Keine gute Idee

Lufthansa-Air Berlin bekommt von Bernstein-Analysten schlechte Noten

Keine gute Idee

lis Frankfurt – Schlechte Noten erhält die Lufthansa derzeit von den Analysten des Research-Hauses Bernstein. Die Fluglinien des deutschen Konzerns seien in Europa die “teuersten, was die Stückkosten angeht”, schreiben die Experten in ihrer jüngsten Studie zur Airline- und Logistikbranche. Der Tarifabschluss mit den Piloten – der später als erwartet unterzeichnet werde – und die Transformation von Eurowings – die langsamer vonstattengehe als geplant – werde daran nichts ändern. Das mache es schwer für die Lufthansa, ihre Heimatmärkte gegen die Low-Cost-Carrier zu verteidigen und dabei noch Gewinne zu erwirtschaften. Kritik an TarifabschlussKeine Gnade findet bei den Analysten der Lufthansa-Tarifschluss mit den Piloten. Dieser sei zwar für Management und Gewerkschaft ein Meilenstein, trage aber nicht substanziell zur Lösung der Probleme bei, die die Fluglinie im Kerngeschäft habe. Man erhofft sich langfristig mehr Klarheit darüber, wie künftig die Zusammenarbeit zwischen den Netzwerk-Fluglinien und dem Billigableger Eurowings aussehen soll. Der Abschluss mit den Piloten lässt allerdings wenig Spielraum dafür, mehr Verkehr von den anderen Airlines hin zur Eurowings zu verlagern, merken die Analysten kritisch an.Eine Kombination von Lufthansa und Air Berlin hält Bernstein für eine schlechte Idee (“This is a bad idea”). Das Geschäftsmodell von Air Berlin sei gescheitert. Die Fluglinie fliege nur noch wegen der “niemals zu verstehenden” Beteiligungsstrategie, die der arabische Großaktionär Etihad in Europa verfolgt habe. Ein Grounding von Air Berlin – also ein Ende des Flugbetriebs – und das Verschwinden der Firma sei die gesündeste Option für den Markt. Wettbewerber seien in der Lage, die entstehende Lücke zu schließen. Vor der Bundestagswahl wolle indes niemand schuld sein am Verlust von 8 000 Arbeitsplätzen, deshalb sei es die einfachste Lösung, dass sich die Lufthansa “kümmert”. Der elegantere Weg sei es aber, statt einer Übernahme die bereits laufende Wet-Lease-Vereinbarung für jetzt 35 Flieger um weitere Maschinen zu erweitern und diese ebenfalls in den Dienst der Eurowings zu stellen.Die Airline-Branche in Europa insgesamt hat mit einer Ebitda-Marge von 12 % – den höchsten Wert seit 15 Jahren – ihren Peak erreicht, heißt es in der Studie weiter. In absehbarer Zeit wird das Angebot wegen der Vielzahl neuer Flugzeuge stärker zunehmen (4 bis 5 % p. a.) als die Passagierzahlen (3 % p. a.), so dass die Margen nicht weiter steigen dürften. Allerdings könnte es angesichts der starken wirtschaftlichen Entwicklung und wegen der niedrigen Ölpreise noch eine Zeit lang gelingen, das derzeitige Margen-Niveau zu halten.Je nachdem in welchen Märkten einzelne Unternehmen wie stark sind, macht Bernstein Gewinner und Verlierer aus. Auf der Gewinnerseite sehen die Analysten den Airline-Konzern IAG um British Airways mit dem starken Heimatmarkt London sowie den Billigflieger Easyjet, der in den vergangenen Jahren überdurchschnittliches Wachstum gezeigt hat. Als einen Pluspunkt für Easyjet machen die Experten aus, dass das Unternehmen Vorkehrungen für den Brexit getroffen hat. Wenn aus englischen Anteilseignern nach dem Brexit Nicht-EU-Aktionäre geworden sind, würde Easyjet viele Verkehrsrechte verlieren. Deshalb wird wohl über eine Stiftungslösung nachgedacht.In einer schwächeren Position sieht Bernstein hier Ryanair. Auch die Iren wären nach einem Brexit nicht mehr mehrheitlich in der Hand eines EU-Aktionariats, denn Anteilseigner aus EU-Staaten (ohne Großbritannien) kommen derzeit nur auf eine Beteiligung von 25 bis 30 %, so die Analysten. Auf der Verliererseite fliegt Ryanair laut Bernstein aber auch, weil die Airline zu viele Flugzeuge bestellt hat. Dies zwinge die Iren dazu, ihr Geschäftsmodell zu verwässern, also etwa die großen – teuren – Flughäfen wie Frankfurt anzufliegen.