Essenslieferungen

Just Eat Takeaway kündigt rote Zahlen an

Für den Essenslieferdienst Just Eat Takeaway sind Marktanteile wichtiger als Gewinne. Für das laufende Jahr kündigt das Management operative Verluste von bis zu 450 Mill. Euro an.

Just Eat Takeaway kündigt rote Zahlen an

hek Frankfurt – Die Übernahme der amerikanischen Grubhub bremst das Wachstum des britisch-niederländischen Essenslieferanten Just Eat Takeaway. Im zweiten Quartal legte der Bruttotransaktionswert (GTV) des Altkonzerns im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 42% auf 5 Mrd. Euro zu. In den USA hingegen stagnierte das Transaktionsvolumen bei 2,2 Mrd. Euro, so dass die erweiterte Gruppe noch auf einen Anstieg von 26% auf 7,2 Mrd. Euro kommt. Bereinigt um Währungseffekte ex­pan­dierte das US-Geschäft in den drei Monaten um 10%.

Die Grubhub-Übernahme hat der aus dem Zusammenschluss von Takeaway und Just Eat entstandene Konzern am 15. Juni 2021 abgeschlossen. Das kombinierte Unternehmen sei einer der größten Marktplätze für Online-Essenslieferungen weltweit, teilt Just Eat Takeaway mit, die mit ihrer Tochtergesellschaft Lieferando den deutschen Markt be­herrscht. Zum Zeitpunkt der Ankündigung der Akquisition via Aktientausch im Juni 2020 kam der Grubhub-Deal auf ein Volumen von 7,3 Mrd. Dollar.

In den ersten sechs Monaten 2021 hat Just Eat Takeaway operativ, also bezogen auf das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), rote Zahlen in ungenannter Höhe geschrieben. Die Verluste führt CEO Jitse Groen vor allem auf die Deckelung von Provisionen in den USA und Kanada und das Investitionsprogramm zurück. Der Takeaway-Gründer geht aber davon aus, dass die Verluste nun ihren Höhepunkt erreicht haben: „Wir erwarten, dass sich das Unternehmen wieder in Richtung Profitabilität entwickelt und zugleich in der zweiten Jahreshälfte weiter signifikant wächst.“ Dabei setzt Groen auf den Wegfall von Gebühren-Caps in Nordamerika und Effizienzsteigerungen im Liefernetzwerk. Zudem zahlten sich die Investitionen in die alten Just-Eat-Märkte zunehmend aus.

Für das Gesamtjahr 2021 rechnet das Management mit operativen Verlusten in Höhe von 1% bis 1,5% des GTV. Bei einem erwarteten Transaktionsvolumen von 28 Mrd. bis 30 Mrd. Euro ergibt das ein bereinigtes Ebitda zwischen minus 280 Mill. und minus 450 Mill. Euro. Grubhub ist in den Schätzungen berücksichtigt. Der erwartete Verlust fällt höher aus, als Branchenexperten erwartet haben. Infolgedessen gab die Aktie am Donnerstag 9% nach. Just Eat Takeaway kündigt an, weiter in Wachstum zu investieren. Marktanteile hätten Priorität gegenüber dem operativen Ergebnis.

Gebührenobergrenzen und die Unterstützung von Partnern in den USA und Kanada schlagen sich den Angaben zufolge mit Belastungen von 200 Mill. Euro im Ausblick nieder. In der Pandemie war eine Maximalgrenze für Provisionen eingeführt worden, um Restaurants durch die Coronakrise zu helfen.

Auslieferung wird forciert

Die Prognose für das Bestellwachstum des Altkonzerns, also ohne Grubhub, hebt die Firmenleitung auf mehr als 45% im Gesamtjahr 2021 an. Bisher lag der Ausblick bei mindestens 42%. Im zweiten Quartal kamen 212,4 Millionen Bestellungen (ohne USA) herein, 47% mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Vergleich zum Startquartal hat sich das Wachstum aber deutlich abgeschwächt. Denn nun kommt zum Tragen, dass die Essensbestellplattform gegen die hohen Vergleichswerte des Vorjahres, als die Pandemie zu einem Bestellschub führte, ankämpfen muss. Für die ersten sechs Monate 2021 steht ein Orderanstieg von 61% auf 412,4 Millionen zu Buche. In Deutschland kamen von April bis Juni 40,6 Millionen Bestellungen herein, 50% mehr als im Vorjahreszeitraum. Noch stärker legten die Orders im Vereinigten Königreich (+61%) zu. In den Niederlanden (+25%) und Kanada (+28%) blieb das Wachstum hinter dem Durchschnittswert zurück.

Der Großteil der Bestellungen entfällt nach wie vor auf das Marktplatz-Geschäft, in dem das Unternehmen für die Vermittlung von Bestellungen eine Provision kassiert, während die Restaurants die Auslieferung übernehmen. Just Eat Takeaway baut aber die eigene Auslieferung stark aus. Diese Bestellungen schnellten im zweiten Quartal um 131% auf 79,5 Millionen (ohne USA) in die Höhe.

In Deutschland muss sich Just Eat Takeaway auf verstärkte Konkurrenz einstellen, denn Delivery Hero hat angekündigt, in den Heimatmarkt zurückzukehren. Im August bringt der in Berlin ansässige Wettbewerber seine Marke Foodpanda wieder an den Start. Delivery Hero hatte ihr Deutschlandgeschäft im Dezember 2018 für knapp 1 Mrd. Euro an Takeaway verkauft und damit das kräftezehrende Ringen mit Lieferando um Kunden und Marktanteile (vorerst) beendet. Darüber hinaus bauen das finnische Start-up Wolt und Uber Eats hierzulande ein Essensliefergeschäft auf.