Autoindustrie

Italien bangt um Stellantis-Werke

Italiens Autoindustrie und die Gewerkschaften sind alarmiert. Nachdem Stellantis-Chef Carlos Tavares in einem Interview die hohen Produktionskosten in den acht italienischen Werken beklagte, die teilweise trotz niedrigerer Lohnkosten doppelt so...

Italien bangt um Stellantis-Werke

bl Mailand

Italiens Autoindustrie und die Gewerkschaften sind alarmiert. Nachdem Stellantis-Chef Carlos Tavares in einem Interview die hohen Produktionskosten in den acht italienischen Werken beklagte, die teilweise trotz niedrigerer Lohnkosten doppelt so hoch seien wie in anderen Fabriken des Unternehmens, befürchtet man einen weiteren Abbau von Arbeitsplätzen und Werksschließungen. Tavares kritisierte vor allem die hohen Energiekosten. Für weitere Beunruhigung sorgte, dass Tavares den Bau einer Batteriefabrik nicht bestätigte: „Die Gespräche mit der italienischen Regierung darüber sind noch nicht abgeschlossen“, hatte Tavares gesagt.

In den noch sieben früheren Fiat-Chrysler-Werken in Italien arbeiten nur noch 19300 Beschäftigte. Zählt man die Nutzfahrzeugfabrik Sevel dazu, sind es 24700. Fast alle von ihnen sind in Kurzarbeit. Von den beiden Turiner Produktionsstätten soll nur der Standort Mirafiori bleiben.

Italiens Autoindustrie leidet stark unter der Umstellung auf alternative Antriebe. Gewerkschaften und In­dustrie fordern neue Hilfsprogramme: Incentives für den Kauf von Autos und Unterstützung für die technologische Transformation.

Bei einem Besuch in den süditalienischen Werken Pratola Serra und Termoli, dem möglichen Standort der Batteriefabrik, hatte Tavares auch positive Nachrichten im Gepäck. In Pratola Serra soll der neue Dieselmotor mit Euro 7 produziert werden, der im nahen Werk Sevel in die Nutzfahrzeuge Fiat Ducato und Peugeot Partner sowie in andere Fahrzeuge anderer Marken des Konzerns eingebaut werden soll.

Nach einer kürzlich veröffent­lichten Studie fallen bei Italiens Zulieferern in den nächsten Jahren wegen des Transformationsprozesses 26000 der 161000 Arbeitsplätze weg. Besorgniserregend ist aus Sicht vieler Beobachter auch, dass die italienischen Lieferanten 41,7% ihrer Erlöse mit der früheren Fiat Chrysler (FCA) erlösen. 54% von ihnen erzielen mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit FCA, die 2021 mit PSA Peugeot Citroën Opel zu Stellantis fusioniert hat.