QIAGEN

Investoren in Feierlaune

Im zweiten Anlauf hat es geklappt. Dem weltgrößten Laborausrüster Thermo Fisher Scientific winkt eine teure, aber strategisch äußerst einleuchtende Akquisition in Europa. Mit der gut 10 Mrd. Euro schweren Übernahme von Qiagen sind die Tage des...

Investoren in Feierlaune

Im zweiten Anlauf hat es geklappt. Dem weltgrößten Laborausrüster Thermo Fisher Scientific winkt eine teure, aber strategisch äußerst einleuchtende Akquisition in Europa. Mit der gut 10 Mrd. Euro schweren Übernahme von Qiagen sind die Tage des größten deutschen Biotech-Unternehmens gezählt.Auf beiden Seiten nickten die Investoren am Dienstag die vereinbarten Konditionen mit Wohlwollen ab. Neben dem Kurssprung bei Qiagen gewannen auch die Aktien von Thermo Fisher. “Die strategische Logik ist groß”, kommentierte CEO Marc N. Casper in einer Telefonkonferenz. Das dürfte über den Preis hinwegtrösten: Die Amerikaner lassen sich Qiagen das knapp 8-Fache des Umsatzes sowie das 27-Fache des bereinigten Ebit kosten.Der Deal wird als Win-win-Situation gewertet, doch die größeren Gewinner sind die Qiagen-Investoren. Mit der Vereinbarung der freundlichen Übernahme ist die quälende Unsicherheit über Zukunft und Führung des Konzerns auf einen Schlag weitgehend beendet.Denn die Ereignisse der vergangenen Monate hatten zu einer tiefen Krise des Unternehmens geführt. Zwei Zielkorrekturen im vergangenen Jahr, der überraschende Abgang des langjährigen Vorstandschefs Peer Schatz und eine rund 300 Mill. Dollar teure Restrukturierung hatten Qiagen zuletzt einigermaßen orientierungslos erscheinen lassen. Umso erstaunlicher war, als Qiagen an Heiligabend erste Sondierungen mit Thermo Fisher und weiteren Interessenten abrupt für beendet erklärt hatte. Der Aufstand der Investoren angesichts das sang- und klanglosen Abbruchs der Gespräche dürfte groß gewesen sein. Der Druck, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, war zweifelsohne vorhanden. Ob Qiagen sich angesichts von Führungsquerelen etwas holprig bewegt oder letztendlich einfach gut gepokert hat, ist von außen nicht zu erkennen. Beide Unternehmen hüllen sich in Schweigen.Die Übernahme von Qiagen, die zu den wenigen Erfolgsstorys des einstigen Neuen Marktes zählt, kommt zum richtigen Zeitpunkt. Der kontinuierliche, weil notwendige Wandel des Geschäftsmodells vom einstigen DNA-Probenaufbereiter zum molekularen Diagnostikkonzern mit Ambitionen in der Bioinformatik geriet zunehmend zum Kraftakt. Die Integration in einen mehr als zehnmal größeren Konzern wie Thermo Fisher ist allerdings auch kein Selbstläufer. Für die Beschäftigten vor allem am Stammsitz in Hilden ist zu hoffen, dass es am Ende nicht doch noch Verlierer bei diesem Deal gibt.