Berlusconi setzt Internationalisierung fort

Italienischer TV-Konzern MFE will europäische Senderfamilie ausbauen

Nach der Übernahme der Mehrheit an ProSiebenSat.1 hat Pier Silvio Berlusconi noch lange nicht genug. Der MFE-CEO verhandelt über einen Einstieg beim portugiesischen Medienkonzern Impresa.

Italienischer TV-Konzern MFE will europäische Senderfamilie ausbauen

MFE plant Einstieg in Portugal

Italienischer Medienkonzern treibt Internationalisierung voran

bl Mailand

Der börsennotierte italienische Medienkonzern MFE Media for Europe verhandelt mit der portugiesischen Gruppe Impresa exklusiv über den Erwerb einer bedeutenden Beteiligung. Das bestätigte die Holding Balseger des Unternehmers Francisco Pinto Balsemao. Balseger kontrolliert mehr als 50% der Impresa-Anteile.

Hoch verschuldet

MFE hat sich erst vor wenigen Wochen 75,6% an der börsennotierten deutschen TV-Senderfamilie ProSiebenSat.1 und künftig auch eine Mehrheit im Verwaltungsrat gesichert. Die Italiener wollen eine europäische TV-Sendergruppe errichten, die es mit Disney, Amazon und Netflix aufnehmen kann. MFE ist der führende TV-Sender Italiens und in Spanien der zweitwichtigste Betreiber von Fernsehsendern. Mit einer Übernahme der Gruppo Impresa übernähme MFE insgesamt acht SIC-TV-Sender, einen Streaming-Dienst sowie mehrere Print- und Digitalmedien, darunter das Wochenmagazin Expresso. Doch das Unternehmen, das auf einen Umsatz von 182 Mill. Euro kommt und 2024 einen Verlust von 66 Mill. Euro verbuchte, ist hoch verschuldet.

Laut Balseger gibt es bisher keine rechtlich bindende Vereinbarung. Das Unternehmen schloss auch einen Mehrheitsverkauf nicht aus. Doch die wirtschaftliche Situation des portugiesischen Unternehmens macht einen Verkauf nicht leicht. Immerhin: Anders als ProSiebenSat.1 ist der portugiesische Konzern nicht börsennotiert, was eine Übernahme leichter machen würde. Bei ProSiebenSat.1 hat es immerhin rund sechs Jahre gedauert, bis MFE ans Ziel kam.

Weitere Übernahmen

MFE hat dem Vernehmen nach auch TV-Sender in Polen und in den Niederlanden im Visier, hat aber in der Vergangenheit Interesse auch an Übernahmen in Frankreich und Großbritannien bekundet, sollte sich dafür eine Möglichkeit ergeben.

MFE gehört zur Familie Berlusconi und wird von deren Holding Fininvest kontrolliert. CEO ist Pier Silvio Berlusconi, Sohn des verstorbenen früheren Premierministers. Das Unternehmen kam im ersten Halbjahr 2025 bei einem leicht rückläufigen Umsatz von 1,44 Mrd. Euro auf einen Nettogewinn von 130 Mill. Euro (plus 24,2%).

Erhebliche Synergien

Mit der Integration von ProSiebenSat.1 kommen die Italiener auf ihrem Weg zu einem europäischen TV-Konzern ein ganzes Stück voran. Von der Integration des deutschen Senders, der an der Börse 1,3 Mrd. Euro schwer ist, erhofft sich MFE Synergien von bis zu 419 Mill. Euro.