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Ionos gibt Preisnachlass

Die Altaktionäre des Webhosters Ionos wollen beim Börsengang bis zu 543 Mill. Euro einsammeln. Sie machen in der Bewertung, die nun bei maximal 4,5 Mrd. Euro landen soll, etwas Abstriche von ihren Preisvorstellungen.

Ionos gibt Preisnachlass

hei Frankfurt

Ionos geht die Bewertung beim IPO deutlich vorsichtiger an, als zunächst kolportiert wurde. Während die Alteigentümer informierten Kreisen zufolge auf einen anfänglichen Unternehmenswert in Höhe des 13- bis 14-fachen operativen Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebitda) und somit auf rund 5 Mrd. Euro gehofft hatten, werden nun maximal noch 4,5 Mrd. Euro anvisiert. Die anfängliche Marktkapitalisierung läge bei maximal 3,14 Mrd. Euro. Wie das Unternehmen mitteilt, wollen United Internet und der Finanzinvestor Warburg Pincus insgesamt bis zu 24,15 Millionen Aktien des Webhosting- und Cloudanbieters in einer Spanne von je 18,50 bis 22,50 Euro anbieten. Daraus ergebe sich ein Emissionsvolumen von höchstens 543 Mill. Euro.

Die Anteilscheine stammen komplett aus den Beständen der beiden aktuellen Eigner United Internet und Warburg Pincus. Der Internetkonzern steuert dabei maximal knapp 19 Millionen Papiere und der Finanzinvestor 5,2 Millionen Titel bei. Nach der für den 8. Februar geplanten Erstnotiz werde der Streubesitz von Ionos bei 17,3% liegen, sofern alle angebotenen Papiere inklusive der Mehrzuteilungsoption verkauft würden. Dann würde sich der Unternehmenswert inklusive Nettoschulden auf maximal knapp 4,5 Mrd. Euro stellen. Der börsennotierte US-Wettbewerber Godaddy kommt derzeit auf das von United Internet und Warburg Pincus zunächst für Ionos erhoffte Multiple, jedoch hatte das Publikum in Deutschland einen Abschlag gefordert. Hiesige Investoren, die sich bei den jüngsten Tech-IPOs – Teamviewer und auch Suse – die Finger verbrannt hatten, neigen ohnehin zur Zurückhaltung. Hinzu kommt, dass für einen „Eisbrecher“ in dem seit langem hierzulande praktisch komplett zugefrorenen IPO-Markt – die Megaemission des Sportwagenbauer Porsche im vergangenen Jahr ausgenommen – von den Anlegern quasi ein „Sonderangebot“ gefordert wird. „Sie wollen sehr sicher sein, dass die Aktie unmittelbar Kurspotenzial hat“, ist aus unternehmensnahen Kreisen zu hören. Die „etwas breitere Bookbuilding-Spanne“ trage der „Unsicherheit“ bei den Investoren Rechnung – und offenbar auch der der Emissionsbanken, die nicht sicher sind, zu welchem Preis sie das Asset losschlagen können.

Obwohl eine Kapitalerhöhung für die cashflowstarke Ionos in der geplanten Transaktion nicht vorgesehen ist, wird in Alteigentümerkreisen die eigenständige Währung für mögliche M&A-Transaktionen, die der Webhoster mit dem Börsengang erreicht, hervorgehoben. Das Management hatte sich hinsichtlich M&A-Plänen zuletzt allerdings bedeckt gehalten und mehr auf organisches Wachstum gesetzt.

Streubesitz dürftig

Der Webhoster, der für die nächsten Jahre ein durchschnittliches Wachstum von 10% und eine Ebitda-Marge von um die 30% in Aussicht gestellt hat, verfügt dank des überwiegend subskriptionsbasierten Geschäftsmodells über verlässliche Umsätze und Cashflows. Jedoch hatten Investoren an der Dominanz des Großaktionärs United Internet und dessen Gründers und CEO Ralph Dommermuth, der auch auf Sicht die Mehrheit behalten will, Anstoß genommen. Auch im operativen Geschäft wird von Geschäftspartnern und insbesondere bei staatlichen Ausschreibungen Wert auf Unabhängigkeit des Anbieters gelegt. Mit einem anfänglichen Streubesitz von 17% bleibt Ionos indes noch unter dem von Vantage Towers, die im März 2021 mit einem Free Float von knapp 20% gestartet war. Die außenstehenden Aktionäre haben auf diese Weise kaum Einfluss auf die Unternehmensführung.

Bei Ionos war zudem geplant, die Aktien außerhalb Deutschlands in einer Privatplatzierung zu veräußern, was unter Umständen weitere Paketaktionäre ergeben könnte. Von einem solchen Ankeraktionär war bereits die Rede.

Ionos ist in Deutschland mit Abstand Marktführer, hat hierzulande deshalb auch die größte Markenbekanntheit. Die Hälfte des Cashflows wird in Deutschland erzielt, so dass eine breite Publikumsansprache hier offenbar erfolgversprechender schien als im Ausland.

Ionos
Eckdaten zum Börsengang
Zahl der angebotenen Aktien (Mill.)24,15
davon Greenshoe (Mill.)3,15
Bookbuilding-Spanne je Aktie (Euro)18,50 bis 22,50
Bruttoerlös der Emission (Mill. Euro)447 bis 543
davon aus Kapitalerhöhung
davon aus Umplatzierung *447 bis 543
Zeichnungsfrist30.1. bis 7.2.2023
Erster Handelstag8. Februar
Anteil Streubesitz * am Grundkapital (%)17,3
SegmentPrime Standard
ISINDE000A3E00M1
Joint Global Coordinators: J.P. Morgan, Berenberg, Deutsche Bank, BNP Paribas
*) inkl. MehrzuteilungsoptionBörsen-Zeitung
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