Hauptversammlung

ISS unterstützt Primestone

Im Streit über die bei Brenntag zu besetzenden Aufsichtsratsposten hat sich der einflussreiche Stimmrechtsberater ISS auf die Seite des Aktionärsaktivisten Primestone geschlagen.

ISS unterstützt Primestone

Gegenwind für Brenntag
von Proxy Advisor

ISS unterstützt Gegenanträge von Primestone

ab Düsseldorf

Die Lage für die Verwaltung von Brenntag spitzt sich weiter zu. Der Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services (ISS) hat sich auf die Seite des Aktionärsaktivisten Primestone geschlagen und empfiehlt den Aktionären, gegen die von Brenntag zur Wahl gestellten Aufsichtsratsmitglieder zu stimmen, wie aus dem Proxy Paper hervorgeht. Stattdessen wird den Investoren geraten, ihre Stimmen Geoff Wild und Joanna Dziubak zu geben – die von Primestone via Gegenantrag nominierten Kandidaten.

In der Begründung macht sich ISS die Argumentation des aktivistischen Investors zu eigen: Die von Brenntag verfolgte Strategie, das Geschäft der Chemiedistribution unter einem Dach mit zwei Segmenten zu betreiben, bringe keinerlei Vorteile, heißt es mit Verweis auf die Underperformance der Aktie im Vergleich zur Peergroup.

Die Kernentscheidungen von Brenntag, die Übernahmegespräche mit Univar zu beenden und Aktien zurückzukaufen, seien als rein reaktive Maßnahmen auf den wachsenden Aktionärsdruck zu verstehen. Unter den namhaften Stimmrechtsberatern gilt ISS als der Vertreter mit der größten Breitenwirkung.

Mit der Entscheidung gegen die Wiederwahl von Richard Ridinger und die Wahl von Sujatha Chandrasekaran und für die Primestone-Kandidaten sei keine Entscheidung darüber verbunden, welches der richtige strategische Weg ist, schreibt ISS. Doch gebe es ausreichend Bedenken gegen den strategischen Kurs, so dass es hilfreich wäre, im Aufsichtsrat mehr Kompetenz in puncto Kapitalverwendung und Strategieumsetzung zu installieren.

Da über die Gegenanträge nur abgestimmt wird, sofern die Verwaltung zuvor für ihre Vorschläge nicht die erforderliche Mehrheit erlangt, ruft ISS die Investoren explizit dazu auf, an der virtuellen Hauptversammlung am 15. Juni teilzunehmen. Denn nur dann sei der Investor in der Lage, für die von Primestone vorgeschlagenen AR-Kandidaten zu stimmen. Zwar hatte Primestone angekündigt, in der Hauptversammlung zu versuchen, dass über seine Kandidaten zuerst abgestimmt wird. Ob dieser Plan erfolgreich ist, steht jedoch in den Sternen.

In einem Brief an die Aktionäre nahm Brenntag zu dem ISS-Report Stellung. Wie zu erwarten, ist das Unternehmen mit der Beurteilung von ISS nicht einverstanden. Der Chemielogistiker weist zudem darauf hin, dass die eigenen AR-Kandidaten unabhängig seien, während Geoff Wild dies nicht sei. Während seiner Zeit als CEO bei AZ Electronic Materials habe sich das Unternehmen im Besitz von Carlyle befunden. Im Board für Carlyle saß seinerzeit Franck Falezan, der heute Managing Partner von Primestone ist. Primestone bezeichne Wild auf der eigene Website sogar als „Testimonial“.

Erschwerend komme hinzu, dass Primestone im Aufsichtsrat überrepräsentiert sei, wenn die Kandidaten des Aktionärsaktivisten gewählt würden. Primestone stelle dann ein Drittel der der AR-Mitglieder, sei aber nur mit 2% an Brenntag beteiligt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.