WENN KAPITAL WIEDER KOSTET - KÖPFE DES JAHRES

Kämpfernatur

sck - Noch 16 Monate, dann ist die Ära von Tom Enders an der Spitze von Airbus Geschichte. Im April 2019 läuft sein Vertrag aus, den er nach einem Machtkampf nicht mehr verlängern wollte und konnte. Wer aber glaubt, dass der Deutsche bis zu seinem...

Kämpfernatur

sck – Noch 16 Monate, dann ist die Ära von Tom Enders an der Spitze von Airbus Geschichte. Im April 2019 läuft sein Vertrag aus, den er nach einem Machtkampf nicht mehr verlängern wollte und konnte. Wer aber glaubt, dass der Deutsche bis zu seinem Ausscheiden vom CEO-Posten des europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerns nur noch als “Lame Duck” agiert, dürfte sich täuschen. Der promovierte Politikwissenschaftler und Fallschirmjäger-Offiziersreservist wird seine Endspielzeit voraussichtlich dafür nutzen, die Baustellen des Boeing-Rivalen abzuarbeiten, um seinem Nachfolger ein einigermaßen geordnetes Haus zu übergeben. Dieses Drehbuch entspricht dem Naturell des Spitzenmanagers, der am 21. Dezember 59 Jahre alt wurde. Enders ist eine Kämpfernatur.Insofern wird er die bislang noch ungelösten Probleme im Kerngeschäft konsequent angehen: Für den Prestigeflieger A380 braucht Airbus ein tragfähiges Konzept, um die Auftragsflaute zu überwinden. Findet Enders hier keinen überzeugenden Weg aus der Krise, drohen dem Konzern womöglich Firmenwertabschreibungen ungeahnten Ausmaßes für den Fall, dass die Produktion des Großraumflugzeugs aufgrund einer fehlenden Nachfrage eingestellt werden muss. Die Dauerbaustelle A400M ist ebenso ein Schwachpunkt von Airbus. Nach weiteren kostenträchtigen Mängeln will die Konzernführung mit den wichtigsten Auftraggeberländern abermals die Auslieferungspläne für den Flieger überarbeiten. Das kostet Zeit und Nerven. Enders’ größte Herausforderung sind aber die Ermittlungen französischer und britischer Behörden wegen Korruptionsvorwürfen. Der CEO, der die Verfahren per Eigenanzeige selbst ins Rollen brachte, befürchtet Strafen in Milliardenhöhe.Aufgrund der langsam arbeitenden Mühlen der Justiz dürfte sein Nachfolger dieses Thema “erben”. Apropos Nachfolger. Darauf hat der scheidende CEO keinen Einfluss, liegt es doch in der Hand von Verwaltungsratschef Denis Ranque, einen Kandidaten zu finden. Offen ist, ob dieser aus dem Konzern oder von außen kommt. Das stellt die neue Governance auf eine harte Probe, zielte doch die von Enders initiierte Reform darauf ab, den Einfluss des Staates zurückzudrängen, um aus Airbus ein “normales” Unternehmen zu formen. Läuft die Stabübergabe “normal”, dürfte er dieses Ziel erreicht haben.