Beteiligungsholding

KAP schraubt die Erwartungen zurück

Erst geht abrupt der Chef, dann folgt die Gewinnwarnung: Die Industrieholding KAP hat mit Ertragsproblemen zu kämpfen.

KAP schraubt die Erwartungen zurück

KAP schraubt Erwartungen zurück

Mittelständische Industrieholding revidiert Prognose und sucht neuen Chef – Wechsel von Prime in General Standard

swa Frankfurt

Die mittelständische Industrieholding KAP sorgt zunehmend für Überraschungen. Das Unternehmen hat die Prognose jüngst deutlich zurückgenommen und rechnet nun für 2023 mit einem signifikanten Umsatz- und Ergebnisrückgang. Zuvor hatte die Industriegruppe einen Umsatz und ein operatives Ergebnis (Ebitda) leicht über Vorjahr erwartet. Nun wird für beide Kennzahlen ein Einbruch im niedrigen zweistelligen Prozentbereich erwartet, teilt KAP mit. Im Turnus 2022 habe die Gesellschaft portfoliobereinigt 360 Mill. Euro umgesetzt und ein "normalisiertes" Ebitda von 23,5 Mill. Euro ausgewiesen.

Das Unternehmen begründet die Anpassung damit, dass man ursprünglich erwartet habe, dass sich die Wirtschaft nach der Sommerpause rasch erholen werde. Nun werde konjunkturell von Stagnation oder Abschwächung ausgegangen. "Dies gilt insbesondere für die für KAP-relevanten Märkte", heißt es. Das Unternehmen hatte bereits ein schwaches zweites Quartal zu beklagen.

Der CFO als Alleinvorstand

Wenige Tage vor der Gewinnwarnung hatte KAP überraschend das Ausscheiden von Vorstandssprecher Eckehard Forberich mit sofortiger Wirkung mitgeteilt. Gründe wurden nicht genannt. Auf Umsatzentwicklung und Ertragslage der KAP im laufenden Geschäftsjahr habe die Trennung keine Auswirkungen, wurde noch unterstrichen. Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernimmt Finanzvorstand Marten Julius die Aufgaben von Forberich – der CFO ist nun in der Führungsetage erst mal allein an Bord.

Die Amtszeit von Forberich war vor einem Jahr mit Wirkung zum 1. März 2023 vorzeitig verlängert worden, so dass er zuletzt mit einem Vertrag mit einer Laufzeit bis Ende 2026 ausgestattet war. Der Manager war im Frühjahr 2020 in die oberste Führungsriege eingerückt und zum Sprecher des Vorstands bestellt worden. Zuvor war er unter anderem Vorstand der Deutschen Steinzeug Cremer & Breuer, Geschäftsführer beim Automobilzulieferer Uniwheels sowie Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger. Auf der Hauptversammlung der KAP Mitte Juli hatte Forberich betont, das Unternehmen arbeite "konzentriert an einer Reihe von Maßnahmen, um dauerhaft unser Ziel einer Umsatzrendite von mindestens 10% bezüglich des normalisierten Ebitda-Ergebnisses auch bei einer unbefriedigenden konjunkturellen Lage zu erreichen und zu übertreffen".

Die im Portfolio gehaltenen Firmen sind in vier Segmenten aktiv. Die Sparte Flexible Films fokussiert auf Extrusionsbeschichtungen, Engineered Products ist spezialisiert auf technische Textilien, das jüngste Segment Surface Technologies bietet Oberflächentechnik und Precision Components stellt Kunststoff-Metall-Verbundteile her, etwa Zahnräder.  

Carlyle weiterhin an Bord

KAP hat ihre Wurzeln in der klassischen Textilindustrie und gehörte lange zum Portfolio des stark in Südafrika engagierten Unternehmers Claas Daun. Ende 2016 übernahm der Finanzinvestor Carlyle mit Erwerb von 53% die Mehrheit – nach eigenen Angaben für rund 18 Euro je Aktie. Minderheitseigner blieb der langjährige KAP-Chef Fried Möller. Der Finanzinvestor hatte im Mai 2019 angekündigt, er wolle seine Beteiligung von damals noch 45,5% über eine Aktienplatzierung reduzieren, was offensichtlich misslang. Damals notierte die KAP-Aktie bei 36 Euro, aktuell sind es 15,50 Euro. Nach jüngsten Angaben hält Carlyle weiterhin 45,5% des Kapitals. KAP hat kürzlich angekündigt, für den Börsenhandel den Segmentwechsel vom Prime Standard in den General Standard beantragen zu wollen, um Kosten zu sparen.

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