Italienische Bilanzen kommen BT Group teuer zu stehen

BT Italy hat jahrelang überhöhte Gewinne ausgewiesen - Ergebnisziele für laufendes und kommendes Geschäftsjahr reduziert

Italienische Bilanzen kommen BT Group teuer zu stehen

hip London – Der britische Telekomkonzern BT Group hat seine Ziele für das laufende und für das kommende Geschäftsjahr zurückgenommen, weil sich ein Bilanzskandal als wesentlich schwerwiegender erwies als zunächst angenommen. Zudem habe sich der Ausblick für das Geschäft mit der öffentlichen Hand in Großbritannien eingetrübt. Wie der Vodafone-Rivale mitteilt, wurde im Italiengeschäft jahrelang ein überhöhter Gewinn ausgewiesen. Man habe “eine komplexe Reihe von unsauberen Verkaufs-, Kauf-, Factoring- und Leasing-Transaktionen” ausgemacht. “Tief enttäuscht””Wir sind tief enttäuscht über die unzulässigen Praktiken, die wir in unserem italienischen Geschäft vorgefunden haben”, sagte CEO Gavin Patterson. Eine Reihe von Führungskräften sei suspendiert worden und habe das Unternehmen mittlerweile verlassen. Am 1. Februar soll bei BT Italy ein neuer Chef sein Amt antreten. Der für das Geschäft auf dem europäischen Kontinent verantwortliche BT-Manager Corrado Sciolla wird der BBC zufolge ebenfalls seinen Hut nehmen müssen. Der Aktienkurs brach nach der Mitteilung der FTSE-100-Gesellschaft um rund ein Fünftel ein – schlechte Nachrichten für die Deutsche Telekom, die ihren Anteil am britischen Mobilfunkanbieter EE an BT abgegeben und im Gegenzug eine Beteiligung an der Gruppe erhalten hatte. Haitong-Analyst John Karidis sprach zwar von einer “bitteren Enttäuschung”, hielt den Kursrutsch aber für eine Überreaktion und verweist darauf, dass das Management seine Schätzung von mindestens 10 % Wachstum im laufenden und im kommenden Geschäftsjahr nicht zurückgenommen habe. BT Consumer EE und die Festnetzsparte Openreach lieferten aus seiner Sicht eine anhaltend gute Performance. Per Anfang April erhöht BT im britischen Endverbrauchergeschäft zudem kräftig die Preise. Die Analysten der UBS hielten die Probleme für “spezifisch”, nicht für ein Thema also, von dem die Branche insgesamt betroffen wäre.Patterson kämpft an vielen Fronten. Da ist zum einen das durch die anhaltende Niedrigzinspolitik schnell steigende Defizit in der BT-Pensionskasse. Zum anderen fordert der Regulierer Ofcom, dass das Unternehmen Openreach zumindest auf dem Papier ausgliedern muss. Die Rivalen Sky, Talktalk und Vodafone verlangen seit langem die komplette Ausgliederung als eigenständiges Unternehmen. Abschreibungsbedarf steigtIm Oktober ging das Management nach interner Prüfung noch von einem Abschreibungsbedarf von 145 Mill. Pfund auf das Italiengeschäft aus. Nach einer unabhängigen Untersuchung durch KPMG sind es nun bereits 530 Mill. Pfund. Noch werde geprüft, wie die erforderlichen Korrekturen gebucht werden sollen. Für das abgelaufene Quartal verringerten sich dadurch Umsatz und bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) um 120 Mill. Pfund, der Free Cash-flow um 100 Mill. Pfund. Am Freitag legt BT die Zahlen für das Ende Dezember abgelaufene dritte Geschäftsquartal vor.Im Ende März ablaufenden Geschäftsjahr dürfte sich der Skandal wie folgt in den Zahlen niederschlagen: 200 Mill. Pfund weniger Umsatz, 175 Mill. Pfund weniger bereinigtes Ebitda und 500 Mill. Pfund weniger Free Cash-flow. Das Unternehmen erwartet nun ein bereinigtes Ebitda von 7,6 (zuvor: 7,9) Mrd. Pfund. Der Free Cash-flow, den man ursprünglich in der Spanne von 3,1 Mrd. bis 3,2 Mrd. Pfund verortet hatte, soll nun bei 2,1 Mrd. Pfund hereinkommen. Für das kommende Geschäftsjahr senkte BT das Ziel für das bereinigte Ebitda von mehr als 7,9 Mrd. auf 7,6 Mrd. Pfund und für den Free Cash-flow von mehr als 3,6 Mrd. Pfund auf einen Wert zwischen 3,0 Mrd. und 3,2 Mrd. Pfund. Warum die Auswirkungen der vergleichsweise geringen Senkung der Ebitda-Prognose auf den Cash-flow so stark ausfielen, sei “unklar”, notierten die Analysten der UBS. Die Dividende je Aktie soll wie angekündigt in beiden Jahren um mindestens 10 % steigen.—– Wertberichtigt Seite 8