Jungheinrich achtet mehr auf Rendite

Staplerhersteller stellt Strategie bis 2025 vor - Zukäufe in USA und China

Jungheinrich achtet mehr auf Rendite

ste Hamburg – Der Intralogistikkonzern Jungheinrich will seine Ausrichtung in den kommenden Jahren mehr in Richtung Profitabilität, Effizienz und Nachhaltigkeit verlagern. Das familiendominierte SDax-Unternehmen aus Hamburg stellte am Mittwoch seine Strategie “2025+” vor. Diese sieht nach dem erwarteten Erlös- und Gewinnrückgang in diesem Jahr infolge der Corona-Pandemie unter anderem ein durchschnittliches organisches Umsatzwachstum um mehr als 5 % pro Jahr sowie eine operative Rendite (Ebit-Marge) von über 8 % in fünf Jahren vor.Für 2025 kündigte der Gabelstaplerhersteller Erlöse von mehr als 4,6 Mrd. Euro an. Einschließlich von Akquisitionen zum Ausbau der globalen Präsenz, für die Jungheinrich einen Betrag im mittleren bis hohen dreistelligen Mill.-Euro-Bereich einplant, sollen über 5 Mrd. Euro erreicht werden. Ausgangsbasis wäre ein Niveau von 3,5 Mrd. bis 3,7 Mrd. Euro, das der Kion-Rivale seit der Prognoseanhebung vom 21. Oktober für das laufende Geschäftsjahr in Aussicht stellt. Allerdings hatte Jungheinrich 2019 bereits mehr als 4 Mrd. Euro und damit ein Jahr eher als ursprünglich vorgesehen das Erlösziel der bisherigen, 2013 aufgelegten Konzernstrategie erreicht. Wenig BeifallAuch der neuen Ebit-Margenvorgabe kam das Unternehmen mit Renditen über 7,5 % vor der 2018 einsetzenden Erosion bereits nahe. Für den laufenden Turnus gilt seit gut einem Monat die Vorgabe von 5,1 bis 6,2 (i.V. 6,4) %. Anleger zog Jungheinrich mit den Ankündigungen nicht weiter in den Bann: Die Vorzugsaktie, deren Kurs sich seit dem am 19. März bei gut 10 Euro erreichten Jahrestief bis Dienstag auf das Jahreshoch von 38,34 Euro fast vervierfacht hat und inzwischen vom Rekordniveau von 41,60 Euro aus dem Januar 2018 nicht mehr weit entfernt liegt, gab gestern um 4,1 % nach. Jungheinrich war damit größter Tagesverlierer im SDax.Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklärte der seit September vorigen Jahres amtierende Vorstandsvorsitzende Lars Brzoska, es sei “nicht ausgeschlossen, dass wir eine Ebit-Marge von 8 % vor 2025 erreichen”. Man müsse aber von Unwägbarkeiten ausgehen, insofern sei die zeitliche Vorgabe vernünftig. “Wir haben aber bewusst auch ein Größer-als-Zeichen vor die 8 % gesetzt.” Der 48-Jährige, der 2014 zunächst Vertriebs- und 2018 auch Technikvorstand von Jungheinrich wurde, unterstrich, Jungheinrich werde wie in der Vergangenheit stärker wachsen als das BIP. Die Covid-19-Pandemie habe so gut wie keinen Einfluss auf die strategische Agenda. “Nach dem Rückschlag in diesem Jahr sind wir sehr optimistisch, dass sich die Märkte auch außerhalb Chinas sehr zügig erholen werden”, meinte der Vorstandschef. Logistik und Intralogistik seien wachsende Branchen und vergleichsweise gering von aktuellen Entwicklungen betroffen. Nach dem 2019 erstmals seit sieben Jahren (um 2 %) geschrumpften Weltmarkt für Flurförderzeuge gehen die Hamburger bis 2025 von einem jährlichen Wachstum um durchschnittlich 5 bis 6 % aus. In der Automatisierung sei mit Wachstumsraten von 7 bis 8 % oder mehr pro Jahr zu rechnen.Den Anteil des außereuropäischen Umsatzes will Jungheinrich bis 2025 auf über 20 % von zuletzt 13 % erhöhen. In China und Nordamerika, den weltweit größten Einzelmärkten, werde man Präsenz und Umsatzanteil durch Zukäufe von Unternehmen ausweiten, sagte Finanzvorstand Volker Hues. Dank der sehr guten Liquiditätsposition seien einige Transaktionen zu stemmen. Wachstumsfelder sieht der Konzern neben der Automatisierung der Intralogistik und dem Ausbau digitaler Produkte in der Entwicklung innovativer Energiesysteme. Die Marktführerschaft bei Elektrofahrzeugen will Jungheinrich durch Ausbau der Lithium-Ionen-Ausrüstungsquote von aktuell 20 % auf 70 % im Jahr 2025 stärken. “Viel Potenzial” Finanzchef Hues erklärte mit Blick auf das Umsatzziel des Konzerns bis 2025, Jungheinrich wolle nicht um jeden Preis wachsen, sondern profitabel und mit hohem Cash. Die “Absprungbasis” infolge der Corona-Pandemie sei eine niedrigere. Zudem werde der Transformationsprozess Kraft kosten. Jungheinrich arbeitet an einer Verbesserung der Prozesseffizienz im Unternehmen sowie an der Forcierung der internen Digitalisierung. Es gebe “viel Potenzial zur Steigerung der Profitabilität, indem wir gegen die Verschwendung in unseren Prozessen strukturell vorgehen”, erklärte CEO Brzoska. “Der Beitrag der strategischen Projekte zur Ergebnisverbesserung liegt im deutlich zweistelligen Mill.-Euro-Bereich.”Bis 2022 will der Konzern eine neue IT-Infrastruktur aufbauen. Zudem soll Jungheinrich durch moderne Organisationsstrukturen in Produktionsstätten und im Einkauf deutlich effizienter werden. Das Unternehmen hat sich bis 2025 auch eine Vorsteuerrendite von 7,5 % vorgenommen und will das Vorsteuerergebnis pro Mitarbeiter auf über 17 500 Euro von rund 15 000 Euro in der Vergangenheit steigern. An der Politik kontinuierlicher Dividendenzahlungen mit Ausschüttungsquoten zwischen 25 und 30 % will der Konzern, der sich einen operativen Cash-flow von 8 bis 10 % vorgenommen hat, festhalten.