Kein Heimvorteil für Airbus
Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat auf der Luftfahrtmesse in Le Bourget erstmals seit Jahren weniger Aufträge als sein amerikanischer Wettbewerber Boeing eingeflogen. Der profitierte auch von der Lancierung der neuesten Variante des Mittelstreckenjets 737Max.wü Le Bourget – Boeing hat auf der weltweit größten Luftfahrtmesse in Le Bourget bei Paris das Wettrennen um Neubestellungen gewonnen. Keine Spur von Auftragsflaute bei dem amerikanischen Flugzeugbauer. Dagegen lief es für seinen europäischen Konkurrenten Airbus deutlich schleppender, nachdem er in den vergangenen Jahren bei den beiden abwechselnd stattfindenden wichtigsten Branchentreffen in Le Bourget und Farnborough stets die Nase vorn gehabt hatte. Das Nachlassen der Bestellungen sei erwartet worden, meinte der in diesem Jahr scheidende Airbus-Verkaufschef John Leahy. Die Luftfahrtmesse sei ruhiger als in den vergangenen Jahren gewesen und Airbus gebe zu, dass sein US-Rivale ein paar Flugzeuge mehr verkauft habe.”Das war vielleicht eine der geschäftigsten Messen für uns”, erklärte sein Amtskollege Ihssane Mounir von Boeing. Der Max habe allen die Show gestohlen, sagte er in Anspielung auf den 737-Max10, die in Le Bourget lancierte, bisher größte Version des neumotorisierten Mittelstreckenjets. Für ihn konnte der US-Flugzeugbauer 147 Bestellungen und Kaufabsichtserklärungen einfliegen. Dazu kommen 214 Aufträge für den 737-Max10, bei denen Kunden bereits bestehende Aufträge für andere Versionen des Mittelstreckenjets in Bestellungen für die neueste Variante umwandelten.Insgesamt verbuchte Boeing in Le Bourget Bestellungen und Kaufabsichtserklärungen für 571 Passagiermaschinen im Wert von 74,8 Mrd. Dollar laut Listenpreis. Allerdings sind in der Flugzeugbranche deutliche Preisnachlässe üblich. Airbus dagegen flog Bestellungen und Optionen für 346 Jets im Wert von 42,24 Mrd. Dollar ein. Von den Festbestellungen her lagen die beiden Flugzeugbauer ungefähr gleichauf. So kam Airbus auf 144 Festbestellungen, Boeing laut Airbus auf unwesentlich mehr. Bei den Bestellungen der beiden dominierten die Mittelstreckenjets A320 und 737. Langstreckenjets waren dagegen in Le Bourget weniger gefragt. So verkaufte Boeing 56 Exemplare, Airbus dagegen nur 20. Für den Großraumjet A380, dessen Verkäufe der europäische Flugzeugbauer mit Hilfe neuer Optimierungsoptionen ankurbeln will, hielt die Durststrecke auch in Le Bourget an. Tim Clark, der Chef des mit Abstand wichtigsten A380-Kunden Emirates, erklärte gegenüber Journalisten, zwar an der überarbeiteten Version der A380 (“A380plus”) interessiert zu sein. Aber bevor er einen neuen Auftrag unterzeichne, wolle er wissen, was Airbus genau mit dem Großraumjet vorhabe. Emirates verhandele mit Airbus über eine Bestellung von zehn bis 20 zusätzlichen A380, heißt es in Branchenkreisen. Laut Clark könnte der Golf-Carrier aber auch seine bereits ausgelieferten A380 länger als geplant nutzen und Leasingverträge für sie erneuern, anstatt zusätzliche Exemplare des Riesen-Airbus zu bestellen. Gefragte CFM-TriebwerkeAirbus und Boeing stehen zwar in Le Bourget traditionell im Mittelpunkt des Interesses, nicht unerwähnt bleiben darf aber der Auftragssegen für CFM International, das Triebwerks-Joint-Venture von General Electrics und Safran. Dabei profitierte CFM auch von der Lancierung des 737-Max10, für den das Unternehmen der einzige Triebwerkslieferant ist. Insgesamt verbuchte das amerikanisch-französische Gemeinschaftsunternehmen in Le Bourget 1 658 Aufträge im Wert von 27,3 Mrd. Dollar. für sein Leap-Triebwerk. “Diese Messe hat unsere Erwartungen übertroffen”, erklärte CFM-Chef Gaël Méheust.