Systemausfall

Japanische Produktion von Toyota lahmgelegt

Der japanische Autobauer Toyota hat die Produktion in allen 14 japanischen Werken wegen eines Systemausfalls unterbrechen müssen. Vermutet wird ein Cyberangriff. Allerdings sollen die Bänder schon einen Tag später wieder anlaufen.

Japanische Produktion von Toyota lahmgelegt

Systemfehler legt Toyota-Produktion lahm

Alle 14 japanischen Werke betroffen – Zeitnaher Neustart angepeilt – Cyberangriff vermutet

Reuters/scd Tokio/Frankfurt

Nach einem Stillstand seiner Produktion in Japan will Toyota die Bänder bald wieder anlaufen lassen. Die Fertigung solle an 25 Produktionslinien in einem Dutzend Werke am Mittwochmorgen aufgenommen werden, teilte Toyota mit. Am Nachmittag sollten dann zwei weitere Standorte mit drei Produktionslinien folgen. Der weltgrößte Autobauer hatte wegen eines Fehlers in seinem Produktionssystem am Dienstag die Arbeit in allen 14 Montagewerken im Inland eingestellt. Der Zwischenfall sei „wahrscheinlich nicht auf einen Cyberangriff zurückzuführen“, sagte ein Konzernsprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Nach der Ursache werde allerdings noch weiter gesucht.

Keine Bestellungen möglich

Die Störung habe dazu geführt, dass das Unternehmen keine Bauteile bei Lieferanten bestellen konnte, erläuterte Toyota. Das deutet nach Einschätzung von Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer auf einen Fehler in der zentralen Produktionssteuerung hin.

Der japanische Autobauer ist ein Pionier der Just-in-time-Produktion, bei der Zulieferer die Teile zu dem Zeitpunkt an die Bänder liefern, zu dem sie benötigt werden. Dadurch werden zwar die Lagerkosten niedrig gehalten, die Strategie führt aber dazu, dass bei einem Engpass in der Logistikkette die Produktion aus dem Takt geraten kann. Im vergangenen Jahr hatte Toyota seine Produktion kurzzeitig aussetzen müssen, als der Zulieferer Kojima Industries von einem Hackerangriff betroffen war. Damals hatte der Autokonzern den Betrieb dank eines Back-up-Netzwerks wieder aufnehmen können. Im Juli hatten die Japaner einen Teil ihres Betriebs einstellen müssen, nachdem ein Cyberangriff auf den Hafen von Nagoya die Hafendienste für zwei Tage unterbrochen hatte.

Toyota setzte die Suche nach der Ursache für die Störung seines Produktionssystems am Dienstag fort. Dudenhöffer sagte: „Wenn in der zentralen Produktionssteuerung etwas nicht funktioniert, kann es durchaus sein, dass es durch einen Angriff von außen lahmgelegt worden ist.“ Er erinnerte an den Hackerangriff beim Zulieferer Continental im vergangenen Jahr. „Es hat monatelang gedauert, bis erkannt wurde, dass es sich um einen Cyberangriff handelte.“

Ein Drittel der globalen Produktion

Die 14 Werke stehen für insgesamt rund ein Drittel der weltweiten Produktion von Toyota. Im Schnitt liefen bei den Marken von Toyota – ohne Daihatsu und Hino – im ersten Halbjahr 13.500 Fahrzeuge am Tag vom Band, wie Reuters auf Basis der Arbeitstage errechnete. Die Aktien schlossen an der Tokioter Börse leicht im Minus. Bis zu der unfreiwilligen Produktionsunterbrechung lief es für den japanischen Autohersteller im laufenden Turnus rund. Im ersten Quartal von April bis Juni wurde mit umgerechnet 8,3 Mrd. Euro ein Rekordgewinn eingefahren. Damit ist nach drei Monaten bereits die Hälfte des Jahresziels von umgerechnet 16,5 Mrd. Euro verdient worden.

Wertberichtigt Seite 2