Insider: Shell versucht erneut Verkauf von PCK-Raffinerie
Insider: Shell versucht erneut Verkauf von PCK-Raffinerie
Der Ölkonzern Shell unternimmt Insidern zufolge einen neuen Anlauf zum Verkauf seines Anteils an der Ölraffinerie PCK Schwedt. Shell habe in diesem Monat den Datenraum für potenzielle Käufer seines 37,5%-Anteils geöffnet, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von drei mit der Sache vertrauten Personen. Ein voriger Verkaufsversuch an die britische Prax Group war vor rund einem Jahr gescheitert. Shell rechne bis Ende Januar mit Angeboten.
Der Schritt erhöht die Unsicherheit über die Zukunft einer der wichtigsten Energieschlagadern Deutschlands. Die Raffinerie, die mit Rosneft einen russischen Hauptaktionär hat, war erst kürzlich in US-Sanktionen verwickelt, von denen sie nur durch eine kurzfristig erzielte Ausnahmevereinbarung verschont blieb. Zudem müssen die USA nun regelmäßig eine Lizenz erteilen, damit der Betrieb ohne Einschränkungen weiterlaufen kann. Die derzeitige Genehmigung läuft Ende April aus, was den Druck auf die Bundesregierung erhöht, eine Lösung zu finden.
Privater Energiehändler zeigt Interesse
Zu den Interessenten für die Raffinerie zählt die Liwathon Group, ein privat geführter Energiehändler mit Ölterminals in Estland und auf den Bahamas. „Liwathon ist nach wie vor an Investitionen in Deutschland interessiert. Das schließt unter anderem auch eine mögliche Investition in PCK Schwedt mit ein, ist aber nicht darauf begrenzt“, sagte Tibor Fedke, Partner der Anwaltskanzlei Noerr, die Liwathon in Deutschland berät.
Shell versucht seit Langem, sich aus Schwedt zurückzuziehen. Bereits 2021 war Alcmene, eine Tochtergesellschaft von Liwathon, als Käufer ausgewählt worden, doch der russische Mehrheitseigner Rosneft machte von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch. Der Angriff Russlands auf die Ukraine brachte Transaktionen rund um die Raffinerie anschließend zum Erliegen.
Die Raffinerie in Schwedt versorgt den Großraum Berlin, einschließlich des Flughafens, sowie weite Teile Ostdeutschlands mit Treibstoffen und beliefert die regionale Chemieindustrie mit wichtigen Grundstoffen. Während der Energiekrise 2022 übernahm die Bundesregierung die Treuhandverwaltung über die Anlage, nicht jedoch deren Eigentum, aus Sorge vor einer Eskalation des Konflikts mit Moskau. Seitdem muss Deutschland die Treuhandverwaltung alle sechs Monate verlängern, in der Hoffnung, dass Rosneft seine Pläne zum Verkauf seines 54,17%-Anteils umsetzt. Bislang ist dies nicht geschehen. Zwar bezieht Deutschland kein Öl mehr direkt aus Russland, Rosneft Deutschland kauft inzwischen Rohöl aus Kasachstan.
