US-Regierung steigt bei Intel ein
US-Regierung steigt bei Intel ein
Intel stimmt laut Trump US-Staatsbeteiligung zu
Reuters/dpa-afx Washington, Santa Clara
Die US-Regierung steigt für 8,9 Mrd. Dollar bei dem angeschlagenen Chip-Konzern Intel ein. Dies bestätigte Handelsminister Howard Lutnick am Freitag. „Die Vereinigten Staaten von Amerika besitzen nun 10% von Intel“, schrieb er auf der Plattform X. Es handle sich um eine „faire Vereinbarung für Intel und für das amerikanische Volk“. Die Intel-Aktie gab im nachbörslichen Handel am Freitag jedoch um 1,2% nach. Präsident Donald Trump werde sich zudem später am Freitag mit Intel-Chef Lip-Bu Tan treffen, erklärte ein Vertreter des Weißen Hauses.
Keine Stimmrechte für Regierung
Die Regierung erwirbt die 433,3 Millionen Aktien mit Mitteln aus noch nicht ausgezahlten Zuschüssen des sogenannten Chips Act in Höhe von 5,7 Mrd. Dollar sowie 3,2 Mrd. Dollar, die Intel für das Secure-Enclave-Programm zur Fertigung sicherer Mikrochips für militärische und geheimdienstliche Anwednungen zugesprochen wurden. Der Kaufpreis von 20,47 Dollar je Aktie liegt rund vier Dollar unter dem Schlusskurs vom Freitag von 24,80 Dollar. Lutnick hatte zu Wochenbeginn erklärt, der Anteil werde kein Stimmrecht beinhalten. Die Regierung könne dem Unternehmen damit nicht vorschreiben, wie es sein Geschäft zu führen habe.
Die jetzige Vereinbarung stellt eine Kehrtwende Trumps dar. Dieser hatte jüngst noch den Rücktritt Tans wegen dessen Geschäftsbeziehungen nach China gefordert. „Er kam, weil er seinen Job behalten wollte, und am Ende gab er uns 10 Mrd. Dollar für die USA“, sagte Trump am Freitag zu seinem jüngsten Treffen mit Tan am 11. August und bezog sich mit der Summe auf die Umdeklarierung der Zuschüsse aus dem von Amtsvorgänger Joe Biden unterzeichneten Chips Act. „Ich denke, es ist ein großartiger Deal für sie“, sagte Trump mit Blick auf Intel.
Zunehmende Eingriffe in die Wirtschaft
Trump bezeichnet die unter Biden auf den Weg gebrachten Subventionen für Chipkonzerne für den Ausbau der US-Produktion stets als Geldverschwendung. Er setzt lieber auf hohe Importzölle, die die Unternehmen dazu bringen sollen, ihre Halbleiter in den USA zu fertigen. Aktuell werden vor allem Hightech-Chips zum Beispiel für Smartphones fast ausschließlich in Asien produziert – hauptsächlich in Taiwan, um das es geopolitische Spannungen mit China gibt. Deshalb versuchen die USA und Europa seit einigen Jahren, wieder mehr Produktion in den Westen zu holen. Der Bau der Fabriken dauert aber Jahre und kostet Dutzende Milliarden Dollar. Die Abwanderung der Chip-Produktion nach Asien war über Jahrzehnte durch hohe Subventionen befeuert worden.
Die Beteiligung an dem Chipkonzern ist die jüngste in einer Reihe ungewöhnlicher Vereinbarungen der US-Regierung mit Unternehmen. So erhält sie als Gegenleistung für Exportgenehmigungen für bestimmte Chips nach China 15% der dortigen Umsätze des Herstellers Nvidia. Zudem soll das Pentagon größter Anteilseigner des Bergbauunternehmens MP Materials werden, um die Produktion von Magneten aus Seltenen Erden zu steigern.
Neue unternehmerische Risiken durch Interventionismus
Bei der Übernahme von U.S. Steel durch die japanische Nippon Steel handelte die Regierung eine „goldene Aktie“ mit bestimmten Vetorechten für sich aus.
Der Einstieg des Staates erfolgt inmitten eines tiefgreifenden Umbaus bei Intel. Der Konzern dominierte einst den Halbleiter-Markt, kämpft aber seit Jahren mit Problemen. Vor allem im Geschäft mit Chips für Künstliche Intelligenz eroberte der Grafikkarten-Spezialist Nvidia eine Spitzenposition. Zudem steht Intel auch stärker unter Druck im angestammten Geschäft mit PC-Prozessoren und Chips für Rechenzentren. Der Konzern versucht, sich zusätzlich zu eigenen Chips ein zweites Standbein als Auftragsfertiger für andere Halbleiter-Anbieter aufzubauen. Das läuft bisher eher schleppend. So gab er Pläne für eine große Fabrik in Magdeburg angesichts fehlender Nachfrage auf.
Skepsis bei Portfoliomanagern
Der im März angetretene Firmenchef Tan soll den Chip-Pionier wieder auf Kurs bringen, der 2024 einen Jahresverlust von 18,8 Mrd. Dollar verzeichnete. Analysten zufolge verschafft die staatliche Unterstützung Intel zwar mehr Spielraum bei der Sanierung. Daniel Morgan, Portfoliomanager bei Synovus Trust, sagte jedoch, die Probleme von Intel gingen über den Bedarf an einer Finanzspritze hinaus. Der japanische Technologie-Investor Softbank hatte am Montag zugestimmt, sich mit 2 Mrd. Dollar an Intel zu beteiligen. Das Unternehmen leidet Analysten zufolge weiterhin unter einer schwachen Produkt-Roadmap und Schwierigkeiten, Kunden für seine neuen Fabriken zu gewinnen.
