Intel macht nach US-Beteiligung Fortschritte
Intel macht nach US-Beteiligung Fortschritte
Intel macht nach US-Beteiligung Fortschritte
xaw New York
Der gebeutelte Chipriese Intel hat nach der Staatsbeteiligung der USA Fortschritte bei seiner strategischen Wende gemacht. Im dritten Quartal steigerte der Konzern die Erlöse gegenüber dem Vorjahr unerwartet stark um 3% auf 13,7 Mrd. Dollar und verwies dabei auf eine anziehende Nachfrage nach Computerprozessoren. Analysten hatten laut dem Datendienst Factset im Konsens einen Umsatz von 13,2 Mrd. Dollar erwartet. Nach einem Verlust von 16,6 Mrd. Dollar im Vorjahreszeitraum fuhr Intel zwischen Juli und September einen Nettogewinn von 4,1 Mrd. Dollar ein.
Exklusive Gewinnen auf Aktieninvestments und aus der Veräußerung von Assets, anteilsbasierter Vergütungen sowie sonstiger Bereinigungen entsprach dies einem Überschuss von 23 Cent pro Aktie, an der Wall Street waren zuvor Schätzungen von 2 Cent herumgereicht worden.Das Unternehmen beendete damit die längste Negativserie seit 35 Jahren – zuvor hatte es in sechs aufeinanderfolgenden Quartalen rote Zahlen geschrieben. Entsprechend zog die Aktie im nachbörslichen New Yorker Handel am Donnerstag zeitweise um 7,7% an.
Altera-Veräußerung macht sich bemerkbar
Dabei goutierten die Investoren auch einen soliden Ausblick: Für das Schlussquartal sagt Intel nun Erlöse von 12,8 bis 13,8 Mrd. Dollar vorher, die Konsensprognose hatte im Vorfeld auf 13,4 Mrd. Dollar gelautet. Wie Finanzchef David Zinsner gegenüber dem Magazin „Barron's“ betonte, hätten einige Analysten bei ihren Schätzungen den Beitrag des Digitaltechnik-Spezialisten Altera noch nicht herausgerechnet. Diesen hatte der Konzern Ende 2015 übernommen, im dritten Quartal schloss Intel indes den Verkauf von 51% der umlaufenden Altera-Stammaktien an die Private-Equity-Gesellschaft Silver Lake ab. Die Zahlen der ehemals 100-prozentigen Tochter tauchen damit nicht mehr im Konzernergebnis auf.

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„Wir haben im abgelaufenen Quartal bedeutende Schritte unternommen, um unsere Bilanz zu stärken“, sagte Zinsner in einer Mitteilung. „Aktuell übertrifft die Nachfrage das Angebot und wir erwarten, dass dieser Trend ins neue Jahr hinein anhält“. Einige Analysten heben hervor, dass Upgrades von Computern mit Microsoft-Betriebssystemen von Windows 10 auf Windows 11 den Bedarf an moderneren Computerchips anheizten. Allerdings sei dies als eher kurzfristiger Schub zu werten. Konkurrent Texas Instruments warnte in der laufenden Woche vor einer moderater als erwartet ausfallenden Erholung am Halbleitermarkt, wobei CEO Haviv Ilan auf „breitere makroökonomische Dynamiken und die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit“ verwies.
Staatsintervention treibt Aktie
Die Intel-Aktie hat im laufenden Jahr bisher indes um nahezu 90% zugelegt. Schub hat dem Chipkonzern, der den Boom um künstliche Intelligenz laut dem ehemaligen CEO Pat Gelsinger verschlafen hatte und auch im PC-Prozessor-Markt mit härterer Konkurrenz ringt, der Einstieg der US-Regierung verliehen. Im Rahmen des im August geschlossenen Deals übernimmt Washington 10% an dem Halbleiterriesen und wandelt dafür 8,9 Mrd. Dollar an Zuschüssen aus dem Chips Act, den Ex-Präsident Joe Biden 2022 unterzeichnete, in eine Eigenkapitalbeteiligung um.

Die US-Regierung lockt dabei auch weitere Investoren an, die um die Gunst von Präsident Donald Trump buhlen. Nvidia kündigte im September an, 5 Mrd. Dollar in Intel stecken zu wollen, und verlieh der Aktie damit weiteren Auftrieb. Zudem wollen die beiden Unternehmen künftig gemeinsam Produkte für Rechenzentren und das Personal Computing entwickeln. So wird Intel unter anderem x86-Prozessoren bauen, die Nvidia in ihre KI-Infrastruktur-Plattformen integriert. Kurz darauf drang zudem an die Öffentlichkeit, dass der einstige Chipdominator um ein Investment von Apple wirbt, die sich ab 2020 von Intel abkehrte und ihre Produkte über die folgenden drei Jahre vollständig auf ihre eigene Prozessor-Infrastruktur umstellte.
Schwere Herausforderungen vor der Brust
Der Halbleiterriese aus Santa Clara steht indes trotz Anzeichen einer Trendwende noch vor schweren Aufgaben. CEO Lip-Bu Tan – der die Führung im März nach vier chaotischen Monaten übernahm, in denen Intel nach dem Abtritt Gelsingers keinen festen Vorstandsvorsitzenden hatte – legt den Fokus auf Kosteneinsparungen, Stellenabbau und eine Modernisierung von Produktlinien. Zudem sucht Intel händeringend nach Kunden für ihre unter dem Ex-Chef stark ausgebaute Auftragsfertigung. Der Umsatz der Foundry ging im dritten Quartal zum Vorjahr um 2% auf 4,2 Mrd. Dollar zurück, immerhin reduzierte der Konzern den operativen Verlust in der Sparte auf 2,3 Mrd. Dollar, nachdem er sich im Vorjahreszeitraum auf 5,8 Mrd. Dollar summiert hatte.

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Citigroup und andere Wall-Street-Adressen pochten lange auf eine Veräußerung des Geschäfts, in dem Intel daran scheiterte, nennenswert mit Foundry-Spezialisten wie dem taiwanesischen Marktführer TSMC zu konkurrieren und Aufträge von Designern wie Qualcomm anzuziehen. Im Juli teilte Intel mit, in der Fertigung nach einem Großkunden für ihren unter dem Namen 14A laufenden Produktionsprozess der nächsten Generation zu suchen.
Sorgenkind Auftragsfertigung
Um die Plattform nur intern zu nutzen, ist das Investment in diese laut CFO Zinsner zu groß. Scheitere der Konzern daran, Massenabnehmer zu finden, würde dies den Return für Aktionäre erheblich belasten. Im August hieß es bereits, Intel könne sich dann komplett aus dem Foundry-Geschäft zurückziehen – zuletzt musste Intel diesbezüglich allerdings auf die Bremse treten.
Denn die Vereinbarung mit der US-Regierung schließt ein fünfjähriges Recht Washingtons auf die Übernahme weiterer 5% an dem Konzern zu 20 Dollar pro Aktie ein, sollte der Chipkonzern die Mehrheit an seiner Auftragsfertigung abgeben. „Ich glaube nicht, dass es eine hohe Wahrscheinlichkeit gibt, dass wir unsere Beteiligung auf weniger als die Hälfte fallen lassen“, sagte Zinsner im August. Der Optionsschein der Regierung werde also wahrscheinlich unausgeübt verfallen. Genau darauf zielt das Trump-Lager laut Analysten ab – und darin liege auch das Problem. Denn Washington halte somit einen dringend benötigten Wandel bei Intel auf.
