Jaguar-Cyberattacke rüttelt Politiker auf
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Jaguar-Cyberattacke rüttelt Politiker auf
Zulieferer geraten unter Druck – Finanzhilfen für betroffene Firmen gefordert
hip London
Der Cyberangriff auf Jaguar Land Rover betrifft nicht nur den zur indischen Tata-Gruppe gehörenden Autohersteller. Die gesamte regionale Wirtschaft um die Werke in Solihull, Halewood und Wolverhampton wird davon in Mitleidenschaft gezogen. Zulieferer wie Evtec, Opmobility und WHS Plastics haben Sky News zufolge um die 6.000 Beschäftigte vorübergehend nach Hause geschickt.
Früheren Medienberichten zufolge könnte die Produktion den Großteil des laufenden Monats lahmliegen, wenn nicht länger. Jaguar Land Rover teilte den Mitarbeitern dem „Car Dealer Magazine“ zufolge mit, dass die Produktion frühestens am Mittwoch (17. September) wiederaufgenommen werden könnte. Ursprünglich hätte es schon am 9. September so weit sein sollen.
Unmittelbare Risiken
Nun hat sich der Wirtschaftsausschuss des britischen Unterhauses eingeschaltet. Sein Vorsitzender, Liam Byrne (Labour), erkundigte sich in einem offenen Brief bei Schatzkanzlerin Rachel Reeves, wie die Regierung die Hackerattacke bewertet. Jaguar Land Rover sei von zentraler Bedeutung für das hochentwickelte verarbeitende Gewerbe des Landes. Firmen über die gesamte Beschaffungskette hinweg hätten den Ausschuss vor Verwerfungen in ihrem Geschäft gewarnt.
„Diese Verwerfungen könnten unmittelbar sehr signifikante Risiken für den Cashflow darstellen“, schrieb Byrne der Schatzkanzlerin. „Welche Schritte unternimmt die Regierung jetzt, um wirtschaftliche Notfallunterstützungsmechanismen wie während der Pandemie aufzulegen?“ Dazu gehöre auch finanzielle Unterstützung, um das Risiko abzumildern, dass das Geschäft der betroffenen Firmen langfristig wesentlichen Schaden nehme.
Hoffen auf staatliche Intervention
Er sei zuversichtlich, dass die Regierung eine Intervention in Erwägung ziehen werde, schrieb Byrne und verwies dabei auf die Anstrengungen zur Rettung der britischen Stahlindustrie.
Im laufenden Jahr wurden bereits die Einzelhändler Marks & Spencer (M&S), The Co-operative Group und Harrods Ziel von Cyberangriffen. M&S bezifferte die Kosten der Angriffe, welche die Bearbeitung von Online-Bestellungen wochenlang unmöglich machten, auf 300 Mill. Pfund. Zuletzt meldete die Bahngesellschaft London North Eastern Railway (LNER), dass kriminelle Hacker Kundendaten erbeuteten.
Qualplast-Chef beunruhigt
„Es ist beunruhigend“, sagte Shaun Adams, Geschäftsführer des Autozulieferers Qualplast, der BBC zu Beginn der Krise. Sein Unternehmen sei zwar an vorübergehende Produktionsunterbrechungen gewöhnt. In diesem Fall habe es jedoch durch eine Panikphase in den Erholungsmodus gehen müssen. „Wenn das so weiterginge, wäre es besorgniserregend.“ Qualplast ist auf Oberflächenveredlung (Flock coating) im Fahrzeuginnenraum spezialisiert.

Laut Statistik des britischen Technologieministeriums befinden sich vor allem Großunternehmen im Visier der Cyberkriminellen. Aber auch mehr als zwei Drittel der gemeinnützigen Organisationen mit hohen Einnahmen werden Ziel von Hackerattacken.
Trotz der vielen Angriffe meldeten nur 2% der betroffenen Unternehmen, dass personenbezogene Daten verändert, gestohlen oder zerstört wurden. Bei weiteren 2% wurde Geld gestohlen. Der vorübergehende Verlust des Zugangs zu Daten oder Netzwerken sowie der Ausfall von Web-Anwendungen und Online-Diensten waren die häufigsten Probleme.
Der Cyberangriff auf Jaguar Land Rover macht auch Zulieferern des Autoherstellers zunehmend zu schaffen. Der Wirtschaftsausschuss des britischen Unterhauses bringt Finanzhilfen wie zu Zeiten der Pandemie ins Spiel. Unterdessen meldete die Bahngesellschaft LNER, dass Hacker Kundendaten entwendeten.
