Intralogistik

Jungheinrich lässt Anleger mit neuen Zielen kalt

Nach einem kräftigen Wachstum und einem Gewinnsprung in diesem Jahr hat Jungheinrich neue Finanzziele seiner vor Jahresfrist vorgestellten Strategie bis 2025 definiert. Anleger reagieren kühl.

Jungheinrich lässt Anleger mit neuen Zielen kalt

ste Hamburg

Der Hamburger Intralogistikkonzern Jungheinrich hat mit den angekündigten neuen Finanzzielen seiner vor knapp einem Jahr vorgestellten Strategie „2025+“ am Mittwoch kaum Eindruck auf die Anleger gemacht. Die Aktie des im September in den MDax zurückgekehrten Gabelstaplerherstellers, die sich in den vergangenen vier Wochen von einem Zwischentief erholte, legte um 0,6% auf 45,64 Euro zu.

Das familiendominierte Unternehmen, das seine diesjährigen Ziele für Auftragseingang und Ergebnis im Oktober nochmals angehoben hatte, stellt nun für 2025 einen organisch auf 5,5 Mrd. anstatt 4,6 Mrd. Euro steigenden Umsatz in Aussicht. In diesem Jahr werden Erlöse zwischen 4,0 und 4,2 (i.V. 3,8) Mrd. Euro erwartet. Bei der operativen Rendite (Ebit-Marge), die 2021 zwischen 8,5 und 8,8 (5,7)% anstatt zwischen 7,5 und 8,3% landen soll, prognostiziert der Kion-Rivale mittelfristig eine Bandbreite zwischen 8 und 10% – nach mehr als 8%, die vor einem Jahr angekündigt wurden.

Vorstandschef Lars Brzoska sagte im Gespräch mit der Börsen-Zeitung, er könne vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklung der Profitabilität von Jungheinrich Anmerkungen verstehen, „ dass unser neues Renditeziel mit 8 bis 10% von manchen als zu unambitioniert angesehen werden könnte“. An der Seite der Acht stehe nun aber auch eine Zehn. „Neben akquisitorischen Bemühungen, die wir weiterhin verfolgen, wollen wir unser organisches Wachstum stärken.“ Dafür werde Personal benötigt, um die strategischen Felder weiterzuentwickeln.

Anders als vor Jahresfrist kündigte Jungheinrich kein separates Umsatzziel bis 2025 einschließlich Übernahmen (über 5 Mrd. Euro) an. Zukäufe, unterstrich Brzoska, hätten für die Umsetzung der Strategie weiterhin große Bedeutung – „zum einen für den Ausbau unseres weltweiten Fußabdrucks gerade außerhalb Europas, zum anderen für die technologische Weiterentwicklung“. Der am Mittwoch bekannt gegebene Erwerb von Arculus, einem im Bereich „Autonomous Mobile Robots“ tätigen Unternehmen mit Hauptsitz in München und 90 Beschäftigten, sei ein Beleg, dass man es mit den Plänen im Bereich der Automation ernst meine.

Automatisierung steht für Europas zweitgrößten Staplerhersteller im Kern des künftigen Wachstums. „Wir haben Arculus nicht wegen des Umsatz- und Ergebnisbeitrages gekauft, sondern wegen der Technologie“, betonte Brzoska. Während Jungheinrich zum Ausbau der Technologiekompetenz für Zukäufe vor allem auf den Bereich der automatisierten Fahrzeuge, auf automatisierte Lagersysteme, auf Robotik und Software blickt, ruht der Fokus bei der geplanten regionalen Expansion vor allem auf den größten Märkten für Flurförderzeuge, China und den Vereinigten Staaten von Amerika.

Mittelfristig soll der außerhalb Europas erwirtschaftete Anteil am Konzernumsatz auf 20% steigen. Der Jungheinrich-Chef verwies allerdings darauf, dass die wirtschaftspolitischen Entwicklungen die Perspektiven für Investitionen westlicher Unternehmen in China nicht verbessert hätten. „Wir nehmen nicht Abstand, schauen aber heute sicherlich kritischer als noch vor einem Jahr auf diesen Markt, in dem wir mit einer Vertriebsgesellschaft, mit einem Werk für Flurförderzeuge sowie für Regalbediengeräte vertreten sind.“ Optimistischer als auf China, wo Jungheinrich auf einen Umsatz von rund 100 Mill. Euro kommt, blicke man über den Atlantik, so Brzoska.

Finanziell sieht sich das nicht verschuldete Unternehmen sehr solide aufgestellt. „Wir sind, wie im letzten Jahr bereits berichtet, weiterhin zu Akquisitionen im dreistelligen Mill.-Euro-Bereich bereit“, erklärte der Jungheinrich-Chef, der ferner für 2023 den Produktionsstart eines neuen Werks in Tschechien ankündigte. Aufgrund des starken Wachstums benötige man in Europa mehr Produktionskapazität. Für den Standort in Chomutov, an dem künftig vor allem Schubmaststapler gefertigt werden sollen, müsse kein Standort in Deutschland abspecken. „Durch eine Verschiebung bestimmter Fahrzeuge werden die deutschen Werke auch in Zukunft sehr gut ausgelastet sein.“

Jungheinrich
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20212020
Auftragseingang35812732
Auftragsbestand14288331
Umsatz30202723
Ebit258150
Ebit-Marge (%)8,65,5
Ergebnis nach Steuern18496
Nettoguthaben295194 *
Beschäftigtenzahl1868118019 *
*) Ende 2020Börsen-Zeitung