Investoren schielen auf Bundesliga

Das Asset Fußball wird umworben - DFL-Chef Seifert sieht heilsamen Schock

Investoren schielen auf Bundesliga

mic München – Die Deutsche Fußball Liga (DFL) registriert ein großes Interesse von Anlegern, in die Deutsche Fußball-Bundesliga einzusteigen. “Investoren sehen die Chance, an die wertvollsten Sportassets der Welt heranzukommen”, sagte DFL-Geschäftsführungsvorsitzender Christian Seifert am Mittwochabend bei einer Veranstaltung des Clubs Wirtschaftspresse München. Schon eine Woche nach dem Beginn der Spielpause im März seien beim DFL Mails von Investmentfirmen eingetrudelt, die Summen zwischen 100 Mill. Euro und 1 Mrd. Euro geboten hätten. Während eine Investmentbank die Angebote sortiert habe, hatte die DFL jedoch im Gespräch mit den Medienpartnern andere Refinanzierungswege gefunden.Seifert zeigte sich im Grundsatz aufgeschlossen für eine Änderung der Regel, dass keine Investoren die Mehrheit der Stimmrechte an einem der 36 Bundesligisten übernehmen dürfen (50+1-Regel). Er fügte jedoch hinzu: “Ich wäre aber nie für eine ungeregelte Öffnung.” Es müsste dann klare Spielregeln geben. Es wäre zudem der falsche Zeitpunkt, eine derart grundsätzliche Entscheidung während der Coronakrise zu treffen. Seifert sagte, es gebe keine Indikatoren für weitere Börsengänge von Clubs in Deutschland. Bisher sind zwei Vereine notiert: Borussia Dortmund und SpVgg Unterhaching.Die Coronakrise bezeichnete Seifert als zweiten heilsamen Schock für die Branche nach der Kirch-Pleite Anfang des Jahrhunderts. Die Erkenntnis, dass man um Umsatz kämpfen müsse, sei nun bei den Vereinen angekommen – zuvor waren die Erlöse der Fußball-Bundesliga 15 Jahre in Folge gewachsen. Weniger MedieneinnahmenIn der Saison 2019/2020 dagegen, deren wirtschaftliche Ergebnisse noch nicht vorliegen, hatten die Spiele von Mitte März 2020 an zwei Monate pausiert und waren dann mit “Geisterspielen” ohne Zuschauer wiederaufgenommen worden. In der Saison 2020/21, die mit dem Spiel FC Bayern gegen Schalke 04 am heutigen Freitagabend beginnt, sollen Zuschauer schrittweise wieder zugelassen werden. Der FC Bayern, der jeden zehnten Platz besetzen wollte, muss aber wegen der hohen Infektionszahlen in München nun doch vor leeren Rängen spielen.In der anlaufenden Saison werden nach Schätzung von Seifert die Medieneinnahmen der Bundesliga in überschaubarem Maße um rund 100 bis 150 Mill. Euro sinken. Der Rückgang gehe hauptsächlich auf die internationale Vermarktung zurück. Bei den Transfererlösen werde es signifikante Einbußen geben. Die Veränderung der Zuschauereinnahmen sei noch nicht absehbar, dies gelte auch für die individuellen Sponsoring-Verträge der Vereine. Der TV-Vermarktungsvertrag für die Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25, der im Sommer abgeschlossen wurde, lasse die Einnahmen um 5 % sinken.In der Saison 2018/19 erlöste die Erste Bundesliga 4,0 Mrd. Euro, die Zweite Bundesliga kam auf 782 Mill. Euro. Von diesen 4,8 Mrd. Euro, die 15 600 Beschäftigte erwirtschafteten, stammten 36 % aus der medialen Vermarktung, 21 % aus Werbung, 16 % aus Transfererlösen und 13 % aus Erträgen rund um die Spiele wie etwa Tickets. Der Überschuss in der Ersten Liga betrug 128 Mill. Euro, in der Zweiten Liga waren es 14 Mill. Euro. Jeweils vier Vereine in beiden Spielklassen schrieben rote Zahlen. Das Eigenkapital aller 36 Clubs addierte sich in der Saison 2018/19 auf 1,8 Mrd. Euro, davon entfielen allerdings nur 174 Mill. Euro auf die Zweite Bundesliga.Seifert betonte, Insolvenzen seien in dieser Saison nicht zu erwarten. Die Clubs senkten ihre Kosten. Ein schwindendes Interesse der Bürger am Profifußball sieht er nicht: “Wir haben keine Indikationen dafür.” – Wertberichtigt Seite 8