JD.com plant IPO des Healthcare-Geschäftes

Online-Händler könnte in Hongkong bis zu 3 Mrd. Dollar einsammeln - Coronakrise beflügelt Telemedizin

JD.com plant IPO des Healthcare-Geschäftes

nh Schanghai – Nur wenige Monate nach dem erfolgreichen Zweitlisting mit knapp 4 Mrd. Dollar schwerer Kapitalaufnahme an der Hongkonger Börse plant der chinesische Online-Handelsriese JD.com dort eine weitere Transaktion. Chinas zweitgrößter E-Commerce-Anbieter nach Alibaba will mit dem Erzrivalen gleichziehen und seinem in der Sparte JD Health eingebrachten Healthcare-Geschäft mit dem Vertrieb von Medikamenten und anderen Gesundheitsprodukten eine eigenständige Börsenexistenz verschaffen.Hongkonger Marktteilnehmern zufolge plant JD Health noch im Verlauf dieses Jahres ein Initial Public Offering (IPO) an der Hongkong Exchanges. Analysten schätzen den Umfang der Kapitalaufnahme auf bis zu 3 Mrd. Dollar. In der aktuellen Marktverfassung und vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie haben chinesische Technologiefirmen im Healthcare-Sektor starke Kursgewinne verzeichnet und sehen Chancen, ihr Wachstum mit neuen Kapitalaufnahmen zu unterfüttern.Bei der erst 2019 aus dem JD-Konzern herausgeschälten JD Health handelt es sich um ein entsprechend junges sogenanntes “Unicorn” (Einhorn), also ein Start-up-Unternehmen, das es bereits vor der Börseneinführung auf einen Marktwert jenseits von 1 Mrd. Dollar bringt. In einer im August absolvierten Finanzierungsrunde mit externen Kapitalgebern wurde JD.com von Anlegern mit rund 12 Mrd. Dollar bewertet.Für den Börsengang von JD Health stehen dem Vernehmen nach Bank of America, die schweizerische UBS sowie das chinesische Brokerhaus Haitong International und die Nischen-Investmentbank China Renaissance als Begleiter fest. Ein entsprechender Listingantrag bei der Börse Hongkong dürfte noch im September auf den Weg gebracht werden, heißt es.Im chinesischen Gesundheitsmarkt wird zwar das Gros der verschreibungspflichtigen Medikamente und anderen Pharmaprodukte von den in der Regel staatlich geführten Krankenhäusern vertrieben, die Regierung in Peking zeigt sich aber bemüht, mehr Wettbewerb ins Geschäft zu bringen, und steht dem Engagement von Privatsektoranbietern offen gegenüber. Nummer 2 nach Ali Health JD Health vertreibt eine breite Palette von Medizinwaren und Gesundheitsprodukten, dient aber auch als eine sogenannte Telemedizin-Plattform, mit der Patienten einen Fernzugang via Telefon, Textnachrichten oder Videoschaltungen zu Ärzten erhalten. Der JD Family Doctor genannte Dienst erlaubt dabei Konsultationen rund um die Uhr und hat im Rahmen der Corona-Pandemie kräftigen Zulauf erhalten.Marktführer im chinesischen Online-Healthcare-Geschäft ist nach Bruttowarenumschlag (Gross Merchandise Value) allerdings der Alibaba Health Information Technology (Ali Health) genannte Ableger aus dem Hause Alibaba, der ebenfalls neben dem Online-Apothekengeschäft eine Telemedizin-Plattform betreibt. Die 2017 an die Hongkonger Börse gebrachte Ali Health hatte erst im August mit einer Aktienneuausgabe 1,3 Mrd. Dollar eingesammelt. Damit handelt es sich um die bislang größte Sekundärofferte für ein Gesundheitssektor-Unternehmen an der Hongkonger Börse.Im bisherigen Jahresverlauf haben sich die Ali-Health-Titel im Kurs glatt verdoppelt. Der vom Lebensversicherer Ping An ebenfalls an die Hongkonger Börse gebrachte Telemedizin-Anbieter Ping An Good Doctor hat in diesem Jahr sogar um mehr als 150 % zugelegt. Marktteilnehmer rechnen daher fest damit, dass JD Health von den Anlegern mit offenen Armen empfangen wird. Neben JD Health könnte in diesem Jahr auch noch die vom Internetriesen Tencent unterstützte Gesundheitsplattform Wedoctor an die Hongkonger oder Schanghaier Börse kommen.