M&A

Investoren greifen nach europäischen Großkonzernen

Der Medizintechnikkonzern Philips hat einen neuen Großaktionär: Die Investorenfamilie Agnelli wird größter Einzelaktionär. Auch die M&A-Gerüchte um Adnoc und Covestro werden neu befeuert.

Investoren greifen nach europäischen Großkonzernen

Investoren greifen nach europäischen Großkonzernen

Agnelli-Holding steigt bei Philips ein – Adnoc umwirbt Covestro mit höherer Offerte

hei/ak Frankfurt

Zum Start in die neue Woche ist der M&A-Markt in Europa wieder in Schwung gekommen. Langfristige Investoren unterstreichen ihr Interesse an deutschen und europäischen Konzernen und nutzen dabei Kaufgelegenheiten an der Börse.

Die italienische Investorenfamilie Agnelli meldet den Einstieg beim Medizintechnikkonzern Philips. Über ihre Investmentgesellschaft Exor übernimmt die Fiat-Gründerfamilie eine Minderheitsbeteiligung von 15% für rund 2,6 Mrd. Euro und steigt damit zum größten Einzelaktionär auf. Die Philips-Aktie hat seit einem Hoch bei 47 Euro Mitte 2021 rund 60% an Wert verloren.

Exor will langfristig investieren

Der niederländische Konzern, der sich nach einem tiefgreifenden Umbau vor einigen Jahren nun auf den Gesundheits- und Medizintechniksektor konzentriert, kämpft mit Problemen im US-Geschäft. Diverse Rückrufe von Beatmungsgeräten und Geräten für die Schlaftherapie haben das Unternehmen dort geschwächt. Gestern kletterte die Aktie in Amsterdam um 4,3% auf 19,28 Euro.

Der Einstieg bei Philips zählt zu den größten Deals 2023.

Exor betrachte sich als langfristigen Investor und könne seine Beteiligung auf maximal 20% ausbauen, wird mitgeteilt. Die Anteile hat die Investmentgesellschaft den Angaben zufolge auf dem freien Markt erworben. Philips-Chairman Feike Sijbesma erklärte, die "erhebliche Investition von Exor" unterstreiche das "Vertrauen des Unternehmens in die Umwandlung von Philips zu einem Gesundheitstechnologieunternehmen und dessen Wachstums- und Wertpotenzial".

Was plant Adnoc bei Covestro?

Neuigkeiten gab es auch vom Werben um Covestro. Adnoc, der staatliche Ölkonzern aus Abu Dhabi, hat nach einem Bericht von Bloomberg die Bereitschaft angedeutet, das informelle Angebot für den deutschen Chemiekonzern weiter zu erhöhen. Im Gespräch seien 60 Euro je Aktie, was insgesamt 11,6 Mrd. Euro entsprechen würde. Bedingung sei, dass Covestro zustimme, in offizielle Verhandlungen einzutreten, zitierte die Nachrichtenagentur Insider.

Die Gerüchte um die Offerte für Covestro schwelen bereits seit Wochen. Im Juni wurde ein informelles Angebot von Adnoc mit 55 Euro je Aktie kolportiert – eine Bewertung, die für das Covestro-Management Berichten zufolge keine Grundlage für Gespräche war. Im Juli stockte Adnoc dem Vernehmen nach auf 57 Euro auf. Covestro hat sich bislang nicht geäußert. Adnoc soll an einem einvernehmlichen Vorgehen gelegen sein.

Management und Aufsichtsrat von Covestro erwägen jetzt ihre Optionen und könnten laut Bloomberg noch in dieser Woche reagieren. Eine Stellungnahme dazu gab es weder von Adnoc noch von Covestro.

Adnoc hat gut gefüllte Kriegskasse

Die Kriegskasse des Staatsunternehmens aus den Vereinigten Arabischen Emiraten soll mit 150 Mrd. Dollar prall gefüllt sein. Der Vorstandsvorsitzende von Adnoc, Sultan Al Jaber, ist auf der Suche nach Geschäften, um besser mit der Chemiesparte Sabic von Saudi Aramco konkurrieren zu können.

Parallel zum Annäherungsversuch an Covestro verhandelt Adnoc gerade mit der österreichischen OMV darüber, die gemeinsame Tochter Borealis, an der die Österreicher mit 75% beteiligt sind, mit der börsennotierten Borouge zusammenzuführen. An Borouge hält Adnoc mit 54% die Mehrheit, bei Borealis liegen 36% der Anteile.

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