner Pläne. Erst vor kurzem erweiterte Infineon die Kapazitäten mit dem Bau einer neuen Werkshalle am Standort in Österreich (vgl. BZ vom 17. September). Das Management rechnet für 2022 mit einem freien Cash-flow von rund 1 Mrd. Euro. 2021 erwirtschaftete Infineon nach eigenen Angaben 1,5 Mrd. Euro.

Das Dax-Mitglied mit Sitz in Neubiberg bei München bestätigte seinen Ausblick für das im September abgelaufene Geschäftsjahr und stellte für das neue Geschäftsjahr ein Umsatzplus im mittleren 10-Prozent-Bereich in Aussicht. Die Segmentergebnismarge werde voraussichtlich etwa 20% betragen, 2 Prozentpunkte mehr als 2021.

Die Werte implizieren für das Geschäftsjahr 2022 Konzernerlöse von 12,65 (2021: 11) Mrd. Euro. Das operative Ergebnis (Segmentergebnis) soll im neuen Geschäftsjahr auf 2,5 (i.V. 2) Mrd. Euro steigen. Das ist mehr, als Analysten kalkuliert hatten. „Haupttreiber des erwarteten Umsatzzuwachses ist der Kapazitätsausbau. Die erhöhte Fertigungsleistung trägt neben anderen Faktoren, etwa dem stärkeren Fokus auf Systemlösungen und höheren Kundennutzen, dazu bei, dass die Marge steigt“, erklärte der CFO der Börsen-Zeitung. Die Prognose basiert auf einem Euro-Dollar-Wechselkurs von 1,20.

Aktie gewinnt 5 Prozent

Die Anleger reagierten am Dienstag wohlwollend auf die Prognose. Im Xetra-Handel gewann die Aktie zeitweise 5,1 % auf 35,70 Euro. Der Titel führte damit den deutschen Leitindex an.

Ploss berichtete zuletzt, er rechne mit deutlichen Preissteigerungen bei Halbleitern. Sein Unternehmen habe mit gestiegenen Kosten bei Zulieferern und einem erhöhten Investitionsbedarf zu tun. Aufgrund des Nachfragebooms seien die Abnehmer bereit, „fast schon Mondpreise“ zu zahlen. Die Knappheit bei Halbleitern bremst vor allem deutlich die Dynamik der Autoindustrie nach dem überwundenen Coronaschock 2020. Die Halbleiterproduzenten kommen derzeit mit der Nachfrage kaum nach. Deshalb müssen manche Autohersteller wieder Kurzarbeit einführen und vorübergehend Werke schließen. Das trifft Volumenhersteller wie Opel besonders stark.

Neue Dimension mit Cypress

Nach der Übernahme des US-Wettbewerbers Cypress im April dieses Jahres für 9 Mrd. Euro erreichte Infineon eine größere Dimension. Auf Basis dieser Expansion in den USA strebt Infineon über den Zyklus hinweg im Schnitt ein jährliches Umsatzwachstum von mindestens 9% an. Die Segmentergebnismarge soll auf mittlere Sicht 19% betragen, die Investitionsquote bei 13% liegen. Daran hält das Management im Kern fest. Der Aufsichtsrat hatte im August 2019 den Vertrag des CEO vorzeitig bis Ende 2022 verlängert. Dann ist Ploss 65 Jahre alt. Der Vorstandschef will bis dahin die Integration von Cypress abschließen.