Rechtsberatung

Kanzlei Noerr profitiert vom Transformationsdruck

Die Kanzlei Noerr ist im vergangenen Jahr um rund 6% gewachsen. Als Vordenker in komplexen Mandaten könne man höhere Preise aufrufen, erläutern die Co-Sprecher Torsten Fett und Alexander Ritvay.

Kanzlei Noerr profitiert vom Transformationsdruck

Noerr profitiert vom Transformationsdruck

Kanzlei steigert Umsatz um 6 Prozent – „Vordenker in komplexen Mandaten“

hek Frankfurt

Die Anwaltskanzlei Noerr hat ihren Umsatz in Deutschland im vergangenen Jahr um 6,4% auf 317,8 Mill. Euro ausgebaut. Einschließlich der Büros in Mittel- und Osteuropa waren es 333,1 Mill. Euro, ein Anstieg um 5,7% zu 2022. Gesellschaftsrechtliche Mandate zu Konzernreorganisationen sowie M&A-Mandate im Zusammenhang mit Investitionen, Aufspaltungen und Carve-outs hätten erheblich zum Wachstum beitragen, berichtet Co-Sprecher Torsten Fett. Die deutsche Wirtschaft befinde sich über alle Branchen in einer tiefgreifenden Transformation, getrieben von Digitalisierung, Dekarbonisierung und disruptiver Innovation. Das erzeuge hohen Bedarf an Rechtsberatung bei Konzernen, Investoren und Kreditgebern.

Corporate mit Spezial-Expertise bündeln

„Die Strategie, die Expertise aus verschiedenen Bereichen zusammenzuziehen und in hochkomplexen Mandaten umzusetzen, geht auf“, sagt Co-Sprecher Alexander Ritvay, der die Kanzlei zusammen mit Fett leitet, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Als Beispiele nennt er unter anderem die Beratung der Schwarz Gruppe bei ihrem Investment in das KI-Startup Aleph Alpha sowie die Begleitung des Batterieherstellers Northvolt beim Aufbau einer deutschen Gigafactory für E-Auto-Batterien und des Infrastrukturfonds Foresight bei einem weiteren Milliardenprojekt zur Produktion von grünem Wasserstoff in Deutschland. Die Stärken der Kanzlei lägen sowohl im Corporate-Bereich als auch in Regulierung, Digitalisierung, künstlicher Intelligenz und ESG.

Qualitatives Wachstum im Blick

Das Umsatzwachstum spiegelt laut Fett die „qualitative Veränderung der Mandatsstruktur“. Es gelinge zunehmend, in komplexen Mandaten Vordenker zu sein. Für solche Beratungsleistungen könne man höhere Preise aufrufen. Die Zahl der Anwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Paralegals der Kanzlei ging 2023 dagegen leicht auf 616 (Vorjahr: 620) zurück. In Deutschland beschäftigte Noerr Ende vergangenen Jahres 522 (521) Anwälte.

Kein Thema seien neue Büros oder ein Zusammenschluss mit einer anderen Kanzlei, versichert Ritvay, der mit Fett gerade für weitere drei Jahre im Amt bestätigt wurde. Noerr bleibe eine unabhängige Kanzlei. „Wir wollen nicht größer werden nach Köpfen. Im quantitativen Wettbewerb mit globalen Kanzleien können wir schwer bestehen. Unser Weg ist die Qualität.“

Restrukturierungen gewinnen an Bedeutung

Transformationsthemen werden auch künftig eine große Rolle spielen, erwartet Ritvay. Die M&A-Aktivitäten werden nach seiner Einschätzung weiter zunehmen, nachdem sich Zinsen und Inflationsraten normalisiert haben. Viele kapitalkräftige Investoren stünden für Käufe bereit. Große mittelständische Unternehmen und Konzerne seien mit der Notwendigkeit konfrontiert, Teile abzugeben oder Knowhow etwa im Bereich Digitalisierung zuzukaufen. ESG-Themen, etwa die Lieferketten-Regulierung, sowie Restrukturierungen, Refinanzierungen und Reorganisationen würden an Bedeutung gewinnen. „Das hat mit den zunehmenden Nöten der deutschen Industrie zu tun“, sagt Ritvay. „Die Unternehmen müssen sich verschlanken und Restrukturierungsprojekte anstoßen“, ergänzt Fett. Noerr könne dabei Mehrwert bieten, indem die eigene Expertise in Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung mit der Restrukturierung zusammengebracht werde.

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