Investoren greifen bei Ottobock-IPO zu
Investoren greifen bei Ottobock-IPO zu
Investoren greifen bei IPO von Ottobock zu
das Frankfurt
Der weltgrößte Prothesen-Hersteller Ottobock trifft bei seinem Börsengang auf reges Investoreninteresse und dürfte seine Aktien zum anvisierten Maximalpreis loswerden. Gebote unter 66 Euro würden voraussichtlich nicht berücksichtigt, hieß es in einer Information einer der betreuenden Banken an institutionelle Investoren. Zu diesem Preis seien die Aktien mehrfach überzeichnet. „Das IPO wird kommen. Die Nachfrage ist da“, sagte Christian Reindl, Senior Portfoliomanager bei Union Investment. Entsprechend optimistisch äußerten sich auch andere Marktteilnehmer gegenüber der Börsen-Zeitung.
Angesichts von Handelskonflikten, Kriegen und instabilen Regierungen herrscht große Unsicherheit im Markt. Die hiesigen Börsengänge des Medizintechnik-Anbieters Brainlab und des Autoersatzteil-Händlers Autodoc waren in letzter Minute abgesagt worden. Erst am Montag hatte der französische Premierminister seinen Rücktritt erklärt und damit für Börsenturbulenzen im Nachbarland gesorgt, die jedoch nicht auf Deutschland übergriffen.
Erstnotiz am Donnerstag
Bei Ottobock war die Zeichnungsfrist für die meisten Investoren an diesem Montag abgelaufen. Nur wer am Dienstag noch ein Einzelgespräch mit dem Vorstand hat, kann sein Gebot etwas später abgeben. Am Donnerstag soll die Erstnotiz in Frankfurt stattfinden. Federführend begleiten BNP Paribas, Goldman Sachs und Deutsche Bank das IPO.
Ottobock wäre die erste Neuemission des Jahres im Prime Standard der Frankfurter Börse und nach Bloomberg-Daten der größte Börsengang in Deutschland seit dem Debüt des Kosmetikhändlers Douglas im März des vergangenen Jahres. Das Unternehmen aus Duderstadt nahe Göttingen hatte bis zu rund 12,3 Mill. Aktien zum Stückpreis von 62 bis 66 Euro angeboten. Das Emissionsvolumen läge bei maximal 808 Mill. Euro; insgesamt würde das Unternehmen demnach mit 4,2 Mrd. Euro bewertet.
Geringer Streubesitz zunächst
Dem Unternehmen selbst fließen beim Börsengang 100 Mill. Euro zu, der Rest wird an die Eigentümerfamilie Näder gehen. Die Nachfahren des Firmengründers Otto Bock sind erst seit 2024 wieder Alleineigentümer. Die Familie hatte vom Finanzinvestor EQT einen 20%-Anteil zurückgekauft, den dieser vor sieben Jahren erworben hatte, und dies mit Krediten der Private-Equity-Firma KKR finanziert.
Verwaltungsratschef Hans Georg Näder und seine Töchter werden nach dem Börsengang noch mehr als 80% der Anteile halten. Daneben gibt es zwei Ankeraktionäre: Die Kühne Holding des Hamburger Milliardärs Klaus-Michael Kühne wird Aktien im Wert von maximal 125 Mill. Euro abnehmen und damit bis zu 2,99% der Anteile bekommen. Der Smallcap World Fund des Assetmanagers Capital Group hat zugesichert, Aktien für maximal 115 Mill. Euro zu kaufen.
Ottobock fertigt Prothesen, Rollstühle und andere medizinische Hilfsmittel und gilt hier als Marktführer und Innovationstreiber. Ein Investor verwies auf das starke Wachstum im ersten Halbjahr, „sicherlich auch getrieben vom Krieg in der Ukraine, so bitter das ist“. Allerdings sei die Aktie zum angebotenen Preis „nicht mehr ganz so günstig“. Es gebe keinen Bewertungsabschlag gegenüber bereits gelisteten Unternehmen, namentlich dem größten Konkurrenten, der isländisch-dänischen Embla Medical. Für Union-Investment-Fondsmanager Reindl spricht davon, dass die Bewertung fair ist: „Ottobock ist größer, wächst schneller, hat höhere Magen.“
Gros der Investoren aus dem Ausland
Zuletzt war Ottobock in die Schlagzeilen geraten wegen Steuerermittlungen gegen Hans Georg Näder. Die Vorwürfe betreffen private Schiffstransaktionen, nicht das Unternehmen selbst. Reindl erwartet deswegen keine Probleme, insbesondere weil das Gros der Investoren aus dem Ausland komme: „Herr Näder wird im Ausland nicht so kritisch gesehen, alleine schon weil ausländische Investoren die deutschen Nachrichten weniger eng verfolgen.“