WERTBERICHTIGT

Kartellbrüder und Hasardeure

Börsen-Zeitung, 13.12.2019 Es mag eine Zeit gegeben haben, in der Absprachen mit Wettbewerbern mit einem überschaubaren Risiko behaftet waren. Aber das ist lange vorbei. Wer sich heute in Hinterzimmern trifft, um Verkaufsregionen abzustecken und...

Kartellbrüder und Hasardeure

Es mag eine Zeit gegeben haben, in der Absprachen mit Wettbewerbern mit einem überschaubaren Risiko behaftet waren. Aber das ist lange vorbei. Wer sich heute in Hinterzimmern trifft, um Verkaufsregionen abzustecken und Mindestpreise zu verabreden, der muss ein Trottel sein – oder ein Hasardeur. Denn die EU-Kommission hat in den vergangenen Jahren unzweifelhaft deutlich gemacht, dass sie nicht davor zurückschreckt, Kartellen horrende Geldbußen aufzuerlegen. Durch die erfolgreiche Anwendung von Kronzeugenregelungen ist es Europas Kartellermittlern zudem gelungen, vielen auf die Schliche zu kommen, die nie entdeckt worden wären, wenn nicht ein Kartellbruder ausgepackt hätte. Nun dürfte es für die Erwischten noch teurer werden. Denn der EU-Gerichtshof erlaubt künftig nicht nur den unmittelbar Betroffenen, sondern auch den indirekt Geschädigten, Schadenersatz zu verlangen. Das könnte wie eine tendenzielle Amerikanisierung des Kartellrechts wirken. Denn damit spielt auch in der EU die abschreckende Wirkung eine immer größere Rolle.fed