Chipindustrie

Infineon strebt Kapazitäts­ausbau an

Der Halbleiterhersteller Infineon hat mitten in der weltweiten Chipknappheit seine Kapazitäten mit einer Werkserweiterung am Standort Villach ausgebaut. Anlässlich der offiziellen Eröffnung der neuen Fertigungshalle in Österreich nach dreijähriger...

Infineon strebt Kapazitäts­ausbau an

sck München

Der Halbleiterhersteller Infineon hat mitten in der weltweiten Chipknappheit seine Kapazitäten mit einer Werkserweiterung am Standort Villach ausgebaut. Anlässlich der offiziellen Eröffnung der neuen Fertigungshalle in Österreich nach dreijähriger Bauzeit sprach Vorstandschef Reinhard Ploss von einem guten Timing. „Der Zeitpunkt, neue Kapazitäten in Europa zu schaffen, könnte angesichts der weltweit wachsenden Nachfrage nach Leistungshalbleitern nicht besser sein.“ Die Kunden „reißen uns die Ware aus der Hand“, ergänzte Produktionsvorstand Jochen Hanebeck in einer Online-Pressekonferenz.

Der Dax-Konzern hatte die Bautätigkeit beschleunigt und wurde dadurch drei Monate früher fertig als geplant. Dem CEO zufolge kann der Konzern mit der neuen Chipfabrik künftig rund 2 Mrd. Euro Umsatz pro Jahr zusätzlich erzielen. Das sind 200 Mill. Euro mehr als ursprünglich geplant. Das erreicht Deutschlands größtes Chipunternehmen allerdings nach eigenen Angaben bei voller Auslastung erst in drei bis vier Jahren. Infolgedessen wird die Standortweiterung dazu beitragen, die Abnehmer mit Chips besser zu versorgen, die Lieferengpässe dürften dadurch aber nicht so rasch behoben sein, denn die Autoindustrie benötigt vor allem Mikrochips. In Villach würden aber Leistungshalbleiter gefertigt, so Infineon-Österreich-Chefin Sabine Herlitschka. Aufgrund des Nachfragebooms und steigender Einkaufskosten kündigte der Konzern höhere Preise für Halbleiterkomponenten an. „Wir gehen von erheblich steigenden Preisen aus“, sagte Ploss.

Der Vorstandsvorsitzende kündigte an, auf mittlere Sicht die Kapazitäten an weiteren Konzernstandorten auszubauen. „In wenigen Jahren werden wir über das nächste Werk entscheiden.“ Neben Villach verfügt Infineon über große Fabriken in Dresden und in Kulim (Malaysia). Bis zur Vollauslastung wird Infineon in das neue Werk in Villach 1,6 Mrd. Euro investiert haben. Die Konzernführung setzt dort auf die hochmoderne 300-mm-Dünnwafer-Technologie für Leistungshalbleiter, die unter anderem in der Motorsteuerung von Elektroautos eingesetzt werden. „Wir setzen auf die globalen Megatrends“, so Ploss. Mit der neuen Kapazität schuf Infineon 400 zusätzliche Arbeitsplätze am Standort Villach.

Hanebeck betonte, dass Infineon bei ihren Wachstumsplänen strategisch auf Fertigung in Eigenregie baue. Mit diesem Weg sei Infineon besser unterwegs, als vieles Auftragsfertigern zu überlassen. Ploss zufolge liefern Foundries nicht vollumfänglich das, was gerade gebraucht wird. Ursache dafür seien weitere Lockdowns in Südostasien wegen Covid-19.