Der US-Pharma- und Gesundheitskonzern Johnson & Johnson will Actelion aus der Schweiz übernehmen. Ob eine Transaktion zustande kommt, ist unsicher. Sollte J & J eine Offerte vorlegen, dürfte das nach Einschätzung von Marktbeobachtern der Startschuss für ein milliardenschweres Bieterrennen sein.sp New York – Das Schweizer Biotechunternehmen Actelion hat einmal mehr das Interesse eines potenziellen Käufers geweckt. Der US-Pharma- und Gesundheitskonzern Johnson & Johnson (J & J) habe mit den Eidgenossen erste Gespräche über eine Übernahme geführt, teilte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider mit. Von beiden Unternehmen wurden die Gespräche vor dem Wochenende bestätigt. Es sei aber nicht sicher, dass eine Transaktion zustande kommt, teilten die Konzerne unisono mit.An der Börse in Zürich sprangen die Aktien der 1997 gegründeten und seit 2000 notierten Actelion zeitweise auf ein Rekordhoch. Am späten Nachmittag lag die Aktie bei 176,60 sfr noch 12 % im Plus und verdoppelte damit die Gewinne im bisherigen Jahresverlauf. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt bei 19 Mrd. sfr. Marktbeobachter rechnen im Falle einer Offerte von J & J für den größten europäischen Biotechkonzern mit Gegenangeboten der ersten Schweizer Pharmaadressen Novartis und Roche.Actelion wurde schon mehrfach als Übernahmekandidat gehandelt. Interesse nachgesagt wurde etwa dem US-Konkurrenten Amgen sowie den Pharmakonzernen Shire aus Großbritannien und Sanofi aus Frankreich. Auch J & J war schon einmal als Käufer im Gespräch. Vor fünf Jahren wehrte Actelion, bei der Mitgründer und CEO Jean-Paul Clozel zu den größten Aktionären gehört, einen Versuch des Finanzinvestors Elliott ab, die Kontrolle zu übernehmen. Der 61-Jährige, der bisher immer die Unabhängigkeit von Actelion betont hat, stehe einem Verkauf mittlerweile aufgeschlossen gegenüber, berichtet Bloomberg.J & J würde mit einer Offerte nach Einschätzung von Marktbeobachtern den Startschuss für ein Bieterrennen geben. Am wahrscheinlichsten sei ein Gegenangebot von Novartis, heißt es in Finanzkreisen. Eine Novartis nahestehende Person signalisierte der Nachrichtenagentur Reuters dagegen, dass der Konzern von Actelions Forschungspipeline nicht sehr beeindruckt sei. Analysten von Bryan Garnier rechnen damit, dass auch Roche um den Baseler Nachbarn bieten könnte. Das Research von BofA Merrill Lynch erwartet, dass ein Käufer mehr als 220 sfr je Aktie auf den Tisch legen müsste, um mit einem Angebot erfolgreich zu sein. Bei Bryan Garnier geht man von bis zu 250 sfr je Aktie aus. M & A mit hohem BlutdruckActelion ist spezialisiert auf Medikamente zur Behandlung von lebensbedrohlichem Bluthochdruck im Lungenkreislauf. Im Vorjahr stand bei 2 Mrd. sfr Umsatz unter dem Strich ein Gewinn von 552 Mill. sfr. Analysten trauen den beiden neu eingeführten Wirkstoffen Opsumit und Uptravi bis 2020 zusammen mehr als 4,6 Mrd. sfr Jahresumsatz zu.J & J macht mit Medikamenten, Medizintechnik und Pflegemitteln einen Umsatz von rund 70 Mrd. Dollar pro Jahr. Die Verbindungen in die Schweiz sind vielfältig. Vor fünf Jahren übernahmen die Amerikaner für 21 Mrd. Dollar das Schweizer Orthopädieunternehmen Synthes. Das 1936 gegründete Pharmaunternehmen Cilag aus Schaffhausen gehört bereits seit 1959 zu J & J. CEO Alex Gorsky, der seit 2012 an der Spitze des US-Konzerns steht, hat seine Karriere bei J & J nur einmal für einen Ausflug zu Novartis unterbrochen, bei der er zwischen 2004 und 2008 das US-Geschäft verantwortete.Actelion wäre die jüngste in einer langen Reihe von Milliardentransaktionen in der Branche. Bloomberg taxiert das M & A-Volumen nach einem Rekordjahr 2015 im laufenden Turnus schon wieder auf knapp 250 Mrd. Dollar. Da viele Patente auslaufen und die Kosten für Forschung und Entwicklung steigen, setzen die Pharmakonzerne auf den Zukauf aussichtsreicher Medikamente.—– Personen Seite 16