IM GESPRÄCH: FULVIO MONTIPO

Interpump fühlt sich an der Börse pudelwohl

Der Gründer des italienischen Pumpenbauers über teure Zukäufe, krisenfeste Margen und Donald Trump

Interpump fühlt sich an der Börse pudelwohl

Von Thesy Kness-Bastaroli,Mailand”Die Akquisition der deutschen Hochdruck-Kolbenpumpenfirma Hammelmann (2005) war der eigentliche Durchbruch zu unserem Erfolg, zur Internationalisierung”, sagt der Gründer und Präsident des italienischen Pumpenspezialisten Interpump, Fulvio Montipò, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.”Hammelmann war auch meine teuerste Akquisition. Ich zahlte damals 92 Mill. Euro, etwa das Neunfache des Ebitda (Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Für die darauffolgenden Akquisitionen gab ich maximal bis zum Fünffachen des Ebitda aus”, erklärt er. Innerhalb der vergangenen 20 Jahre hat Interpump 60 Akquisitionen weltweit getätigt und fährt mit dieser Expansionspolitik auch 2017 fort, nachdem seit Jahresbeginn bereits zwei Unternehmen erworben wurden. Traum in Deutschland erfüllt”Ein Großteil unserer Investitionen konzentriert sich auf Übernahmen”, sagt der Unternehmensgründer. Was die deutsche Akquisition betrifft, so bereut Montipò den Preis nicht im Mindesten. “Ich habe damals meinen Traum erfüllt, indem ich die technologisch führende Firma in unserem Sektor erwarb. Heute ist das Unternehmen 600 Mill. Euro wert”, sagt er. Interpump selbst hat in den letzten vier Jahren den Umsatz verdoppelt.Die auf die Herstellung von Hochdruck-Kolbenpumpen spezialisierte, vor 40 Jahren gegründete Interpump aus Reggio Emilia (Mittelitalien) avancierte mit einem Anteil von über 50 % in ihrem Segment nach eigener Einschätzung zum Weltmarktführer. Das Unternehmen zählt zu den sogenannten “Multis im Taschenformat” und zu den Vorzeigeunternehmen Italiens. Für das laufende Jahr sieht Unternehmensgründer Montipò neuerlich ein zweistelliges Wachstum, einen Umsatz von erstmals über 1 Mrd. Euro und ein Ebitda bis zu 220 Mill. Euro vor. Der seit 1996 an der Börse notierte Interpump-Titel hat am 26. April sein Allzeithoch von 23,73 Euro pro Aktie erreicht. Die jährliche Rendite machte für die Aktionäre im Schnitt 13,5 % aus.Die Börsenkapitalisierung liegt inzwischen bei 2,5 Mrd. Euro. In letzter Zeit hat auch die Familienholding von Montipò, IPG, einen Buy-back vorgenommen und den Anteil auf 23,5 % erhöht. “Viel mehr können wir nicht erwerben, ab einer Beteiligung von 25 % muss ein öffentliches Übernahmeangebot präsentiert werden”, bedauert der Unternehmer.Bislang konzentrierte sich das Unternehmen auf zwei Bereiche. Auf Hochdruck-Kolbenpumpen für die Wassertechnik mit rund einem Drittel Anteil am Umsatz und den ölhydraulischen Bereich mit zwei Dritteln. Vor kurzem ist das Unternehmen auch in die Nahrungsmittelindustrie eingestiegen und hat in Spanien (Gerona) und Italien (Parma) zugekauft. Der Bereich soll bereits im laufenden Jahr bis zu 10 % des Umsatzes bestreiten. Zum wichtigsten Markt für Interpump avancierten die Vereinigten Staaten. Dort wird jährlich mit 350 Mill. Euro rund ein Drittel des Umsatzes bestritten. Auf die Frage, ob er denn nicht einen “Trump-Effekt” befürchte, meinte der 70-jährige Unternehmer gelassen: “Ich fürchte Trump und nicht so sehr einen Trump-Effekt auf unser Unternehmen.” Denn Interpump unterhält in den USA vier eigene Produktionsstätten und drei Vertriebsniederlassungen. “Ich glaube nicht, dass Trump auf unsere US-Tätigkeiten Einfluss haben wird.” Chancen in RusslandDeutschland ist nach den USA der zweitwichtigste Markt. Große Chancen rechnet sich Montipò in Russland aus. Dort betreibt Interpump vier Filialen. “Wir sehen dort trotz der Sanktionen einen interessanten Markt.” Aber auch in China und Indien werden derzeit zweistellige Zunahmen verzeichnet. Was den Inlandsmarkt betrifft, hat sich hier der Absatz 2016 um 10 % erhöht und für das laufende Jahr erwartet der Unternehmer ein weiteres zweistelliges Wachstum. Montipò weist auf die Schwächen in Italien, die politische Instabilität oder etwa den übermäßig schwerfälligen bürokratischen Apparat und auf die langwierige Justiz hin. Doch es gebe auch Vorteile: Die norditalienischen Unternehmer sind flexibel. In der mittelitalienischen Region Emilia Romagna gebe es Kompetenzen und technologische Kapazitäten wie kaum sonst wo auf der Welt. Nicht umsonst haben hier Ferrari, Lamborghini oder Ducati ihren Standort. Kredit statt EigenkapitalMontipò hat als einer der wenigen italienischen Unternehmer den Börsengang gewagt und fühlt sich am Kapitalmarkt pudelwohl. Er sei mit seiner Erfahrung beim Going Public mehr als zufrieden. Die auch durch die Börsennotierung bedingte Transparenz und die Öffentlichkeitsarbeit stimulierten. Die Frage, weshalb in Italien so wenige Unternehmen an die Börse gehen, beantwortete der Unternehmensgründer so: “Es handelt sich primär um einen Kulturfaktor.” Bislang sei die Fremdfinanzierung vorrangig durch die Banken erfolgt. Aber derzeit ist ein Mentalitätswandel im Gange. “Ich erkenne dies beim Scouting, das ich regelmäßig vornehme, um neue Akquisitionen zu tätigen. Italiens Unternehmer zeigen sich neuerdings bereit, innovative Vorschläge zu diskutieren.”Interpump hat seit ihrer Gründung 1977 noch nie ein Defizit geschrieben. Das ist in der italienischen Unternehmensgeschichte einzigartig. “Selbst 2009”, erinnert sich der Unternehmer, “als der Umsatz um 30 % zurückfiel, erreichten wir noch ein Ebitda von 14,7 %.”Die Dividendenpolitik – ausgeschüttet werden 20 Cent im laufenden Jahr und 21 Cent im kommenden Jahr – ist nicht gerade großzügig. “Der Pay-out macht 25 % aus. Wir ziehen es vor, unseren Gewinn in Akquisitionen zu investieren”, betont Montipò seine Strategie, von der er keineswegs abweichen wolle.