Investor verkauft SAG nach Frankreich

Spie-Konzern bewertet deutschen Energiedienstleister mit 850 Mill. Euro - EQT steigt nach acht Jahren aus

Investor verkauft SAG nach Frankreich

Der Energiedienstleister SAG wird französisch. Die ehemalige RWE-Tochter wird vom Finanzinvestor EQT nach acht Jahren Haltezeit für 850 Mill. Euro an den Industrieservicekonzern Spie verkauft. SAG baut und betreibt Netze für Versorger und die Industrie, und setzt mit 8100 Beschäftigten 1,3 Mrd. Euro um.wb Frankfurt – Der europäische Finanzinvestor EQT räumt sein Portfolio auf. Kurz nach dem 2,4 Mrd. Euro schweren Verkauf des Leukoplastherstellers BSN Medical ist ein Erwerber für den Energieinfrastrukturdienstleister SAG mit Sitz im hessischen Langen gefunden. Das Unternehmen, das EQT schon vor acht Jahren für 620 Mill. Euro übernommen hatte, geht für 850 Mill. Euro an die französische Spie.Die Bewertung entspricht nach Angabe der Franzosen dem 11-Fachen des Ergebnisses vor Steuern, Zinsen und Amortisation (Ebita). Nach erwarteten Synergien liege das Multiple bei 8,8, teilt Spie mit. Deren Aktienkurs zog nach der M & A-Ankündigung um 5,8 % an. Die Deutsche Bank organisierte den Verkaufsprozess. Spie, die an der Börse mit knapp 3 Mrd. Euro bewertet wird, setzt auf die Investmentbanken Lazard und BNP Paribas sowie rechtlich auf Cleary Gottlieb.Spie rechnet sich Kostensynergien von 20 Mill. Euro auf Sicht von zwei Jahren aus. Von dem Enterprise Value entfallen 460 Mill. Euro, die cash an EQT gehen. Die Pensionsverbindlichkeiten von 390 Mill. Euro werden von den Franzosen übernommen. Spie finanziert zunächst mit einer Brücke. Der Effekt auf die Nettofinanzschulden soll Ende 2016 nicht mehr als 3-mal operatives Ergebnis (Ebitda) ausmachen.Nun erhalten 8 100 Beschäftigte einen neuen Arbeitgeber. In der Haltezeit ist SAG nach EQT-Angaben im Schnitt um 6 % p.a. auf inzwischen 1,3 Mrd. Euro Umsatz und ein Ebita von 77 Mill. gewachsen. SAG holt 75 % des Geschäfts aus Deutschland und ist in der Slowakei, Tschechien, Polen, Ungarn und Frankreich aktiv. SAG zählt sich in Deutschland zu den führenden Service- und Systemlieferanten für Strom-, Gas- und Wassernetze sowie Anlagen für Erzeugung, Bereitstellung und Anwendung von Energie und Medien. Über 100 Standorte gewährleisten Service für Energieversorger, Industrieunternehmen, Kraftwerksbetreiber und Verkehrsbetriebe. Zu teuer gekauftFür EQT dürfte das Investment alles andere als hoch profitabel gewesen sein. In Finanzkreisen wird das Geld-Multiple auf weniger als 1,5-mal Einsatz veranschlagt. SAG wurde (zu) teuer gekauft, die Hoffnungen auf ein kräftig steigendes Geschäft trogen, nicht zuletzt infolge der Energiewende, und es gab Managementwechsel. 2015 musste der Finanzinvestor eine Spritze von 30 Mill. Euro setzen, nachdem SAG die Kreditvereinbarungen zu reißen drohte. Operativ wurden die Anstrengungen zuletzt intensiviert, und SAG expandierte etwa in Richtung Anschluss erneuerbarer Energien.EQT hatte die vor 100 Jahren gegründete Starkstrom Aktiengesellschaft 2008 vom US-Finanzinvestor Advent gekauft. Die Bewertung dürfte damals bei 620 Mill. Euro gelegen haben. SAG war der Kernbestandteil der von Advent 2006 für 700 Mill. Euro erworbenen RWE Solutions. Herausverkauft wurden Lahmeyer International und Nukem. EQT hat im August von Bilfinger die Sparte Building and Facility für 1,4 Mrd. Euro übernommen.Spie ist seit drei Jahren in größerem Ausmaß auch in Deutschland aktiv. Damals wurde das Gebäude- und Energiemanagement von Hochtief mit 6 000 Beschäftigten gekauft. Spie setzte 2015 in Deutschland und Zentraleuropa 900 Mill. Euro um, bei Erlösen von gruppenweit 5,3 Mrd. Euro. Das Industrieserviceunternehmen verdiente mit 38 000 Beschäftigten operativ 350 Mill. Euro. Es wurde um das Jahr 1900 bekannt als Société Parisienne pour l’Industrie des Chemins de Fer et des Tramways, die die Elektrizitätsversorgung von Bahn und Straßenbahn in Paris managte. Spie wurde Mitte 2015 von den Finanzinvestoren Clayton Dubilier & Rice, Ardian und Caisse de Dépôt et Placement du Québec an die Börse gebracht.