Aktivistische Investoren

Investor Enkraft mischt Abo Wind auf

Der Streit der Großaktionäre bei Abo Wind über den geplanten Rechtsformwandel zur KGaA spitzt sich zu. In einem Brief attackiert der Investor Enkraft den Vorstand und den Aufsichtsrat des Projektentwicklers aus Wiesbaden.

Investor Enkraft mischt Abo Wind auf

Investor Enkraft Capital mischt Abo Wind auf

Streit um geplanten Rechtsformwandel des Wiesbadener Projektentwicklers in eine KGaA spitzt sich zu – Brief an Vorstand und Aufsichtsrat

Von Christoph Ruhkamp, Frankfurt

Der Streit der Großaktionäre bei Abo Wind über den geplanten Rechtsformwandel zur KGaA spitzt sich zu. Der Projektentwickler für Windkraft, Sonnenenergie und Biomasse mit Sitz in Wiesbaden hatte im Juni mitgeteilt, „der erwogene Formwechsel in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) würde dem Unternehmen nach Überzeugung des Vorstands neue Perspektive eröffnen und langfristig orientierten Aktionären erhebliches weiteres Kurspotenzial erschließen. Ganz anders sieht das jedoch der Münchener aktivistische Investor Enkraft Capital. Das auf erneuerbare Energien spezialisierte Familiy Office, das bereits RWE die Hölle heiß gemacht hat wegen der Braunkohlesparte des Konzerns, hält 5% der Anteile an Abo Wind. In einem Brief von Enkraft-Chef Benedikt Kormaier an den Vorstand und Aufsichtsrat der Abo Wind vom 28. August, der der Börsen-Zeitung vorliegt, heißt es: „Ihre Ankündigung des geplanten Formwechsels vom 1. Juni 2023 hat – wie in unserem Schreiben vom Folgetag prognostiziert – zu einem massiven Wertverlust der ABO Wind-Aktie und damit einhergehend zu einem signifikanten Vermögensverlust der Aktionäre geführt. Allein durch die Ankündigung des geplanten Formwechsels und das unbeirrte Festhalten an diesem Plan sind bisher rund 146 Mill. Euro Eigenkapitalwert oder ein knappes Viertel der früheren Marktkapitalisierung der ABO Wind AG vernichtet worden.“ Am Dienstag sank der Kurs um zeitweise 1,2% auf 50,20 Euro. Damit hat sich der Börsenwert des 1996 gegründeten Unternehmens, das mehr als 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, binnen eines halben Jahres nahezu halbiert auf knapp 500 Mill. Euro.

Haupteigentümer sind mit jeweils knapp 26% die beiden Gründer Matthias Bockholt, der zum 31. Juli aus dem Vorstand ausgeschieden ist, und Jochen Ahn, aus deren beiden Nachnamen der erste Teil des Firmennamens „Abo“ gebildet wurde, sowie die Mainova AG mit 10%.

Abo Wind hat die außerordentliche Hauptversammlung, auf der zum Formwechsel abgestimmt werden soll, für den 27. Oktober ins Auge gefasst. Dafür müsste bis Mitte September eingeladen werden. Der Großaktionär Mainova hat am heutigen Mittwoch ordentliche Hauptversammlung und muss zumindest mit Fragen zu dem Thema rechnen. Denn Mainova ist durch den eigenen Vorstand Martin Giehl im Aufsichtsrat von Abo Wind vertreten.

Nach Ansicht von Enkraft ist der Wertverlust „einzig auf Ihre Ankündigung des Formwechsels zurückzuführen“: „Seit der Ankündigung gab es keine weiteren negativen Unternehmensnachrichten, die den Kurs der Aktie hätten beeinflussen können“, schreibt Enkraft-Chef Kormaier in seinem Brief. „Daneben lässt auch eine relative Betrachtung der Kursentwicklung der Aktie der ABO Wind AG gegenüber denen der Wettbewerber keinen anderen Schluss zu.“ Es sei davon auszugehen, dass sich der Kursverfall nochmals deutlich ausweiten werde, sollte der Formwechsel tatsächlich vollzogen werden. Investoren könnten „nach einem Formwechsel in eine KGaA erst recht nicht mehr darauf vertrauen, dass nicht wertvernichtende Maßnahmen durch einen sodann ausschließlich von den Familien Ahn und Bockholt kontrollierten Komplementär veranlasst“ würden.

Enkraft droht: „Sollten Sie an dem eingeschlagenen Weg – aus unserer Sicht: pflichtwidrig – festhalten, werden wir nicht nur weiter nachdrücklich alle übrigen Aktionäre über die tatsächlichen Konsequenzen des geplanten Formwechsels aufklären und von einer aktiven Teilnahme an der geplanten Formwechsel-Hauptversammlung im Oktober überzeugen, sondern auch alle rechtlichen Möglichkeiten ausnutzen, ein etwaiges Fehlverhalten und mögliche Pflichtverletzungen der Organmitglieder zu Lasten des Unternehmens und seiner Aktionäre in diesem Zusammenhang zu untersuchen oder untersuchen zu lassen.“

Hintergrund des Formwechsels ist laut Abo Wind der Wunsch, die Möglichkeiten der Gesellschaft am Kapitalmarkt zu verbessern. Aktuell sei das Potenzial für Kapitalerhöhungen begrenzt, „weil die Familien der Gründer als Mehrheitsaktionäre auch weiterhin maßgeblichen Einfluss ausüben möchten“. Nach einer Umwandlung in eine KGaA könne ihr Einfluss als Gesellschafter einer Komplementärin gesichert bleiben, selbst wenn die Beteiligung der Gründerfamilien am Kommanditkapital bei etwaigen Kapitalerhöhungen unter die Schwelle einer Mehrheit sinken würde.

Abo Wind hat die außerordentliche Hauptversammlung, auf der zum Formwechsel in eine KGaA abgestimmt werden soll, für den 27. Oktober ins Auge gefasst. Dafür müsste bis Mitte September eingeladen werden. Doch der Investor Enkraft attackiert das Vorhaben als "wertvernichtend" und "pflichtwidrig".

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