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Ionos erhöht Kapital vor Börsengang

Börsenkandidat Ionos dürfte den Altaktionären netto 461 Mill. Euro in die Kasse spülen, nach Abzug der IPO-Kosten von 34 Mill. Euro. Das Unternehmen verweist im Prospekt selbst auf eine Unwucht in der Governance, weil das Board von United Internet dominiert ist.

Ionos erhöht Kapital vor Börsengang

hei Frankfurt – Der Webhoster Ionos, der sein Going Public am 8. Februar plant, wird unmittelbar vor dem Börsengang eine Kapitalerhöhung vornehmen, nach deren Abschluss United Internet 105,1 Millionen und Warburg Pincus 34,8 Millionen Anteile besitzen werden. Insgesamt maximal 24,15 Millionen Stücke sollen veräußert werden, wie aus dem Emissionsprospekt hervorgeht.

Während der Bruttoemissionserlös bei maximal 543 Mill. Euro liegen wird, falls die Bookbuildingspanne voll ausgeschöpft und alle angebotenen Aktien inklusive Mehrzuteilungsoption platziert werden, wird der Nettoerlös für die Altaktionäre mit 461 Mill. Euro angegeben. Dies gilt ebenfalls für den Fall, dass die maximal angestrebte Zahl an Aktien platziert werden kann, wobei ein Zuteilungspreis in der Mitte der Bookbuildingspanne von 18,50 bis 22,50 Euro unterstellt wird. Für diesen Fall werden die Kosten der Emission mit 34 Mill. Euro angegeben.

Mit den emissionsbegleitenden Banken wurde eine Basisvergütung von 1,6 % der Bruttoemissionseinnahmen vereinbart. Zusätzlich stellen die Altaktionäre United Internet (75,1 %) und Warburg Pincus (24,9 %) eine freiwillige Incentive Fee von weiteren 1,2 % in Aussicht. Die Kosten des IPO werden den Angaben zufolge von den Altaktionären übernommen. Ionos selbst wirbt im Rahmen des IPO keine frischen Mittel ein. Die Altaktionäre haben sich zu einer gewöhnlichen Lock-up-Frist von 180 Tagen ab Erstnotiz verpflichtet.

Das Unternehmen hat in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres an Ertragskraft eingebüßt. Bei einem Umsatzanstieg von 18,7 % auf 954 Mill. Euro legte der Rohertrag deutlich unterproportional um 5,7 % auf 444 Mill. Euro zu. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen belief sich auf 259 (i. V. 250) Mill. Euro. Bereinigt um Sondereffekte wie unter anderem Kosten für den Carve-out von Ionos und externe Kosten im Zusammenhang mit dem IPO wird das Ebitda mit 276 Mill. Euro angegeben. Vor Steuern kam das Ergebnis indes um rund ein Fünftel auf 110 Mill. Euro voran. Hier machten sich unter anderem verringerte Finanzlasten und höhere Finanzerträge bemerkbar. Ionos hatte per Ende September eine Nettoverschuldung von 1,2 Mrd. Euro, die ausschließlich aus einem Gesellschafterdarlehen resultiert, das mit 6,7 % zu verzinsen ist. Ionos hatte zum Ende des dritten Quartals nach eigenen Angaben eine Nettoverschuldung in Höhe des 3,3-fachen bereinigten Ebitda. Das Unternehmen plant die Verschuldung sukzessive zurückzuführen. Ende 2019 lag die Nettoverschuldung noch bei 1,5 Mrd. Euro. Fürs Gesamtjahr 2022 rechnet Ionos mit einem Konzernumsatz von 1,27 bis 1,3 Mrd. Euro und einer Ebitda-Marge von 25 % bis 28 %. Der Webhoster schließt Dividendenzahlungen „in naher Zukunft“ aus. Stattdessen sollen freie  Mittel in die „organische Weiterentwicklung“ des Geschäfts und die Umsetzung der Wachstumsstrategie fließen, wie es im IPO-Prospekt weiter heißt.

Der Streubesitz, der anfänglich bei 17 % liegen soll, muss sich mit einem dominanten Großaktionär abfinden, der weiterhin die Mehrheit der Anteile halten wird. Die Machtverhältnisse spiegeln sich auch in der Besetzung des Aufsichtsrats. Die ehemalige Douglas-Digitalchefin Vanessa Stützle, die die Parfümeriekette vor Jahresfrist verlassen hat und außerdem noch im Aufsichtsrat der Hornbach Holding sitzt, ist das einzige unabhängige Mitglied des Gremiums. United-Internet-Gründer und CEO Ralph Dommermuth führt den Vorsitz, Stellvertreter ist René Obermann, Europachef von Warburg Pincus. Außerdem sitzen United Internet-CFO Martin Mildner, Claudia Borgas-Herold und Kurt Dobitsch bei 1&1 im Board.