Keine Zerschlagung von Abertis geplant
Keine Zerschlagung von Abertis geplant
ths/cru Madrid/Düsseldorf – Der spanische Baukonzern ACS, dessen deutsche Tochter Hochtief und die italienische Atlantia wollen den Autobahnbetreiber Abertis nicht zerschlagen, wenn die geplante gemeinsame Übernahme für 18 Mrd. Euro erfolgt. Man wolle das spanische Unternehmen gemeinsam als “langfristiges, strategisches Projekt” führen, versicherte der Vorstand von ACS, Florentino Pérez, am Donnerstag auf einer Pressekonferenz mit seinen Kollegen Giovanni Castellucci von Atlantia und Marcelino Fernández Verdes von Hochtief in Madrid, auf der das am Vortag besiegelte Abkommen für die gemeinsame Übernahme vorgestellt wurde. “Wir haben dieses Abkommen nicht getroffen, um Abertis unter uns aufzuteilen”, so Pérez.Bei dem Deal, der einen langen und teuren Bieterkampf verhindert, werden die Italiener 50 % plus eine Aktie an einer neuen Holding halten, ACS 30 % und Hochtief 20 %. Der Sitz von Abertis bleibt in Madrid, die Spanier stellen den Aufsichtsratsvorsitzenden und die Italiener den CEO. 200 Mrd. Euro ProjekteMan habe bereits konkrete Projekte im Gesamtwert von 200 Mrd. Euro weltweit identifiziert, die das neue Unternehmen anstreben könne, sagte Fernández Verdes. Die drei Manager sparten jedoch mit weiteren Details über die Operation und die weiteren Pläne, da das neu formulierte Angebot noch von der Madrider Marktaufsicht CNMV abgesegnet werden muss.Über die Absichten des bisherigen Hauptaktionärs von Abertis mit 21,5 %, die Holding der Bank La Caixa, wollten sich die drei ebenfalls nicht äußern. Eine Zustimmung des Kreditinstituts wird allgemein erwartet, aber La Caixa sagte am Donnerstag, dass bislang keine Entscheidung getroffen sei.Castellucci wollte auch nicht die Rolle der spanischen Regierung kommentieren, die das ursprüngliche Angebot der Italiener sehr misstrauisch aufgenommen und der Operation mehrere Steine in den Weg gelegt hatte. Nachdem sich eine Einigung mit ACS abzeichnete, nahm Madrid von einem rechtlichen Einspruch gegen die Genehmigung der Atlantia-Offerte durch die CNMV Abstand.Die zuständigen Ministerien bemängelten, dass die Italiener angeblich nicht rechtzeitig die notwendige Genehmigung der Regierung für die Übernahme eingeholt hätten. Der Minister für Technologie, Alvaro Nadal, der wegen der Beteiligung von Abertis am Satellitenbetreiber Hispasat bei der Sache mitredet, glaubt nun, dass die Einigung zwischen Atlantia und ACS-Hochtief die “beste Lösung” ist. “Das macht Sinn”, sagte Nadal am Donnerstag.Castellucci bekräftigte, dass Atlantia sich im Zuge einer Kapitalerhöhung bei Hochtief mit 24,1 % an dem deutschen Baukonzern beteiligen wird und dazu Hochtief-Aktien von ACS im Wert von bis zu 2,5 Mrd. Euro übernimmt. Da Atlantia die knappe Mehrheit an Abertis halten will, müssen die Italiener künftig auch die 15 Mrd. Euro Schulden von Abertis in ihrer Bilanz auflisten. Hier liegt ein Vorteil für ACS und Hochtief in dem neu kreierten Deal, da die Konstruktion ihre Bonitätsnoten sichert. Umgekehrt muss Atlantia die gesamte Kaufsumme von 18 Mrd. Euro nun nicht allein stemmen. Die Italiener hatten sich gerade auch für 1 Mrd. Euro an Eurotunnel beteiligt und haben weitere Projekte, die Kapital benötigen.